Die Chroniken von Mondoria. Das Artefakt (German Edition)
er sein Monokel aus der Tasche, führte es zum Auge und betrachtete ausgiebig die Kugel. Sein Gefühl hatte ihn nicht getrogen: Die Kugel leuchtete in einem kräftigen Rotton. Sie besaß Magie – und zwar nicht wenig. Vorsichtig untersuchte Snip die Kugel weiter, strich darüber, suche nach einem versteckten Mechanismus oder einer geheimen Inschrift. Doch er konnte nichts entdecken. Etwas wehmütig steckte der Goblin die Kugel in seine Tasche. ‚Darum kümmere ich mich später noch ausführlicher.’, versprach er sich selbst. Von Dugginworth III. sahen und hörten sie in den zwei Wochen nur sehr wenig. Fast den ganzen Tag über saß er an seinem Schreibtisch, hielt die Erlebnisse auf dem Grund des Sees akribisch in seinen Bücher fest, machte jede Menge Zeichnungen und brütete über einer Neukonstruktion seines Unterwassermobils. Dabei lebte er so sehr in seinem Element, dass er alles weitere um sich herum völlig vergaß. Nach zwei Wochen der Erholung traf dann das Schiff ein. Der Forscher freute sich, seinen Bruder mal wieder zu Gesicht zu bekommen Herzlich begrüßte er ihn. Dann stellte er ihn seinen Freunden vor. Jonathan Dugginworth war ebenfalls groß und schlank. Sein blondes Haar war zu einem Zopf nach hinten gebunden. Er steckte in einer Art dunkelblauer Uniform. Goldene Knöpfe verzierten den schweren Stoff und sorgten für einen sehr edlen Anblick. An der Hüfte baumelte ein langes dünnes Schwert, das dem seines Bruders ähnelte. Der Kapitän verneigte sich leicht vor den Grünhäuten, dann gab er ihnen die Hand. Kurze Zeit darauf saßen sie zusammen, aßen, tranken und erzählten sich von den jüngsten Ereignissen. Derweil lud die Crew des Schiffes etliche Kisten, Säcke und andere Dinge ab, die der Forscher für sein Leben auf der Insel brauchte. Anschließend transportierten sie einige andere Kisten wieder auf das Schiff: Fundstücke vermutlich. Am nächsten Morgen stachen sie in See. Die „Queen Freddie“ war ein schnelles und wendiges Schiff. Weniger für Seegefechte ausgelegt als für hohes Tempo. Obwohl, als wehrlos durfte man sie nicht beschreiben. Mehrere Ballisten fanden sich auf dem Deck, die bei angreifenden Schiffen verheerenden Schaden anrichten konnten, vor allem wenn man die Pfeile vorher in Brand setzte. Ihre stärkste Waffe lag aber in der Geschwindigkeit. Kaum ein Piratenschiff würde sie überhaupt erwischen können. Mit ihren drei Masten und den großen Segeln fing sie ausreichend Wind ein, um zügig und elegant zugleich über die Wellen des Ozeans zu gleiten. Die Gischt spritze am Bug schäumend hoch. Das ließ sich überhaupt nicht mit dem Schmugglerboot vergleichen, mit dem sie auf die Insel gekommen waren. Die Besatzung des Schiffs hatte keine Mine verzogen, als die Grünhäute an Bord kamen. Offenbar hatten sie Erfahrung mit ungewöhnlichen Passagiere. Viel zu tun gab es für die drei an Bord nicht. So verbrachten sie viel Zeit in ihrer Kajüte. Abends saßen sie mit dem Kapitän zusammen und erzählten sich gegenseitig von ihren Abenteuern. Jonathan Dugginworth hatte schon viel von der Welt gesehen. Alle Meere dieser Welt hatte er befahren und die sonderbarsten Wesen getroffen. Von freundlichen Insulanern bis hin zu äußerst gefährlichen Monstern, die ganze Schiffe auf einmal verschlingen konnten. Nach einigen Tagen näherten sie sich dem Festland. Im Gespräch mit dem Kapitän hatten sie entschieden, dass sie nicht in Quandala von Bord gehen wollten, sondern etwas weiter südlich. Dort lag am Rand der Wüste die Hafenstadt Tuch al Naraq. Von hier aus führten mehrere wichtige Handelswege nach Westen und Süden. Ein Großteil des Handels mit den südlichen Ländern lief über diese Stadt. Zahlreiche Schiffe machten jeden Tag hier fest, eine Vielzahl von Karawanen besuchte die Stadt. Hier tummelten sich Angehörige der unterschiedlichsten Rassen. Orks und Goblins verschlug es zwar eher selten in diese Gegend, auf der anderen Seite gab es aber auch keine wirklichen Vorbehalte gegen sie. Die Ödnis im Norden lag weit entfernt, und Probleme mit marodieren Orkstämmen hatte es seit Jahrhunderten nicht mehr gegeben . Als die „Queen Freddie“ im Hafen von Tuch al Naraq einlief, machten die drei Grünhäute große Augen. So viele Schiffe auf einem Haufen hatten sie noch nie gesehen. Der Hafen lag in einer lang gestreckten Bucht. Er war riesig und bot selbst den größten Schiffen Platz. Schier endlose Stege führten weit ins Meer hinaus. Zwischendrin wurden sie immer wieder
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