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Die Chroniken von Ninavel – Die Blutmagier

Die Chroniken von Ninavel – Die Blutmagier

Titel: Die Chroniken von Ninavel – Die Blutmagier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Courtney Schafer
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den Rest meines Lebens mit Klettern verbringen wollte.« Die schwindlige Erregung wirkte bei mir wie die Suchtstoffe, die Tavian verkaufte. Ich hätte nicht geglaubt, mich je wieder so zu fühlen, nachdem ich die Behaftung verloren hatte. »Sethan und ich kletterten viel miteinander, wurden Freunde, und im nächsten Jahr nahm er mich als Lehrling.« Nachdem Jylla und ich Tavian getötet hatten. Aber davon erfuhr Sethan nichts.
    »Bei ihm wurdest du Vorreiter. Und später starb er dann bei einem Steinschlag?«
    »Ja«, sagte ich barsch und knapp. Eher würde in Shaikars Hölle die Sonne scheinen, als dass ich mit jemandem über das Unglück redete, schon gar nicht mit Kiran.
    Falls er die Warnung in meinem Ton hörte, ging er darüber hinweg. »Aber wenn Sethan tot ist, wieso brauchst du dann seinetwegen Geld?«
    Verflucht noch eins. Ich hatte vergessen, dass er meinen Streit mit Cara gehört hatte. Ich blieb stehen und sah ihn so drohend wie möglich an. »Das geht dich überhaupt nichts an.« Ich würde doch nicht meine Geheimnisse vor einem Lügner wie ihm ausplaudern! Schon gar nicht, da nicht abzusehen war, wessen Ohren sie am Ende noch aufschnappten, wenn Gerran ihn verraten sollte.
    »Nein?« Seine Miene schwankte zwischen trotzig und flehend. »Mein Leben hängt davon ab, wie dringend du das Geld brauchst. Wie kann ich mich darauf verlassen, dass du mich nicht verrätst, wenn ich den Grund nicht kenne?«
    »Denk doch nur mal nach! Glaubst du, ich hätte den Konvoi verlassen, meinen Beruf damit aufgegeben und würde es riskieren, von einem Blutmagier umgebracht zu werden, wenn das Geld für mich nicht lebenswichtig wäre?«
    Kiran zog die Brauen zusammen. »Ich bedauere wirklich sehr, dass es dich so viel kostet, mir zu helfen. Mein Angebot steht. Wenn ich in Kost etwas für dich tun kann, bitte sag es mir.«
    Mein Blick fiel auf seinen verbundenen Arm, und meine Wut legte sich. Egal, wie seine Motive aussahen, er hatte mir heute eine schwere Verletzung oder Schlimmeres erspart. »Wenn mir was einfällt, ja.« Ich ging weiter.
    Er holte Luft, aber bevor er ein anderes unangenehmes Thema aufbringen konnte, platzte ich mit einer Frage heraus.
    »Ruslan hat dich also aufgezogen. Wie alt warst du, als er dich in die Lehre nahm?« Ich wusste nicht, wie das bei Magiern lief, und muss zugeben, dass ich neugierig war.
    »Fünf, höchstens sechs. Ich weiß es nicht genau.« Kiran seufzte. »Ich erinnere mich an nichts, was vorher war. Ruslan sagte immer, das läge daran, dass mein Leben bei ihm erst richtig angefangen habe.«
    »Hu.« Was für ein mieser, manipulativer Bockmist! Der Rote Dal quatschte seine Behafteten mit ähnlichem Zeug voll, und wir hatten das damals auch nicht durchblickt. Ich erstickte einen Funken Mitgefühl. »War es schwer, zaubern zu lernen?« Die Behaftung zu gebrauchen war so leicht wie Atmen, aber nach allem, was man so auf der Straße hörte, war Zaubern anders, auch für mächtige Magier.
    Kiran wollte gerade antworten, als wir an ein Geröllfeld gelangten und er sich konzentrieren musste, um den Arm stillzuhalten. »Manchmal«, sagte er schließlich angestrengt. »Man muss vieles lernen: wie man Zauber konstruiert und wie man sie ausführt. Schon ein kleiner Fehler im Wirkmuster kann für beide zu einem tödlichen Rückstoß führen.«
    »Klingt zauberhaft«, murmelte ich und stutzte dann. »Für beide? Du meinst, weil für schwierige Zauber zwei Magier nötig sind?«
    »Ja. Einer lenkt die Magie nach dem festgelegten Muster, der andere bündelt sie mit seiner Willenskraft.«
    »Wie fühlt sich das an?« Mir rutschte die Frage heraus, bevor ich mich eines Besseren besinnen konnte. O ihr Götter, meine Behaftung zu spüren war die reinste Freude gewesen. Bei dem Gedanken packte mich eine wilde Sehnsucht.
    Kiran schwieg für einen Moment. »Herrlich«, antwortete er dann. Dieselbe Antwort, die ich am Brudermörder gegeben hatte, und die Wehmut, die ich heraushörte, war die gleiche wie meine.
    Aber er redete über Magie, nicht über etwas so Harmloses wie Klettern. »Wie viele gelenkte Zauber führt ein Blutmagier aus?« Das war die nettere Art zu fragen, wie viele Leute er umbrachte.
    Er antwortete nicht gleich. »Ich habe nur Übungszauber ausgeführt, wo man nicht die volle Kraft braucht. Aber ich denke, Ruslan tut es recht häufig.«
    Ich überlegte, was »recht häufig« heißen konnte. Wie viele Leute verschwanden täglich in Ninavel? Ich dachte an die Elendsviertel, die Bettler,

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