Die Chroniken von Mondoria. Das Artefakt (German Edition)
auf und gab spitze Schreie von sich. Die Scheren zuckten wild in der Luft. Wieder sauste der giftige Stachel auf Nogg zu. Mit einem waghalsigen Sprung brachte er sich in Sicherheit, kam damit aber in Reichweite einer der Scheren. Augenblicklich ließ der Skorpion die Schere vorschnellen und traf den Ork am Bein. Eine klaffende Wunde war die Folge. Nogg ging zu Boden. Triumphierend drehte sich der Skorpion noch ein Stück und richtete sich ein wenig auf. Diesmal würde der Stachel sein Ziel nicht verfehlen. Geifer lief dem Monstrum aus dem Maul. Genüsslich zog es den Schwanz zurück, um ihn im nächsten Moment vorschnellen zu lassen. Doch soweit kam es nicht. Nogg schleuderte in einem Akt der Verzweiflung seine Axt mit aller Kraft auf die entblößte Unterseite des Kopfes der Bestie. Mit einem knirschenden Knacken drang die scharfe Klinge durch das weiche Fleisch und grub sich tief in den Kopf des Skorpions. Die Bestie erstarrte. Ihre Augen wurden glasig, die Beine begannen zu zittern. Schließlich brach sie auf der Stelle zusammen. Blut lief aus der Wunde in den Sand und färbte ihn grünlich gelb. Nogg ächzte laut auf. Das Atmen fiel ihm schwer. Er hatte sich völlig verausgabt. Nachdem Snip seine Wunden versorgt hatte, musterte er den Skorpion eine Weile. Was für ein Riesenvieh! Besonders interessierte er sich für den Giftstachel. Vorsichtig hob er ihn mit dem Kurzschwert an und ließ ein paar Tropfen von dem Gift in ein leeres Fläschchen laufen. Mit einem Korken verschloss er es sicher und verstaute es dann in seiner Tasche. „Man weiß ja nie, wofür man das noch gebrauchen kann.“, erklärte er den beiden anderen. Arg gebeutelt machten sie sich wieder auf den Weg. Ohne weitere Zwischenfälle erreichten sie gegen Abend des zweiten Tages das eingezeichnete Wasserloch. Es entpuppte sich als kleine Oase. Ein paar Palmen standen dort herum, etwas Gras wuchs. Eine Echse huschte schnell vor ihnen weg. Froh über das Wasser tränkten sie die Tiere und schlugen sie ihr Nachtlager auf. Nach einem spärlichen Mahl legten sie sich schlafen. Bikka übernahm die erste Wache. Kurz darauf schliefen seine Gefährten. Gelangweilt putzte er seine Waffen und überprüfte immer wieder seine Ausrüstung, obwohl er eigentlich wusste, dass alles perfekt in Ordnung war. Auf einmal hörte er ein Geräusch. Es klang wie ein weit entferntes Heulen. Vielleicht auch ein Jammern, so genau konnte er das nicht erkennen. Dann herrschte wieder Stille. Angestrengt horchte er hinaus in die dunkle Nacht. Aber da ertönten nur noch die üblichen Laute der Wüste. Am nächsten Morgen erzählte er seinen Gefährten davon. Die schauten ihn etwas mitleidig an; denn sie hatten während ihre Wachen nichts gehört. In der nächsten Nacht drangen wieder heulende Geräusche an Bikkas Ohren. Dieses Mal kamen sie ihm lauter vor. Ihre Quelle befand sich offenbar näher. Hastig weckte er seine Gefährten. Etwas ärgerlich rappelten sie sich hoch und lauschten gemeinsam. Da, das Heulen ertönte wieder. Jetzt konnten es auch die anderen hören. Bikka hatte sich also nichts eingebildet. Unruhig legten sie sich wieder hin und versuchten trotzdem noch ein wenig zu schlafen . Zwei Tage später erreichten sie endlich ihr Ziel: Gash. Die Stadt musste dereinst eine ansehnliche Ausdehnung besessen haben. Zahlreiche Menschen hatten sie bevölkert und mit Leben erfüllt. Aber jetzt lagen die Gebäude in Trümmern. Weite Teile lagen unter dem ewigen Sand begraben. Die Grünhäute schauten sich ausgiebig um. Dennoch konnten sie kein Anzeichen von Leben entdecken. Die Stadt schien ausgestorben zu sein. „Wie geht’s jetzt weiter?“, unterbrach Nogg mit seiner Frage die Stille. Snip schaute ihn eine Weile wortlos an. Dabei überlegte er verbissen. Sein Verstand war gefragt. Eine weitere Gelegenheit, sich als Anführer zu profilieren. Doch im Moment hatte er nur eine sehr vage Idee, was sie zu tun hätten. Also sagte er: „Irgendwo hier in der Nähe muss das Grab sein, das wir suchen. Vielleicht finden wir in einem der Gebäude ja einen Hinweis darauf, möglicherweise sogar eine Karte oder etwas Ähnliches.“ Bikka nickte leicht. „Auf jeden Fall sollten wir uns erst einmal einen Platz suchen, wo wir unser Lager aufschlagen und die Nacht verbringen können.“ Der Vorschlag fand allgemeine Zustimmung, und so begannen sie, die Stadt zu erkunden. In einer alten Lagerhalle fanden sie genau, was sie suchten. Der hintere Teil war vor langer Zeit eingestürzt, aber im
Weitere Kostenlose Bücher