Die Chroniken von Ninavel – Die Blutmagier
Magier und hat mich mit einem Zauber gezwungen, ihn mitzunehmen. Mir blieb gar nichts anderes übrig.«
Pello blickte immerzu von einem zum andern. Seine Überraschung war nur gespielt. Was er sonst noch dachte, konnte ich ihm nicht ansehen.
Cara stampfte auf mich zu. »Du denkst, dass ich dir noch ein Wort glaube? Los, verschwinde, bevor ich dich zum Fenster rauswerfe!« Sie zeigte mit ausgestrecktem Arm dorthin und sah mich drängend an.
Ich wollte mich nicht aus dem Staub machen, ohne wenigstens einen Hinweis zu haben, weshalb Pello gekommen war. Cara hätte keine Chance gegen ihn, wenn er die Absicht hätte, sie niederzuschlagen und zu Simon zu bringen. »Von wegen!«, erwiderte ich. »Kellan, dieser Mistkerl, hat mich doch gezwungen, den Konvoi im Stich zu lassen. Ich werde erst gehen, wenn du mir glaubst, dass das nicht wieder vorkommt.«
»Ich hab gesagt, du sollst verschwinden!« Ihre Frustration war echt.
Ich war so auf Pello konzentriert, dass mich ihr Stoß kalt erwischte. Ich verlor das Gleichgewicht, blieb mit dem Absatz an einer vorstehenden Dielenkante hängen und schlug mit dem Kopf an die Ecke des Fensterbretts, dass ich Sterne sah.
Ein eisenharter Griff zog mich in die Senkrechte. »Au«, murmelte ich und fasste mir an den schmerzenden Hinterkopf. Ich blutete.
Pello drehte mir den Arm um und fasste mir um die Taille. An der Seite spürte ich die unmissverständliche Kälte einer Messerklinge. »Ich werde ihn dir abnehmen«, sagte er zu Cara.
Sie war ein bisschen blass geworden. »Du brauchst dich nicht zu bemühen. Ich werde schon …«
»Das macht mir nichts aus«, fiel Pello ihr ins Wort und schob mich zur Tür. »Ich bin sehr gespannt auf Devs Geschichte. Vielleicht urteilst du zu hart und er konnte wirklich nichts dafür. Meldon hat mich ja auch irrtümlich verdächtigt.«
Cara wollte zur nächsten Erwiderung ansetzen, das spürte ich. Ich drehte den Kopf, und sie fing meinen Blick auf. Nicht!, drängte ich stumm und blickte betont zu dem Blutfleck am Fensterbrett. Damit würde sie mich überall finden, und sie wusste, wo ich meine Amulette deponiert hatte.
Sie machte die Augen schmal und schwieg. Khalmet sei Dank, ihr war in dem Moment nicht eingefallen, dass ich Kirans Amulett um den Hals trug, das nicht nur mich, sondern auchPello vor Find-mich-Zaubern verbarg, solange er bei mir war. Ich wollte nämlich gar nicht, dass sie mir nachspürte. Sie sollte auf keinen Fall mehr in Pellos Nähe kommen und schon gar nicht in Simons. Von Pello geführt, taumelte ich zur Tür hinaus. Vor Erleichterung war mir die pochende Kopfwunde fast egal. Wenn er mich zu Simons Haus brächte, würde ich den Knochenspalter einsetzen. Andernfalls durfte er mich sonst wohin verschleppen, solange Cara nichts passierte.
KIRAN
Mit einem Schrei wachte Kiran auf und rieb sich die Augen. Er hatte geglaubt, an Albträume inzwischen gewöhnt zu sein, doch die waren schlimmer geworden, seit Simon zuletzt in sein Gedächtnis eingedrungen war.
Er hatte sich überwunden und war seine Erinnerung an das Akhelashva-Ritual stundenlang durchgegangen. Ruslan hatte dabei keine Abwehrzauber eingesetzt oder auf andere Weise seine Schutzvorkehrungen aufgedeckt. Aber bei dem Bindungszauber hatte er Kirans intuitive Abwehr auflösen müssen, damit er wirkte.
Simon schien von Ruslans Wirkmuster ablesen zu wollen, wo der schwächste Punkt in Kirans Barriere lag. Das war jedenfalls die einleuchtendste Theorie. Simon würde ihn nach Arkennland mitnehmen, seine Barriere so weit beschädigen, dass Ruslan einen Ansatzpunkt bekam, und dann zuschlagen, wenn Ruslan sich gerade darauf konzentrierte, Kirans Abwehr vollends zu brechen. Es war schwer zu glauben, aber Simon hielt Ablenkung für ein ausreichendes Mittel, um Ruslan übertölpeln zu können. Doch Kiran war auch nichts Besseres eingefallen.
Eines war sicher: Ganz gleich, was Simon letztendlich vorhatte, er würde Alathien dafür verlassen müssen, da sonst dieRatsmagier eingriffen. Er würde also die Grenze überqueren und Kiran als Köder mitnehmen.
Kirans Versuch, Pello von seinem Dienst für Simon abzubringen, war wohl fehlgeschlagen, denn er war lange nicht mehr hereingekommen. Und Iannis blieb stur. Jetzt würde ihn nur eines retten können: Er musste den alathischen Magier an der Grenze auf sich aufmerksam machen. Eine Auseinandersetzung könnte Simon ablenken und Kiran die Flucht ermöglichen. Wahrscheinlicher war allerdings, dass die Alather ihn und Simon
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