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Die Chroniken von Ninavel – Die Blutmagier

Die Chroniken von Ninavel – Die Blutmagier

Titel: Die Chroniken von Ninavel – Die Blutmagier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Courtney Schafer
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wird. Ich warf ihm die Zügel in den Schoß.
    »Denk dran und halte dich bedeckt. Tu nichts, was Aufmerksamkeit erregt, weder gegenüber Pello noch sonst jemandem. Und bleib dicht bei mir. Gib ihm keine Gelegenheit, dich allein anzutreffen.« Wenn es Pello gelänge, Kiran eine Unterhaltung aufzuzwingen, hätte er nach fünf Minuten heraus, dass Kiran ein Nobelsprössling war.
    Er nickte ernst und entschlossen. Ich lenkte mein Pferd an den steilen Hang. Es war Zeit, mit dem Unterricht im Geländeritt zu beginnen, für den Fall, dass uns neugierige Augen folgten. Dabei würde ich im Hinterkopf unsere kleine Unterhaltung auswerten. Bislang ergab sich daraus ein ganzer Strauß neuer Fragen, und die wichtigste war: Wer in Ninavel konnte Kiran solche Angst einjagen, dass er nervös war wie eine Ratte in der Falle?
KIRAN
    »Hier, dein Frühstück.« Dev warf Kiran ein Stück Brot zu.
    Fast hätte Kiran bei dem düsteren Dämmerlicht danebengegriffen. Er hatte noch keine so unappetitliche Mahlzeit gesehen. Das Brot war steinhart und mit dunklen Stücken durchsetzt, die hoffentlich bloß Datteln oder Nüsse waren. Nicht zu vergleichen mit den honigbeträufelten Zimtkeksen oder den Kelnarnussbrötchen, die er sonst aß. Ihm knurrte der Magen.
    Dev gab schief grinsend zu erkennen, dass er genau wusste, was Kiran dachte. »Iss auf, Kellan. Du wirst deine Kräfte brauchen.« Er deutete mit dem Daumen auf die Pferde, die sie soeben gesattelt hatten.
    Kiran verkniff sich ein Stöhnen. Er war schon wund geritten und spürte das bei jeder Bewegung. Dabei hatte er gestern noch so unbekümmert gedacht, die körperliche Arbeit könne so schlimm nicht sein. Ein bitterer Irrtum.
    Dev kicherte herzlos. »Tut weh, was? Keine Sorge, in ein paar Tagen wird’s besser. Vergiss nur nicht, bei jeder Pause, die wir einlegen, die Muskeln zu dehnen, wie ich es dir gezeigt habe.« Er steckte sich einen Bissen Brot in den Mund und hob einen Vorratssack auf den Wagen.
    Der Anstieg aus dem Malerischen Tal war täuschend langsam vonstatten gegangen, und der Konvoi war schon vor der nächtlichen Rast über die Höhe der Stadttürme hinausgelangt. Unten in der Wüste schimmerten blass die Magierlichter Ninavels in der Dämmerung. Obwohl Kiran seine mentale Barriere mit ganzer Kraft hochhielt, sah er den Zusammenfluss der Erdkräfte unter der Stadt vor seinem inneren Auge lodern wie einen Feuersee. Er sah ihn zum ersten Mal in seiner ganzen wilden Pracht von oben. Innerhalb der Stadt war ihm die Vibration der Ströme so selbstverständlich gewesen wie die Luft, die er atmete. Erst jetzt konnte er erfassen, warum sich nur die stärksten Magier diese Kräfte zunutze machen konnten und auch die nur mit einigem Abstand.
    Der Boden, auf dem er jetzt stand, fühlte sich vergleichsweise tot an. Was die Berge anging   … Kiran drehte sich um. Die Weißfeuerberge ragten vor ihm auf. Die verschneiten Gipfel leuchteten rot. Sehr schön, aber vom Standpunkt des Magiers besehen völlig inaktiv. Nach allem, was er gelesen hatte, galt das auch für Alathien. Kiran leugnete die brennende Sehnsucht. Er hatte nicht die Absicht, in Alathien zu zaubern und eine Entdeckung durch den Rat zu riskieren. Die Alather waren nicht dafür bekannt, dass sie gegen Ausländer, die verbotene Magie wirkten, Gnade walten ließen.
    Das Rot wandelte sich zu Gold, als die Sonne über dem Ostrand des Tals erschien. Kirans Herz schlug heftig. Wenn sich Lizaveta in ihrem Briefchen nicht geirrt hatte, würde Ruslan jeden Augenblick nach Ninavel zurückkehren. Und wenn er feststellte, dass Kiran nicht mehr da war …
    Das Brot lag ihm wie Asche auf der Zunge. Abrupt stand er auf und ging, um die Riemen am Vorratswagen festzuzurren. Zu spät bemerkte er, dass Cara ihn dabei beobachtete.
    »He, Junge, du siehst heute ein bisschen angekratzt aus. Bist du etwa jetzt schon gemein zu ihm, Dev?«
    »Gemein? Ich? Du kennst mich doch, ich bin die Freundlichkeit in Person.« Dev gab die gekränkte Unschuld und warf Kiran einen Blick zu. »Er wird schon klar kommen. Er ist es nur nicht gewohnt, auf hartem Boden zu schlafen, stimmt’s, Kellan?«
    Kiran nickte und versuchte, Devs lässige Pose nachzuahmen.
    Dev schwang sich mit geübter Leichtigkeit in den Sattel. »Seine Familie war in der Buchbinderbranche, weißt du. Die kennen keine Härten«, sagte er zu Cara.
    Kiran bestieg mühsam seinen Wallach und ließ sich unter Schmerzen auf dem Sattel nieder. Fast biss er sich die Wange durch, sonst hätte er

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