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Die Chroniken von Ninavel – Die Blutmagier

Die Chroniken von Ninavel – Die Blutmagier

Titel: Die Chroniken von Ninavel – Die Blutmagier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Courtney Schafer
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Tals geführt, wo die Noblen wohnten. Das war genau die Gegend, wo ich einen Magier vermutet hätte.
    Leider war der Zauber zu schwach, als dass er länger als einen halben Tag anhielt, und diese blöden Straßen wanden sich in endlosen Serpentinen den Hang hinauf. Da war es zermürbend, sich auf die zarten Wärmeschwankungen des Reifens zu konzentrieren und den richtigen Kurs beizubehalten. Ungeduld und Sorge rumorten in meinen Eingeweiden. Wenn ich Kiran nicht aufspürte, bevor der Zauber verlosch, würde ich ihn in diesem Terrassenlabyrinth niemals finden.
    In Ninavel waren die Häuser der Reichen durch bepflanzte Höfe und elegante Torwege getrennt. In Kost dagegen bauten die betuchten Bürger ihre Häuser aneinander, ohne den geringsten Zwischenraum zu lassen. Beim Blick auf die unteren Terrassen hatte ich gesehen, dass die Häuser winzige Höfe an der Rückseite hatten, in die nicht mal drei Blumentöpfe passten. Unten am Fluss standen nur hässliche Kastenbauten aus Holz, aber hier oben wurde nicht nur mit Holz, sondern auch mit Stein gebaut, und manche Häuser hatten ein Schieferdach. Es gab auch einige steile Parks mit Bäumen und üppigen Blumenbeeten.
    Der Nebel begann sich zu lichten. Bleiches Sonnenlicht drang durch den Dunst. Mir wummerte der Kopf, weil ich mich schon so lange angestrengt konzentrierte. Der Zauber ließ bereits nach. Verfluchter Mist, das Versteck musste doch längst in der Nähe sein. Ich war ja fast den ganzen Hang hinaufgestiegen.
    Endlich lenkte mich das Amulett zu einer Häuserreihe gleich neben einem schmalen, fast senkrechten Parkstreifen. Innerlich jubelte ich vor Erleichterung. Trödelnd stieg ich eine Steintreppe hoch, die sich durch den Park wand, und tat, als bewunderte ich eine Regenbogenkaskade aus Lerchenblumen.
    Die zehn Reihenhäuser unterschieden sich kaum von den zahllosen anderen, an denen ich vorbeigelaufen war. Sie warenaus grauem Stein, hatten drei Stockwerke und schmale Fenster, weiße Türstürze, Türen mit Schnitzwerk und Traufen. Drei von den zehn hatten Schnitzwerk, das nur der Zierde diente und keine Familienwappen oder andere Symbole enthielt, und das hieß, dass sie wahrscheinlich keinem Einheimischen gehörten. An einem dieser drei   – es stand in der Mitte der Häuserreihe   – waren Silberplatten mit Schutzzeichen angebracht, aber nicht nur an den Türen und Fenstern, sondern auch strategisch über das Dach und die Mauern verteilt. Alathische Standardware. Ein Eindringling würde nur gelähmt, nicht getötet, dafür waren sie aber meisterlich platziert. Der Schutz war tatsächlich lückenlos.
    Das musste das Haus eines Magiers sein. Ich überlegte, ob ich es wagen sollte, an dem Haus vorbeizugehen und mich mit dem letzten Funken Magie in dem Amulett zu vergewissern, dass Kiran dort war   – oder zumindest sein Hemd. Für den Magier wäre ich nur irgendein Arkennländer, aber wenn Pello dort war und mich zufällig sah, würde er mich sofort erkennen, trotz meiner Verkleidung. Verfluchter Mist, das Risiko war zu groß.
    Pello sollte zur Hölle fahren! Ständig kam er mir in die Quere und machte alles doppelt schwer. Warum hatte er nicht einfach nach Ninavel zurückkehren können, anstatt sich mit dem Magier einzulassen?
    Ich würde das Haus erst mal sorgfältig beobachten müssen. An einen lautlosen Einbruch war nicht zu denken. Aber was immer der Magier mit Kiran vorhatte, ohne Magie würde das nicht abgehen, und die konnte er in einem Haus mitten in der Stadt nicht einsetzen. Nein, zuerst würde er Kiran wegbringen müssen, und ich hatte demzufolge in Erfahrung zu bringen, wann es losgehen würde und wohin.
    Der rissige graue Kalkstein des Hanges, der das Fundament der Terrassen bildete, zog meinen Blick an. In den Spalten wurzelten Pflanzen, vom Farn bis zum Baum. Und am oberen Rand eines jeden Steilstücks klaffte ein rundes dunkles Loch.
    Als die Alather seinerzeit die Terrassen in den Steilhang des Parsischen Tals bauten, bohrten sie enge Tunnel durch den Fels, damit bei den schweren Regenfällen im Winter das Wasser abfloss und es nicht zu Erdrutschen kam. Der Tunneleingang, den ich im Auge hatte, war gerade groß genug, dass ich mich hineinzwängen könnte. Es wäre reichlich eng und unbequem, aber niemand würde mich sehen, und ich hätte das Haus des Magiers genau im Blick.
    Die richtige Stelle für einen Meuchelmörder. Wenn ich nur eine Armbrust hätte, würde ich dem Magier einen Pfeil ins Herz jagen. Aber nein, so dumm war ich nicht.

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