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Die Chroniken von Ninavel – Die Blutmagier

Die Chroniken von Ninavel – Die Blutmagier

Titel: Die Chroniken von Ninavel – Die Blutmagier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Courtney Schafer
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Huren, Schlägerbanden, an die vielen Einwanderer, die in die Stadt strömten, um reich zu werden, und meistens versagten. Ninavel war für einen Blutmagier ein reiches Jagdrevier.
    Während unserer Unterhaltung war die Sonne untergegangen. Der Horizont leuchtete dunkelorange. Im Dämmer entdeckte ich ein paar verkrüppelte Kiefern zwischen Felsbrocken.
    Ich zeigte darauf. »Reichen die erst mal?« Wenn ja, würde ihm stundenlanges Herumstolpern im Dunkeln erspart bleiben.
    »Ja, durchaus.« Kirans Augen lagen in dunklen Höhlen. Sein Gesichtsausdruck war nicht gut zu erkennen, aber seine Körperhaltung verriet, dass er starke Schmerzen hatte.
    »Dann werden wir hier die Nacht verbringen. Ich laufe voraus, um das Lager aufzuschlagen, ehe es ganz dunkel ist«, sagte ich. Er nickte, und ich beschleunigte meine Schritte, froh, mal eine Weile von ihm wegzukommen.
    Bei den Bäumen angekommen, fand ich einen trocknen Platz zwischen zwei großen Felsen, die den Wind abhielten. Ich verankerte die Plane und war gerade mit den Feuersteinen beschäftigt, als Kiran eintraf.
    Er sagte kein Wort, sondern ging sofort zum nächsten Baum und fasste nach einem Ast wie ein Ertrinkender nach der Rettungsleine. Ich weiß nicht, was ich erwartet hatte. Vielleicht ein kurzes Aufleuchten oder ein Geräusch oder dergleichen, aber nichts passierte. Er legte den Kopf in den Nacken und schloss die Augen. Bei seinem Gesichtsausdruck bekam ich eine Gänsehaut. Die gleichen selig erschlafften Gesichter hatte ich schon bei Süchtigen gesehen, die Löwenkralle geschluckt hatten.
    Die Nadeln der Kiefer wurden braun, rollten sich ein und wurden schwarz, als würden sie über eine Flamme gehalten.
    »Bei Khalmets Knochenhand!«, hauchte ich schaudernd. Genau wie die geschwärzten Katzenkrallensträucher in der Silberaderschlucht. Blitzeinschlag, von wegen! Kiran hatte die Sträucher benutzt. Ich dachte an seine Aufregung nach dem Gewitter. Fass mich nicht an, hatte er gesagt, genau wie nach dem Steinschlag vorhin. Ich schluckte schwer bei dem Gedanken, wie knapp ich der Berührung entgangen war. Ich hatte die Alather immer für einen Haufen zimperlicher Idioten gehalten, weil sie den Gebrauch von Magie so stark reglementierten. Aber jetzt sah ich das anders.
    Kiran benutzte einen Baum nach dem andern. Als er zum Lager kam, trug er den Arm zwar noch in der Schlinge, aber von Schmerzen war ihm nichts mehr anzusehen, und er setzte sich, ohne zusammenzuzucken.
    »Besser?«, fragte ich und ließ mir nicht anmerken, wie erschrocken ich eigentlich war.
    »Ein wenig.« Er deutete auf seinen Arm. »Bei den nächsten Bäumen kann ich die Heilung vollenden.«
    »Gut.« Ich versuchte, nüchtern zu klingen und nicht zu dem schwarzen Geäst der toten Bäume zu blicken. »Das schwierigste Terrain haben wir hinter uns. Klettern oder Abseilen steht uns nicht mehr bevor. Es sind aber noch zwei Tage bis Kost. Was glaubst du, wie viel Zeit uns noch bleibt, bis Ruslan wieder etwas versucht?« Wie lange, bis er das nächste Mitglied des Konvois umbringt? Mit Macht verscheuchte ich ein Bild der schreienden, blutüberströmten Cara.
    Kiran rieb sich die Stirn und sah unglücklich aus. »Zwei Tage bis Kost   … In der Zeit müssen wir mit etwas rechnen. Wenn er denkt, dass wir noch oberhalb der Baumgrenze sind, könnte er ein Erdbeben auslösen, damit in einem größeren Gebiet Geröll- und Schneelawinen abgehen. Andernfalls versucht er es vielleicht mit einem Waldbrand.«
    Waldbrand. Großartig. Dann sollten wir in der Nähe von Bächen bleiben.
    »Je näher wir Alathien kommen, desto sicherer werden wir sein«, fügte Kiran hastig hinzu. »Die Magie des Grenzwalls ist so stark, dass sie andere Zauber stört.«
    »Dann werden wir für ein paar Stunden rasten und weitergehen, wenn der Mond aufgegangen ist«, sagte ich. Wenn wir genau nach Westen gingen, würden wir nach einem Tagesmarsch an den Rand der Elenn-Schlucht gelangen, wo man fast an der Grenze war. Hoffentlich reichte das als Schutz.

KIRAN
    »Da ist sie, die alathische Grenze.« Dev stand auf einem Felsen, der über die Elenn-Schlucht ragte.
    Kiran verspürte keinen Drang, sich bis zu dieser gefährlichen Stelle vorzuwagen. Unten in der schwindelerregenden Tiefe wand sich das silberne Band des Flusses. Die bleigrauen Felswände der Schlucht wirkten unheildrohend nach dem hellen Gestein des Weißfeuergebirges.
    Der Wald auf der anderen Seite unterschied sich scheinbar nicht von dem, in welchem sie standen. Doch

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