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Die Chroniken von Ninavel – Die Blutmagier

Die Chroniken von Ninavel – Die Blutmagier

Titel: Die Chroniken von Ninavel – Die Blutmagier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Courtney Schafer
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Wand. Die verlöschenden Flammen der Schutzzauber gaben seinen braunen Haaren einen Kupferton und warfen Schatten auf sein glattes Gesicht. »Mikail, du hast es gut gemacht. Der Fehler lag allein bei Kiran.« Sein Ton wurde streng. »Kiran, wäre das ein echter Zauber gewesen, hätte dein Fehler beim Bündeln für euch beide den Tod bedeutet.«
    K iran erschrak. Ruslan hatte recht. Nur für einen Augenblick war er unkonzentriert gewesen, und das Geschehen war ihm entglitten. »Es tut mir leid«, sagte er und schaute Ruslan ängstlich an. »Ich wollte das nicht. Es war nur   – das Wetter ist so schön   – Mero sagt, die Singvögel schlüpfen, und   …« Zu spät bemerkte er Mikails verstohlenes Kopfschütteln.
    Ruslans Miene verfinsterte sich. Er schritt durch den Raum und packte Kiran bei den Schultern. »Mero? Wer ist das?«
    Kiran schluckte. Mikails Gesichtsausdruck machte ihm klar, dass er etwas getan hatte, was Ruslan viel mehr erzürnte als der fehlgeschlagene Übungszauber. »Ich   … er   …«
    »Er ist der Junge des Kochs«, warf Mikail hastig ein, den Blick auf Ruslan gerichtet. »Wir unterhalten uns manchmal mit ihm, wenn er uns Essen aufs Zimmer bringt. Das ist alles.«
    Ruslan drehte sich um und sah Mikail an, dann wieder Kiran. »Ist das wirklich alles?« Sein Ton war sanft, sein Blick allerdings nicht. Kiran wusste, eine Lüge würde alles nur schlimmer machen, und Ruslan wusste immer, wenn er log.
    »Ich, äh, manchmal spiele ich mit ihm«, gestand Kiran und flüsterte vor Angst. Er mochte Mero, der anders als die übrigen Diener freundlich und redselig war. Mero wusste allerhand interessante Dinge, etwa wo die Vögel nisteten und wo sich nachts die Eidechsen versteckten. Und er führte Kiran gern vor, was er mit seiner Behaftung alles anstellen konnte.
    »Kiran.« Jetzt sah Ruslan nicht mehr zornig aus, nur noch enttäuscht, und er klang betrübt. »Was habe ich dir gesagt?«
    »Dass die Nathahlen nicht wie wir sind, dass sie dumm sind und wir uns mit ihnen nicht abgeben sollen. Aber Mero ist anders, er ist nett   …« Stotternd unterbrach er seine Erklärung, als er Ruslans Mund hart werden sah.
    »Ich habe dir gesagt, du sollst dich von ihnen fernhalten, Kiran, und du hast nicht gehorcht.« Ruslan sprach wieder streng, und sein Blick war kalt.
    » Ich dachte nicht, dass du Mero meinst«, rechtfertigte Kiran sich unglücklich. Er ließ den Kopf hängen, denn er wusste, was käme.
    »Es ist mein Fehler, Ruslan, ich hätte besser auf ihn aufpassen sollen.« Mikails graue Mandelaugen wurden groß vor Angst. »Kiran ist noch klein, er lässt sich manchmal durcheinanderbringen.«
    Ruslan sah ihn mit hochgezogenen Brauen an. »Dass du deinen Bruder beschützen willst, ist löblich, aber er ist alt genug, um sich richtig zu verhalten. Ich fürchte, ich muss ihm eine stärkere Lehre erteilen.« Er hob eine Hand. Kiran versuchte, sich zu wappnen, aber vergebens.
    Die Welt verwandelte sich in Feuer. Flammen verzehrten seine Haut und verkohlten sein Inneres, während er sich heiser schrie. Die Schmerzen waren so schlimm, dass er glaubte, wahnsinnig zu werden.
    Endlich ließen sie nach. Kiran lag wimmernd am Boden. Durch den Tränenschleier sah er Mikail an der Wand stehen. Er war totenbleich und hielt sich die Ohren zu.
    Starke Arme hoben Kiran auf und umfingen ihn warm. »Nun ist es gut«, sagte Ruslan zärtlich an seinem Ohr. »Alles vorbei.« Er drückte ihn an die Brust und strich ihm übers Haar.
    Weinend barg Kiran das Gesicht in den seidenen Falten von Ruslans Hemd. Der rieb ihm den Rücken und summte ihm etwas vor, bis Kiran nur noch leise schniefte.
    Ein zaghafter Finger berührte Kiran an der Schulter. Kiran hob den Kopf und sah in Mikails blasses, ernstes Gesicht. Ruslan zog den Jungen in seinen Arm.
    »Du wirst es dir nun merken, ja, Kiran? Du wirst mich nicht wieder zwingen, dir wehzutun?«
    Kiran nickte mit einem Kloß im Hals. »Und du«, sagte Ruslan zu Mikail, »gibst ihm ein gutes Beispiel. Keine Plauderei mehr mit Dienern.«
    »Ja, Ruslan«, antwortete Mikail ernst.
    »Gut.« Ruslan drückte beide noch einmal an sich und ließ sie los. » So. Nun wiederholt die Übung. Wenn du diesmal ordentlich bündelst, Kiran, werde ich deine Finger heilen.«
    Die Erinnerung brach abrupt ab und ließ Kiran verwirrt zurück. Seine Finger schienen noch zu schmerzen, und er hatte den Jasmin- und Zitronengeruch von Ruslans Haus in der Nase.
    Erst Augenblicke später fiel ihm auf, dass er sich

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