Die Chroniken von Mondoria. Das Artefakt (German Edition)
wieder am gleichen Ort zusammen. Inzwischen waren die Gefährten in ein anderes Gasthaus gezogen. Es erschien ihnen besser, ihre Spuren ein wenig zu verwischen. Schließlich wussten sie nicht, wie das „Phantom“ reagieren würde, wenn es bemerkte, dass sich das Amulett gar nicht mehr in seinem Besitz befand. Lan Fu wartete bereits auf sie. Sein Gesichtsausdruck sagte nichts darüber aus, ob er Erfolg gehabt hatte. Nach einer kurzen und freundlichen Begrüßung bat er erst einmal um den Lohn für seine Bemühungen. Snip schob ihm einen gut gefüllten Beutel mit Münzen herüber, den der andere ungeöffnet in seinem Mantel verschwinden ließ. Vertrauen gegen Vertrauen. Dann schaute er Lan Fu erwartungsvoll an. Der legte eine kurze Kunstpause ein, um die Spannung noch ein wenig weiter zu steigern. Acht Augen hingen nun förmlich an seinen Lippen. „Es war nicht leicht“, begann er schließlich, „überhaupt etwas über das Amulett herauszufinden. Es ist zweifelsohne sehr alt und besteht aus einem Material, das mir gänzlich unbekannt ist. Ich vermute, dass es aus den Ländern stammt, die weit im Osten liegen. Aller Wahrscheinlichkeit nach besitzt es besondere Kräfte, über die ich aber nicht mehr in Erfahrung bringen konnte. Dazu braucht ihr einen Magier, der sich auf das Erforschen von Artefakten versteht. Rein zufällig weiß ich von solch einem Magier, der nicht allzu weit entfernt wohnt. Er könnte euch möglicherweise weiterhelfen.“ „Das ist ja nicht gerade viel, was du da rauskriegen konntest.“, erwiderte Snip nach einer kurzen Pause. Enttäuschung stieg in ihm auf. Insgeheim hatte er sich konkretere Informationen gewünscht. „Es tut mir leid, aber mehr war mir nicht möglich. Und ich bezweifle, dass jemand anderes in der Stadt noch mehr über das Amulett hätte herausfinden können. Ich will euch aber gerne den Weg zu dem Magier beschreiben. Das kostet nichts extra.“ Diesen letzten Satz sagte Lan Fu mit einem leichten Augenzwinkern. Die Gefährten berieten sich kurz. Dann kamen sie zu einem Ergebnis: Sie würden den Magier aufsuchen. Versuchen mussten sie es auf jeden Fall. Lan Fu griff in seine Tasche und holte eine Karte heraus, die er auf dem Tisch ausbreitete. Darauf waren Tramor und das Umland zu sehen. Östlich von der Stadt befand sich eine weitläufige Savanne, die dann irgendwann in hügeliges Land überging. Hier befand sich eine kleine Ortschaft. Südlich davon lag ein großer Wald. Auf den zeigte der Goblin. „Da lebt der Magier. Irgendwo in dem Wald solltet ihr ihn finden, wenn er denn gefunden werden will.“ Lan Fu grinste. „Ich würde euch allerdings empfehlen, nicht alleine durch die Savanne zu reisen. Da gibt es immer wieder Räuberbanden und andere Gefahren, denen man besser nicht alleine begegnet. Am sinnvollsten wäre es, wenn ihr euch einer der Karawanen anschließt, die regelmäßig nach Baseda reisen.“ So hieß die Ortschaft, die sie auf der Karte sahen. Snip musste bei diesen Worten an den Bären denken, dem er fast zum Opfer gefallen war, und fröstelte innerlich ein wenig. „Die Karawanen werden auch immer von einigen Soldaten begleitet und sind somit relativ sicher.“, ergänzte Lan Fu seine Ausführungen. Snips Stimmung stieg langsam wieder an. Das schien ihm ein guter Plan zu sein. Von Baseda aus würden sie sich dann auf eigene Faust zum Wald durchschlagen und nach dem Magier suchen. Nachdem sie noch ein paar Höflichkeiten ausgetauscht hatten, verabschiedeten sich die Gefährten von Lan Fu. Bikka rollte die Karte sorgfältig zusammen und verstaute sie in seiner Tasche. Dann verließen sie die Taverne. Am nächsten Morgen zeigte sich, dass es kein Problem darstellte, eine Karawane zu finden, die nach Baseda reisen wollte. Jede Woche brachen zwei bis drei Karawanen dorthin auf. Mitreisende konnten sich immer anschließen. So buchten sie vier Plätze für die nächste Karawane, die in zwei Tagen starten sollte. In der Zwischenzeit konnten sie sich noch in Ruhe mit allem Nötigen für die Reise eindecken.
Kapitel 15
Die Sonne stand noch nicht lange am Horizont, als Snip und seine Gefährten die Stadt verließen. Trotzdem hatten sich bereits zehn Fuhrwerke und knapp dreißig Reiter auf dem kleinen Platz draußen vor dem Ost-Tor eingefunden. Mit langsamen Schritten lenkten die vier ihre Tiere auf die Karawane zu. Für Nogg hatten sie zuvor ein kräftiges Pferd erworben, auf dem er noch etwas unsicher saß. Insbesondere die Orks fühlten sich wesentlich
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