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Die Chroniken von Ninavel – Die Blutmagier

Die Chroniken von Ninavel – Die Blutmagier

Titel: Die Chroniken von Ninavel – Die Blutmagier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Courtney Schafer
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Unbehagen zog ihm den Magen zusammen, denn er musste plötzlich an die amüsierte Herablassung denken, mit der Simon ihm hinsichtlich der Zeichenbindung beigepflichtet hatte, und auch an die Begehrlichkeit in seinem Blick.
    Von einer Zeichenbindung befreite nur der Tod; Ruslans oder Kirans Tod, einer würde genügen. Wenn Simon Ruslan tötete, stand es ihm frei, Kiran auf die gleiche Weise an sich zu binden. Doch warum ihn nicht lieber umbringen, genau wie Ruslan?
    Bei seinem Gerede über das Exil und seine Pläne hatte Simon immer nur »ich« gesagt, nie »wir«. Die plötzliche Gewissheit straffte Kiran die Schultern: Simon war allein. Und ohne einen Partner konnte er keine gelenkten Zauber vollbringen   – darum also sein Eifer, einen geübten Lehrling an sich zu binden.
    Ruslans Kräfte überstiegen Simons jedoch um ein Tausendfaches, da er Mikail und Lizaveta hatte, um seine Zauber zu lenken, wohingegen Simon allein dastand. Wie konnte er bei solch einem Nachteil an einen Sieg glauben?
    Wenn Simon Ruslan vernichtete und Kiran auf irgendeine Weise fliehen könnte, solange er noch nicht an Simon gebunden war   … Einen Moment lang malte Kiran es sich aus: Er wäre wahrhaft frei   – beinahe unvorstellbar. Eine Schwindel erregende Aussicht entfaltete sich vor ihm. Er könnte sogar eine andere, unschuldigere Form von Magie entdecken, in ferne Länder reisen wie die Entdecker in den Büchern, die er und Alisa so gern gelesen hatten.
    Die Erinnerung an ihre klugen Augen und das wehmütige Lächeln schnürten ihm die Kehle zu und holten ihn in die Wirklichkeit zurück. Selbst wenn er wie durch ein Wunder von Ruslan und Simon freikäme, er bliebe ein Akheli. Das Akhelashva-Ritual hatte ihn mehr verändert als die Zeichenbindung, und nach allem, was er gelesen hatte, gab es kein Zurück. Er war immer schon eine Schachfigur mächtiger Magier gewesen, und eine gefährliche, aber einträgliche Ware für Männer wie Dev.
    Dev. Kirans Finger krallten sich in die Bettdecke. Wie er zu Gerran gekommen war, wusste er nur verschwommen, aber die letzten Augenblicke mit Dev sah er vollkommen klar vor sich. Keine Spur von Überraschung hatte er in Devs Gesicht gesehen, als er von Gerrans Schläger gepackt wurde. Dev hatte gewusst, was kommen würde   – und hatte ihn weder gewarnt, noch einen Finger gerührt, um ihm zu helfen.
    Finstere Wut wallte in ihm auf. Kiran drängte sie zurück. Es war bitter, sich so töricht zu sehen. Er hatte mit Verrat gerechnet und war doch so erleichtert gewesen, als Dev zur Hütte zurückkehrte. Da hatte er sein Misstrauen fahren lassen und beschlossen, ihm zu vertrauen.
    Ruslan hatte ihm immer wieder eingeschärft, den Nathahlen nicht zu trauen. Sie sind neidisch auf deine Kräfte und fallen bei e rster Gelegenheit wie die Schakale über dich her. Kiran hatte ihm nicht glauben wollen und lieber Alisas rosige Ansichten geteilt. Doch alle Versuche, sich ihre Ideale zu eigen zu machen, hatten in die Katastrophe geführt.
    Er schüttelte den Gedanken ab. Jetzt zählte nur noch eins: Er brauchte ein Mittel zur Flucht. Andernfalls würde er, falls Ruslan durch Simon umkäme, von einem unmenschlichen Meister zum nächsten wechseln. Warum er nicht gleich deinen Willen brach, als er dich zum Lehrling nahm, werde ich nie verstehen. Das waren Simons Worte. Kiran schauderte.
DEV
    In Kost zog am frühen Morgen meist dichter Nebel vom Fluss her durch die engen Kopfsteinpflasterstraßen. Sobald die Sonne hoch genug stünde, würde sich der Nebel auflösen, doch vorerst glich die Stadt einer Traumlandschaft mit verschwommenen Formen und hallenden Geräuschen. Ich eilte die Terrassen des südwestlichen Viertels hinauf. Der silberne Reifen, das Find-mich-Amulett, pulsierte warm an meinem Bizeps unter der groben braunen Wolljacke. Die war meine Verkleidung, denn jeder alathische Händler trug so eine. Die Alather tätigten ihre Geschäfte schon widerwärtig früh am Morgen, und viele Händler lieferten in den nebligen Gassen ihre Waren aus, sodass ich nicht weiter auffiel.
    Das Find-mich-Amulett war ein ganz harmloses Ding, das die Empfindlichkeit des Rates nicht stören würde. Es lief in etwa wie bei dem Suchspiel der Kinder, wo man »kalt« oder »heiß« ruft. Je näher ich dem Ziel kam, desto wärmer wurde der Reifen. Soweit klappte es also mit dem Haarfärbemittel. Das Amulett hatte mich von meinem Zimmer in einer unscheinbaren Schenke am Fluss in dieses feinere Viertel weiter oben amHang des Parsischen

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