Die Chroniken von Mondoria. Das Artefakt (German Edition)
ihn herum ragten zahllose Turmspitzen in den Himmel hinein. Über den Dächern von Quandala. Langsam kehrte seine Erinnerung zurück. Der Flug. Ein Kampf. Blut. Tod. Verderben. Bilder und Gedankenfetzen schossen durch seinen Kopf. Mühsam richtete er sich auf. Dann lächelte er. Es hatte funktioniert. Die Missgeburt von einem Hobgoblin lebte zwar noch, der Mörder seiner Familie. Doch seine Magie hatte funktioniert. Selbst über diese Distanz. Zufriedenheit stellte sich für einen kurzen Moment ein. Er wischte sich mit dem Ärmel den Schweiß von seinem kahlen Kopf. „Ich werde dich noch erwischen.“, sagte er leise zu sich selbst, „Aber jetzt muss ich mich erstmal meiner Entdeckung widmen.“ Leicht schwankend verschwand er im Turm.
Kapitel 28
Mit strahlenden Augen lief Bikka auf seine Freunde zu. „Ich hatte schon befürchtet, ich sehe euch nicht mehr wieder.“, begrüßte er sie. Dann umarmten sie sich allen Vorbehalten zum Trotz. An diesem Abend gab es viel zu erzählen, zahlreiche Fragen galt es zu beantworten. Bikka wollte haargenau erfahren, was sie alles erlebt hatten, und er beneidete die beiden ein wenig für ihr Abenteuer. Für ihn selbst war die Zeit recht eintönig vergangen. Warten eben. Nur der Tumult im Lager sorgte für ein wenig Spannung. Was sich da allerdings genau abgespielt hatte und wie das ganze ausgegangen war, das konnte er aus seiner Position heraus nicht erkennen. Am nächsten Morgen machten sie sich in aller Frühe auf den Weg zurück nach Quandala, um Kasko zu treffen und die Reise fortzusetzen. Bikka hatte die Wartezeit genutzt, um seine Karte noch ein wenig zu ergänzen. Zahlreiche Schleichwege und Geländemerkmale fanden sich nun darin wieder. Am späten Nachmittag erreichten sie den südlichen Rand der Ödnis. Kampflärm schallte ihnen schon von Weitem entgegen. Ganz langsam schlichen sie noch ein paar Schritte voran und lugten vorsichtig um die Ecke. Dort unten in der Ebene bot sich ihnen ein grausames Spektakel. Ein Trupp von vielleicht fünfzig quandalischen Soldaten hatte eine Gruppe von Grünhäuten gestellt und griff diese nun gnadenlos und mit höchster Effizienz an. Gerade rollte ein gepanzerter Wagen auf die Banditen zu. Die drei Beobachter staunten nicht schlecht, als sie feststellten, dass der Wagen weder gezogen noch geschoben wurde. Er bewegte sich von ganz alleine. Vorne ragte ein kurzes metallenes Rohr aus dem Wagen. Als der Wagen nur noch wenige Meter von den Gegnern entfernt war, schoss ein weißlich-roter Flammenstrahl aus dem Rohr. Sofort standen mehrere Grünhäute in Flammen. Wie lebende Fackeln rannten sie schreiend davon, nur um kurz darauf zusammenzubrechen. Der Geruch von verbranntem Fleisch wehte über das gesamte Schlachtfeld. Auch die anderen Grünhäute stoben panisch auseinander. Im nächsten Moment folgte eine Salve Pfeile, die die kaiserlichen Bogenschützen abgeschossen hatten. Sie trafen mit tödlicher Präzision und noch mehr Banditen gingen zu Boden. Schließlich setzte die Kavallerie zum finalen Angriff an. Mit gesenkten Lanzen und angelegten Schilden preschten sie auf die planlos herumlaufenden Grünhäute zu. Diese nahmen die Beine in die Hand und rannten. Die Soldaten folgten ihnen. Das sah nicht mehr nach einem Gefecht aus, da spielte vielmehr die Katze mit der Maus und genoss deren Todeskampf. Wenig später waren sie aus dem Blickfeld der drei Gefährten verschwunden. Die Kriegskunst der Quandalier beeindruckte Snip sehr, zugleich schockierte ihn die Brutalität, mit der sie vorgingen. Sie hatten ihr Wissen und ihre Kenntnis wirklich in Macht verwandelt. Und genau das machte sie zu überaus gefährlichen Gegnern. Um nicht auch noch einer Patrouille in die Arme zu laufen, warteten die drei noch, bis die Sonne untergegangen war. Dann huschten sie aus ihrem Versteck und liefen eilig zu dem Dorf, wo Kasko auf sie warten wollte. Nach einigen Stunden erreichten sie es. Erst mal durchatmen! Bikka schlich voraus, um Kasko ausfindig zu machen. Bald darauf saßen sie wieder vereint in einem alten Holzschuppen. Auch dieses Mal gab es viel zu erzählen. Natürlich achtete Snip darauf, dass sie dem Menschen nicht alles erzählten. Er war zwar so etwas wie ein Freund geworden, aber je weniger er wusste, desto sicherer war das für sie alle . Kasko war in der Zwischenzeit nicht untätig gewesen. Bei den Dorfbewohnern hatte er sich nach Schiffspassagen und anderen Reisemöglichkeiten zu den östlichen Inseln erkundigt. Dabei erfuhr er, dass
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