Die Chroniken von Mondoria. Das Artefakt (German Edition)
kommen solltet, dann bekommt ihr ihn natürlich wieder.“ Das stellte zumindest ein kleiner Trost für Bikka dar. Dankbar schenkte er dem Menschen noch die Karte von der Ödnis, die er angefertigt hatte. Er brauchte sie jetzt nicht mehr. Aber vielleicht konnte sie Kasko noch einmal gute Dienste leisten . Mit Sonnenaufgang standen sie am Anleger und betrachteten das Boot, das sie nach Alisu bringen sollte. Die „Lotusblüte“ entpuppte sich als alter klappriger Kahn. „Da steige ich nicht ein!“ Nogg verschränkte seine Arme vor der Brust und weigerte sich, an Bord zu gehen. „Es sinkt schon, wenn ich es nur anschaue“, protestierte er laut. „Bleib doch hier, wenn du Angst hast.“ Snip drehte sich demonstrativ um und schlenderte zum Boot. „Orks haben keine Angst!“ Nogg machte einen Schritt nach vorne und richtete sich zu voller Größe auf. Seine grüne Haut leuchtete in der Morgensonne, die Hauer glänzten gefährlich. So wie er da stand, sah es so aus, als könnte er mit einem Schlag die „Lotusblüte“ zertrümmern. Vorsichtig fischte Snip einen kleinen Gegenstand aus seiner Tasche. „Wasser ist nur etwas für Menschen, Elfen oder Nixen. Ein Ork hat auf solch einer Nussschale nichts verloren!“ Auf ein Handzeichen von Snip, ging Bikka ans Bord. „Vielleicht leben auf Alisu noch ein paar Elfen. Mit denen dürfen wir uns dann ganz alleine vergnügen.“ Snip konnte Nogg nicht sehen, hörte aber wie dieser laut schnaubte. Die Aussicht, gegen Elfen zu kämpfen, gefiel ihm. „Die 'Grasmücke' ist mit dir auch nicht untergegangen.“ „Ja, aber...“ Weiter kam Nogg nicht. Blitzschnell warf Snip ein Glasfläschchen vor die Füße des Orks. Es zerbrach und ein greller Blitz schoss hervor. Nogg wankte stark, blieb aber auf den Beinen. Erst jetzt drehte Snip sich um. Er konnte sich das Grinsen nicht verkneifen. Sein Leibwächter starrte stumpf geradeaus. „Komm mit“, befahl ihm Snip. Nogg setzte sich ohne zu murren in Bewegung. „Ich liebe diesen Zauberspruch.“, lachte der Goblin, während Nogg wie im Traum auf die „Lotusblüte“ stieg. „Leider hält die Wirkung nicht besonders lange an. Kapitän, setzen sie die Segel. Wir können jetzt fahren.“ Als wäre nichts passiert, gab Käpt`n Jim das Kommando die Segel zu setzen.
Das Boot war nicht unbedingt für die Fischerei gemacht. Eher taugte sie für den „Außenhandel“. Die Segel an dem einen Mast waren schmutzig weiß. Kajüten gab es nicht. Die Schlafplätze befanden sich auf dem Deck. Außer Käpt’n Jim gab es noch zwei Matrosen mit an Bord. Wortkarge, aber kräftige Gesellen. Mit geübten Handgriffen hissten sie das Segel, und der Käpt’n steuerte die „Lotusblüte“ direkt aufs offene Meer hinaus. Der Wind schien es gut mit ihnen zu meinen. Das Boot glitt leicht und schnell über die Wellen. Die Gischt spritzte am Bug hoch. Möwen umkreisten das Boot in der Hoffnung auf ein paar leckere Happen. Zwischendurch blieb ausreichend Zeit für das eine oder andere Pläuschchen. Snip versuchte ein wenig über die Insel herauszubekommen. Nach Käpt’n Jims Aussagen lebte dort schon lange niemand mehr. Früher vor hunderten von Jahren sollte es dort eine Zivilisation gegeben haben. Aber davon existierten jetzt nur noch Ruinen, die immer wieder versponnene Forscher und Schatzsucher anlockten. „Dabei ist die Insel ganz und gar nicht ungefährlich.“, fügte der Käpt’n hinzu, „Im Dschungel leben viele gefährliche Tiere und Monster. Selbst kleine Spinnen können tödliches Gift in sich tragen. Ganz zu schweigen von den großen Spinnen, die gerne mal einen Goblin zum Frühstück verspeisen.“ Dabei schaute er Snip mit einem funkelnden Auge an, musste aber kurz darauf selbst lachen. Dennoch schien etwas dran zu sein an seiner Warnung. Die Insel war weitgehend von einem dichten Dschungel überzogen. Und seine Bewohner mochten vermutlich keine Eindringlinge. So manch ein Forscher sollte dort schon auf Nimmerwiedersehen verschwunden sein. Über die Geschichte der Insel konnte Käpt’n Jim nicht viel berichten. Er lebte im Hier und Jetzt, was scherte ihn da die Vergangenheit – obwohl er andererseits für Legenden und vor allem Seemannsgarn durchaus etwas übrig hatte. Besonders gerne erzählte er Geschichten von seinem Bruder Käpt’n Jack: ein Pirat und ein mindestens genauso verrückter Hund wie Jim. Die Grünhäute hörten ihm gerne zu, obwohl sie bezweifelten, dass an diesen Geschichten viel Wahres dran war. So was gab es doch
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