Die Chroniken von Mondoria. Das Artefakt (German Edition)
entstanden ständig neue Dünen. Andere wurden ebenso schnell abgetragen. Das Gesicht der Wüste veränderte sich in kürzester Zeit von Grund auf. Bislang folgten die Gefährten der südwestlichen Handelsroute. Immer wieder begegneten ihnen die Hinterlassenschaften von Karawanen und anderen Reisenden. Anscheinend herrschte auf dieser Route reger Betrieb. Gegen Abend erreichten sie eine kleine Oase, wo sie die Nacht verbringen wollten: ihr letzter Haltepunkt auf der Handelsroute, die weiter nach Süden führte. Die Grünhäute hingegen mussten den Weg nach Westen einschlagen, wenn sie Gash erreichen wollten. Ein mulmiges Gefühl beschlich sie. Das Gerede von Geistern und todbringenden Ereignissen hatte doch einen tieferen Eindruck hinterlassen, als ihnen bisher bewusst war. Snip sah darüber hinaus noch eine weitere Gefahr: Das Kartenmaterial, das den Weg nach Gash beschrieb, hatte schon etliche Jahre auf dem Buckel. Aktuelle Karten ließen sich einfach nicht auftreiben, was nicht verwunderte, da bekanntlich jeder die Gegend mied. Was geschah aber, wenn die Wasserlöcher inzwischen ausgetrocknet waren oder wenn das Wasser sich als ungenießbar erwies? Der Goblin atmete tief durch und versuchte, diese beängstigenden Gedanken beiseite zu schieben, so gut es ging.
Am nächsten Morgen machten sie sich auf den Weg. Zwei Tagesreisen entfernt lag das nächste Wasserloch. Also hielten sie sich ran. Gegen Nachmittag veränderte sich plötzlich der ewig blaue Himmel. In kürzester Zeit wurde es zunehmend dunkler, bis sie die Sonne fast gar nicht mehr sehen konnten. Der Horizont war jetzt vollkommen schwarz. Und die Schwärze kam langsam und bedrohlich näher. Von einer Sekunde auf die andere frischte auch der Wind auf. Wie auf ein geheimes Kommando hin blieben die Kamele stehen und knieten sich hin. Dabei drehten sie ihre Köpfe von der dunklen Front weg. Offenbar wussten sie, was sie erwartete. Hastig stiegen die Grünhäute von den Tieren, legten sich hinter ihre massigen Körper und zogen sich die Kapuzen ihrer Mäntel tief ins Gesicht. Dann brach der Sandsturm los. Wahre Massen an Sand wehten und fegten über sie hinweg. Die Kamele nahmen das Spektakel mit stoischer Ruhe hin, was man von den Grünhäuten nicht gerade behaupten konnte. Angsterfüllt klammerten sie sich an den Tieren fest und beteten insgeheim zu ihren Göttern. Zwanzig Minuten dauerte das Tosen, danach hörte es schlagartig auf, und der Himmel erstrahlte wieder in dem altbekannten Blau. Froh über das Ende des Sturms schüttelten Snip und seine Freunde den Sand von ihren Kleidern. Es war schon erstaunlich, wo der feine Sand trotz entsprechender Kleidung alles hingelangt war. Vermutlich würden sie noch tagelang welchen entdecken. Neugierig schauten sie sich um. Die Umgebung sah nach dem Sturm ganz anders aus als vorher. Eine kleine Düne hatte sich ganz in ihrer Nähe aufgetürmt. Und sie schien immer noch in Bewegung zu sein. Snip sah sich das Schauspiel gebannt an. Plötzlich brach etwas unter dem Sand hervor. Eine grünlich graue scherenartige Klaue von der Länge eines Gnoms kam zum Vorschein. Kurz darauf folgte eine zweite, dann brach der Körper durch den Sand. Ein gewaltiger Skorpion stand nur wenige Meter von ihnen entfernt, den giftigen Stachel zum Angriff erhoben. Augenblicklich griffen die Grünhäute nach ihren Waffen und schauten die Bestie erwartungsvoll an. Der Skorpion öffnete fast aufreizend langsam seine Scheren und ließ sie wieder zuschlagen. Ein lautes Klacken entstand dadurch. Mehrmals wiederholte er diese Prozedur. Dann bewegte er sich tänzelnd auf sie zu. Bikka legte seinen Bogen an und schoss in schneller Reihenfolge mehrere Pfeile auf den Skorpion ab. Doch sie prallten alle wirkungslos an dem harten Panzer ab. Nogg schwang seine Axt und versuchte den Skorpion seitlich zu umgehen. Er musste an seine Weichteile kommen, wenn er ihn überhaupt verletzen wollte. Blitzschnell schoss der Schwanz der Bestie auf ihn herab. Gerade konnte er noch seinen Schild hochreißen. Der speerspitzengroße Stachel durchschlug den Schild mit Leichtigkeit. Ein Ruck, und er wurde aus Noggs Hand gerissen. Der hastete vorwärts und hieb dabei nach einem Bein des Monstrums. Wütend drehte sich der Skorpion und peilte den Ork erneut mit seinem Schwanz an. Bikka schoss unterdes weitere Pfeile ab. Diesmal zielte er tiefer und schaffte es, zwei Treffer unterhalb des Panzers an der weichen Unterseite zu platzieren. Der Skorpion zuckte bei den Treffern merklich
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