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Die Chroniken von Ninavel – Die Blutmagier

Die Chroniken von Ninavel – Die Blutmagier

Titel: Die Chroniken von Ninavel – Die Blutmagier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Courtney Schafer
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Kenet schuldest«, sagte Pello. »Du brauchst nicht mal ihren Wandel abzuwarten.«
    »Ach, so einfach geht das?«, höhnte ich. »Der Rote Dal lässt keinen seiner Diebe gehen.« Mutter der Jungfrauen, ich brauchte Zeit zum Nachdenken. Und mein Hinterkopf schmerzte, als steckte ein Eispickel darin.
    Pello machte eine einladende Geste mit der freien Hand. »Mein Auftraggeber ist nicht nur reich, sondern hat in Ninavel auch großen Einfluss. Er wird dem Roten Dal ein Angebot machen, das er nicht ablehnen kann.«
    Klar, einem Blutmagier würde er nichts abschlagen. Nicht dass ich Pellos Versprechungen irgendeinen Wert beimaß. Er wollte mir eine Falle stellen.
    »Angenommen, ich lasse mich darauf ein. Was verlangt er von mir?«
    »Fürs Erste? Verkleide dich als Bote eines Ladenbesitzers und komm zur Gilpanis-Terrasse im Südwestviertel. Bei dem Haus, wo Eisblumen in den Türsturz geschnitzt sind, klopfe an den Lieferanteneingang. Sowie du drinnen bist, erfährst du mehr.«
    Ja, klar. Diese Eisblumen hatte ich von dem Abflussrohr aus schon stundenlang betrachtet. Er wollte mich also in Simons Haus locken. Einmal drinnen, würde Simon meine wahren Absichten aus mir herauszwingen. Jetzt kapierte ich. Wenn ich freiwillig bei Simon auf der Matte erschien, ersparte Pello sich das Risiko aufzufallen, während er mich mit vorgehaltenem Messer vor sich her schubste.
    Er beobachtete mich so gespannt wie eine Sandkatze auf der Jagd. »Falls du zusätzlichen Ansporn brauchst   – ich glaube, du hast ein Konto im Hause Krummtor. Schau morgen hinein. Die Summe hat sich erhöht. Ein kleines Geschenk meines Auftraggebers.«
    Mir gefror das Blut in den Adern. Krummtor war das alathische Bankhaus, bei dem ich den Lohn aus Brens Auftrag deponiert hatte. Wenn Pello sich zu meinem Konto Zugang verschafft hatte, dann konnte er es auch leeren. Seine Botschaft war klar. Weigerst du dich, dann bist du pleite.
    Wenn er glaubte, er könnte mich genauso verarschen wie Jylla, dann hatte er sich geschnitten. Ich blickte ihn finster an. »Du willst, dass ich darüber nachdenke? Dann verzieh dich jetzt mal. Ich hab höllische Kopfschmerzen. Im Augenblick will ich nichts weiter als einen Schmerzstiller und einen Schnaps.«
    »Dann denk nach. Aber ich warne dich, mein Angebot steht nur bis morgen früh. Mein Auftraggeber ist großzügig, aber ungeduldig.« Durch eine flinke Bewegung verschwand das Nachtsternmesser in seinem Ärmel. Er ging einen Schritt rückwärts und verschwand dann in den Kistengassen.
    Nachdem ich ein Weilchen gewartet hatte, kletterte ich an den Kisten hoch und spähte über den Hof. Es war nichts zu sehen außer dichten Nebelschwaden. Geduckt sprang ich von Stapel zu Stapel, obwohl mir bei jeder Landung ein stechender Schmerz durch die Birne fuhr. Pello, dieses dreckige Arschloch! Schlimm genug, dass er über Melly Bescheid wusste, aber wenn er das Simon gesteckt hatte …
    Ich zwang mich zur Ruhe. Solange Simon in Alathien war, konnte er Melly nichts antun. Und genau da würde er auch bleiben, wenn unser Plan gelänge. Und was das Geld anging, daswürde ich wegschaffen, sowie das Bankhaus morgen früh öffnete.
    Aber wohin? Pello hatte das Konto bei Krummtor gefunden, er würde auch jedes andere finden. Und den ganzen Zaster bei sich zu tragen oder irgendwo zu verstecken wäre eine Riesendummheit. Auch in Kost gab es Diebe, wenn auch keine behafteten.
    Diese Sorge schob ich erst mal beiseite. Jetzt kam es darauf an, Cara zu finden. Möglichst bevor sie Dummheiten anstellte, wie zum Beispiel Pello hinterherlaufen, um mich zu retten.
    Mit Kirans Amulett um den Hals war ich mittels Magie nicht aufspürbar, aber Pello war auf Magie bestimmt nicht angewiesen. Ich lief im Kreis, ging Wege zurück, kletterte über Dächer und überquerte Grundstücke, bis ich sicher war, dass mir niemand folgte, dann verzog ich mich in unser Schlupfloch.
    Das Lagerhaus, das ich dafür ausgesucht hatte, war das kleinste von dreien im Hof eines Tuch- und Pelzhändlers. Da der Winter vorbei war, hatte sich die Nachfrage nach Pelzen verringert, und der Importeur hatte sie bis zum nächsten Winter dort eingelagert. Das hieß, dass niemand hereinkam, und keiner würde die paar Pelze vermissen, die ich nach oben unters Dach verlagert hatte. Der Hof war gut geschützt, aber wie bei Gerran konnte ein guter Kletterer die Schutzvorrichtungen umgehen. Unser Plätzchen hatte ich meinerseits mit Schutzzaubern versehen, die auf mich und Cara nicht anschlugen.

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