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Die Chroniken von Ninavel – Die Blutmagier

Die Chroniken von Ninavel – Die Blutmagier

Titel: Die Chroniken von Ninavel – Die Blutmagier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Courtney Schafer
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wenn Kiran sich konzentrierte, spürte er durch seine Barriere eine tiefe Vibration, die ihn vor einer stillen Macht warnte. Er wünschte, er könnte die Barriere senken und die Grenze eingehend untersuchen. Er hatte viele Lehrbücher über die alathischen Abwehrzauber gelesen, und über deren Stärke waren sich alle einig, aber niemand kannte ihre Beschaffenheit oder die Quelle der enormen Kraft.
    Kiran hatte dazu eine eigene Theorie. Sie fußte auf einer abfälligen Bemerkung Ruslans über die Alather, die seiner Meinung nach kleinkarierte Narren waren, die von ihnen unverstandene Kräfte gebrauchten. Gewisse historische Abhandlungen sprachen von fremden Artefakten, die man im fernen Westen entdeckt habe, die Überbleibsel einer untergegangenen Zivilisation. Die meisten seien nutzlos oder unbrauchbar gewesen, ein paar aber nicht, und diese wurden als erstaunlich wirkungsvoll beschrieben, so als habe eine ganze Schar Magier an ihrer Erschaffung gearbeitet. Kiran vermutete, dass die Alather solch ein Artefakt besaßen und für ihre Zwecke zu nutzen verstanden. Freilich verriet ihm das nichts über die Beschaffenheit des Grenzwalls. Wie konnte ein passiver, an einen Gegenstand gebundener Zauber eine Barriere von solcher Kraft erzeugen? Nicht einmal das reinste Metall konnte so viel Kraft speichern.
    Vielleicht bei einem spiralförmigen Wirkmuster? Kiran erinnerte sich an den Sog der Wirbel im Granatfluss.
    »Kost liegt stromabwärts im Süden«, sagte Dev und löste Kirans Gedanken von dem faszinierend eleganten Muster, das in seinem Kopf Gestalt annahm. »In der nächsten Biegung verbreitert sich die Schlucht und hat einen seitlichen Ausläufer, in dem wir zum Elenn hinuntersteigen können.«
    Dev hielt inne. Seine grünen Augen bekamen etwas Verschlagenes, bei dem Kiran nervös wurde. »Du hast neulich gesagt, dass ich mich höchstens fünfhundert Schritt von dir entfernen darf, sonst kann Ruslan mich erwischen. Wie schnell würde er mich denn finden? Es wäre nämlich sicherer, wenn ich dich ein gutes Stück vom Grenzposten entfernt verstecke, bevor ich nach Kost reinlaufe und mit Gerran rede. Sonst könnten die Grenzer auf dich aufmerksam werden.«
    Kirans Nervosität nahm zu. Dev wollte ihn loswerden, bevor sie zum Grenzposten kamen? Unwillkürlich schaute Kiran über die Schlucht zu dem stillen Wald auf der anderen Seite.
    Er war der Rettung so nah   – er hatte kaum daran geglaubt, überhaupt so weit zu kommen. Umso schrecklicher wäre es, jetzt noch seiner Freiheit beraubt zu werden. Doch ihm war noch immer nichts eingefallen, was er Dev anbieten könnte, damit der sein Wort hielt. Er hatte den vergangenen Abend als vielversprechenden Anfang eines besseren Verhältnisses empfunden, doch nachdem er Ikilhia gezogen hatte, um seinen Arm zu heilen, hatte Dev wieder sein undurchdringliches Gesicht aufgesetzt und sich allen Versuchen, eine freundschaftliche Unterhaltung in Gang zu bringen, widersetzt.
    Wenn er eine Möglichkeit fände, Dev seine Behaftung zurückzugeben! Doch soweit Kiran wusste, ließ sich das nicht einmal mit Magie bewerkstelligen. Die Idee einer Lüge hatte er verworfen. Selbst wenn Dev ihm glaubte, würde er ihn sofort an die Alather verraten, wenn das Versprechen nicht eingelöst würde.
    Wenn Dev dagegen vorhatte, ihn im Stich zu lassen oder zu verraten, würde er das ganz leicht tun können, ob Kiran nun direkt vor dem Grenzposten stand oder sich im Wald versteckt hielt.
    Mit einem flauen Gefühl im Magen sagte Kiran: »Wenn sich ein unbegabter Mann wie du so dicht an einer starken Magiequelle wie dem Grenzwall bewegt, ist seine Ikilhia so wenig erkennbar wie ein Funke im Feuer. Ruslan könnte dich finden, aber weder schnell noch einfach. Du hättest einen halben Tag Zeit, um den Grenzübergang zu erreichen, vielleicht sogar mehr.«
    Dev zog die Brauen hoch und ein Mundwinkel zuckte. Ihm war also nicht entgangen, wie widerwillig Kiran ihm das verraten hatte. Kiran wappnete sich gegen eine beißende Bemerkung, doch Dev nickte nur und sagte: »Auf halber Höhe der Schlucht gibt es eine verlassene Hütte. Wir können bis zum Nachmittag dort sein. Wenn ich dich dort lasse und sofort nach Kost weitergehe, bin ich bis Sonnenuntergang in der Stadt. Ich werde alles regeln und bis zum Vormittag wieder zurück sein.«
    Eine ganze Nacht in Alathien. Reichlich Zeit, um mit den Behörden zu sprechen und unter Wahrheitszauber eine Aussage zu machen. Kirans Angst nagte an ihm.
    »Wäre es nicht besser,

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