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Die Chroniken von Ninavel – Die Blutmagier

Die Chroniken von Ninavel – Die Blutmagier

Titel: Die Chroniken von Ninavel – Die Blutmagier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Courtney Schafer
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verhafteten. Doch lieber säße er in einem alathischen Gefängnis und ließe sich vom Rat hinrichten, als Simons willenloser Sklave zu werden.
    Kiran ging zur Tür und hielt das Ohr so nah er es eben wagte an das von Schutzzeichen überzogene Holz, um zu lauschen. Da von draußen nichts zu hören war, kehrte er zum Bett zurück und kniete sich neben einen der dicken Pfosten. Weiter unten war die Schnitzerei mit roten Granaten verziert.
    Noch ein kurzer Blick zur Tür, dann holte er den Holzsplitter aus dem Versteck zwischen Bettrahmen und Wand. Den hatte er mit der Kante seines Armamuletts an der Unterseite des Tisches herausgebrochen. Er war nicht sehr lang, aber hart und verjüngte sich zu einem stumpfen Ende. Nicht das ideale Werkzeug, um einen Granaten herauszuhebeln, aber er hoffte, es mit Geduld zu bewerkstelligen.
    Magie in Gegenstände zu binden ist eine Kunst, die auch ein minderbegabter Magier erlernen kann, hatte Ruslan einmal gesagt, als Kiran seine Lehre gerade begann. Sie aber fest zu binden, sodass sie nicht mit anderer Magie reagiert, und sie optimal einzuspeichern, sodass der Gegenstand die größtmögliche Menge aufnimmt, ohne zu brechen, das erfordert nicht nur Talent, sondern auch viel Übung.
    Kiran und Mikail übten damals wochenlang, Magie in alle möglichen Gegenstände zu binden. Ruslan ließ sie selbst entdecken, dass Metalle und Edelsteine viel mehr aufnehmenkonnten als andere Stoffe, dafür aber mehr Feingefühl beim Einspeichern verlangten, da sie sonst sprangen.
    An einem Nachmittag speicherten sie die Kräfte absichtlich schlecht und warfen die fehlerhaften Steine dann gegen die geschützten Wände des Übungsraumes. Auch der kleinste verglühte, als er mit der Magie in Berührung kam. Das war ein Spaß gewesen! Sie wetteiferten, wer den größten Blitz zustande brachte. Ruslan tadelte sie schließlich, weil sie Kräfte vergeudeten und sich vor dem Üben drückten, aber er tat es nicht so streng wie sonst. Ein Magier sollte sich nicht scheuen zu experimentieren, hörte Kiran ihn an dem Abend zu Lizaveta sagen.
    Die kleinen Granaten des Bettpfostens konnten nur eine entsprechend geringe Menge Magie aufnehmen, quasi nur einen Tropfen. Sie würden dennoch den alathischen Grenzschutz alarmieren, denn Kiran gedachte, eine fehlerhafte Bindung zu erzeugen. Zwar konnte er keine Zauber wirken, das hatte Simon blockiert, aber Kiran konnte sein Blut als Leiter benutzen und somit etwas von seiner Ikilhia in die Steine einspeichern.
    Danach brauchte er die Granaten nur noch am Körper zu verstecken. Den Rest erledigten die alathischen Wachzauber am Grenzübergang. Deren Reaktion würde dem Grenzmagier nicht entgehen.
    Mit einem bitteren Lächeln brach er einen Granatsplitter aus dem Holz. Nach all dem strengen Beharren auf Akkuratesse beim Zaubern war es nun Schludrigkeit, was ihn retten würde. Wer hätte das gedacht?
DEV
    Mit dem Messer an meinen Rippen steuerte mich Pello durch den Schankraum der Silberader. Zu dieser späten Stunde hockten da nur noch eine Handvoll Leute, die sich an ihrem letzten Bier festhielten. Keiner drehte den Kopf nach uns, aber der Schankbursche bemerkte meine blutigen Haare und kam besorgt hinter der Theke hervor. Mit der raschen Erklärung, ich sei nur ausgerutscht und er werde mich sofort zu einem Heiler bringen, wies Pello ihn zurück.
    Einen Heiler hätte ich gut brauchen können. Mein Blick war nicht mehr verschwommen, aber bei dem Wummern im Hinterkopf ging das Denken nur schleppend. Ich hielt an meinem Plan fest: einen möglichst großen Abstand zwischen Pello und Cara bringen und kurz vor Simons Haus die Klinge ignorieren und zum Knochenspalter greifen.
    Doch statt mich zum wohlhabenden Stadtviertel hinaufzuschleifen, brachte er mich nach Osten zu den Anlegestellen am Fluss. Seine Klinge hielt immer schön Kontakt mit meiner Seite, und seine Finger um meinen Arm drückten auf einen Nerv. Pello bräuchte den Druck nur ein bisschen zu erhöhen, dann würde ich in die Knie sinken. Also lief ich fügsam wie ein Packpferd neben ihm her und nutzte die Zeit, um meine fünf Sinne zusammenzunehmen. Die feuchte Kälte drang durch meinen blutigen Kragen, sodass ich ständig fröstelte. Hinter Wolkenfetzen schien ein fetter Mond. Der Flussnebel hatte sich noch nicht ausgebreitet, würde aber bald durch die Straßen ziehen.
    Vielleicht war der Knochenspalter nicht die einzige Lösung. In meinem Zustand würde ich nicht schneller rennen können als Pello, aber im Schutz des

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