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Die Chroniken von Mondoria. Das Artefakt (German Edition)

Die Chroniken von Mondoria. Das Artefakt (German Edition)

Titel: Die Chroniken von Mondoria. Das Artefakt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Muther , Urs Muther
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die regulären Schiffe Grünhäute für gewöhnlich nicht mitnahmen. Allerdings gab es hier und da Seeleute, die sich nicht darum kümmerten, wen sie auf ihren Booten mitnahmen – solange nur der Preis stimmte. Kasko hatte sogar ein paar Namen von solchen Kapitänen erhalten. In aller Frühe machten sie sich auf den Weg. Snip und seine Gefährten durften sich wieder in den Wagen zwängen. Die Reise zur Küste war zum Glück nicht sehr lang. Bereits mittags wehte der salzige Geruch des Ozeans zu ihnen herüber. Vereinzelt kreiste eine Möwe am Himmel und stieß ihre markanten Schreie aus. Kasko steuerte den Wagen auf ein kleines Fischerdorf zu. Idyllisch lag es an einer kleinen Lagune. Nur ein gutes Dutzend Häuser stand hier. Netze hingen zum Trocknen auf Holzgestellen. Frauen sortierten Fische und packten sie in Kisten, die sie dann auf Wagen verluden. Einige Boote lagen im Hafen und schaukelten sanft auf den Wellen. Dabei war „Hafen“ sicher eine Spur übertrieben. Drei hölzerne Anleger ragten in die Lagune hinaus. An ihnen konnten die Boote festmachen. Wirkliche Schiffe verirrten sich so gut wie nie in die Lagune. Die Bewohner des Dorfes lebten in erster Linie vom Fischfang. Täglich fuhren die Fischer hinaus und kamen mit mehr oder weniger reicher Beute zurück. In den umliegenden Städten nahmen die Menschen gerne die Fische ab, so dass es die fleißigen unter den Fischern zu einem gewissen Wohlstand gebracht hatten. Noch besser ging es allerdings denen, die es nicht so genau mit dem Gesetz nahmen. Schmuggelei galt in dieser Gegend sicher nicht als Fremdwort. Und so manch einer hatte sich mit illegalen Waren oder auch mit dem Schmuggel von Personen eine goldene Nase verdient.
    Zu dieser Gattung Seeleute gehörte auch Käpt’n Jim. Natürlich war das nicht sein richtiger Name. Aber im Laufe der Zeit war der irgendwie verloren gegangen. Und heute kannte jeder den Seemann nur noch unter seinem Künstlernamen. Käpt’n Jim war nicht allzu groß und leicht untersetzt. Den schwarzen Bart hatte er in zahlreiche kleine Zöpfe geflochten, die wild aus seinem Gesicht abstanden. Man konnte fast meinen, dass sich ein Stachelschwein an sein Kinn klammerte. Auf dem Kopf trug er eine unförmige schwarze Wollmütze, die auch schon mal bessere Tage gesehen hatte. Sein Oberkörper steckte in einem weißen Rüschenhemd, wie es vielleicht in grauen Vorzeiten mal als modern gegolten hatte. An den Beinen trug er dicke Seemannshosen und feste Lederstiefel. Das linke Auge wurde von einer roten Klappe aus Stoff bedeckt. Wie sich später zeigte, trug er die Klappe mitunter auch rechts. Denn eine echte Verwundung eines Auges gab es offenkundig nicht. Aber mit Klappe wirkte er einfach gefährlicher. Der Käpt’n musterte die drei Grünhäute langsam von oben bis unten. „Nach Alisu wollt ihr? Ihr seht gar nicht aus, wie diese verrückten Forscher.“ Dabei spuckte er ein Stück Kautabak aus, das knapp neben Snip auf den Planken landete. „Aber mir soll egal sein, was ihr da wollt. Zweihundert Goldstücke, und ich bringe euch hin.“ Snip schluckte. Eine verdammt große Summe. Sie hatten zwar noch so viel Geld. Aber inzwischen waren ihre Vorräte erheblich geschrumpft. Und sie wussten nicht, was noch kommen mochte. „Guter Mann“, versuchte er also den alten Seebären zu einem Handel zu bewegen, „es ist gewiss eine weite Fahrt und ihr nehmt große Mühen auf euch, doch sollten einhundert Goldstücke für diese Leistung vollkommen ausreichen. Für zweihundert könnte ich ja glatt das ganze Schiff kaufen.“ Der Käpt’n lächelte. Ein Handel, das entsprach ganz seinem Geschmack. „Da mögt ihr in gewisser Weise Recht haben. Aber eine so gute und verschwiegene Crew werdet ihr sonst kaum finden. Und das hat natürlich seinen Preis. Aber weil ihr es seid, sagen wir 170 Goldstücke.“ So ging es eine Weile hin und her, bis die beiden sich schließlich auf 140 Goldstücke einigten. Immer noch ein stolzer Preis. Wie Ehrenleute gaben sie sich die Hand auf das Geschäft. Am Abend verabschiedeten sie sich dann von Kasko. Ihre Tiere durfte er behalten. Die konnten schlecht mit auf das Schiff. Für Bikka ein bitterer Moment. Ein Wolfsreiter gab sein Tier nicht her. Immer wieder tätschelte er dem Wolf den Hals. Von klein auf kannte er ihn. Viele Abenteuer hatten sie zusammen erlebt. Und nun musste er ihn einfach zurücklassen. „Ich werde mich gut um ihn kümmern.“, versprach Kasko. Und wenn ihr eines Tages zurück in unser Dorf

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