Die Chroniken von Waldsee Trilogie Gesamtausgabe: Dämonenblut Nachtfeuer Perlmond (German Edition)
sich direkt neben ihn stellte.
Rowarn wusste nicht, was er tun oder sagen sollte. Der Fürst trat mit einem kurzen schmerzlichen Zucken der Wangenmuskeln auf ihn zu, ergriff seine Schultern und küsste ihn nacheinander auf beide Wangen. »Willkommen in meiner Garde, Ritter Rowarn«, sagte er lächelnd. Er wandte den Kopf leicht zu Olrig und flüsterte: »Rühren.«
»Rühren!«, brüllte der Kriegskönig, und daraufhin zerfiel die geordnete Stellung der Schar. Alle, einschließlich der Soldaten, brachen in Jubel aus und applaudierten begeistert. Sie umringten Rowarn und zogen ihn mit sich.
Noïrun legte Morwen, die vor Erschöpfung eine weiße Nase bekommen hatte, stützend den Arm um die Taille. »Es hat wohl kaum Sinn zu sagen, dass du unvernünftig bist«, sagte er. »Jetzt leg dich aber wieder hin, wir werden bald aufbrechen.«
»Zu Befehl, mein humpelnder Herr«, sagte sie stolz und ging dann mit unsicheren Schritten zurück zum Lazarett.
Fashirh stampfte auf den Fürsten zu. »Nett«, sagte er. »Ähnliches Brimborium gibt es bei uns auch. Ziemlich durchschaubare Strategie, spornt sie trotzdem an. Aber sollten wir jetzt nicht aufbrechen?«
»Lass ihnen noch ein wenig Zeit«, erwiderte Noïrun. »Sie haben gestern ihr erstes Blut vergossen und ihre erste Schlacht gemeistert, ohne fortzulaufen. Damit müssen sie erst fertig werden, denn trotz allen Siegestaumels werden viele Schuldgefühle wegen des Tötens haben. Auch deshalb habe ich Rowarn in den Ritterstand erhoben und diese Zeremonie abgehalten, um ihnen zu zeigen, dass etwas Gutes daraus erwachsen kann, und dass es von Bedeutung ist, was sie tun. Und dass ihnen dafür gedankt wird.«
»Ah, ihr Warmblüter, immer so gefühlvoll! Wie schafft ihr es überhaupt, Reiche zu erobern, bei diesen ständigen Schuldgefühlen?« Den Roten Dämon schüttelte es.
»Ist euer Blut denn kalt und euer Herz aus Stein?«, brummte Olrig.
Fashirh fletschte die Zähne. »Wir haben gar kein Blut, grimmiger Freund, und besitzen demzufolge auch kein Herz. Unsere sterbliche Hülle wird von reiner Lebensessenz durchströmt.«
Olrig schloss kurz die Augen. »Das also haben die Warinen von euch erhalten.«
»Ja«, bestätigte Fashirh. »Keine dumme Idee, wie?«
»Dann könnt ihr niemals fühlen? Lieben?«, fragte Noïrun langsam.
»Eine seltsame Unterhaltung führen wir hier«, stellte der Rote Dämon fest. »In den Jahren zuvor hat euch das nie interessiert. Liegt es an dem Jungen? Aber ja, gewiss liegt es an ihm. Auch er stellte mir gestern Fragen, die wir nur selten hören.« Er richtete seine kohleglimmenden Augen auf den Fürsten. »Natürlich können wir lieben, wenn wir es wollen und zulassen«, gab er eine Antwort. »Dieses Universum wurde mit Liebe erschaffen, und die Finsternis ist ein Teil davon, so wie wir ein Teil der Finsternis sind. Die Liebe eines Dämons ist sogar einzigartig.«
Der Fürst winkte ab. »Du hast recht, das führt zu weit. Fashirh, ich sehe, deine Artgenossen werden unruhig. Ich schlage vor, ihr macht euch auf den direkten Weg nach Ardig Hall, es sei denn, ihr trefft unterwegs noch ein paar marodierende Truppen. Dann habt ihr die Erlaubnis, innezuhalten und sie auszulöschen, ehe ihr weiterlauft. Wir treffen uns im Lager am Fuße des Schlosshügels.«
»Eine sehr kluge Entscheidung, immerhin«, lobte der Rote Dämon. »Eine gute Reise euch allen. Wir halten die Stellung, wie gehabt, bis ihr kommt.«
Noïrun fügte hinzu: »Seht euch vor dem Bepheron vor.«
»Dem Bepheron? Wovon sprichst du?«
»Femris' neuer Heermeister. Haltet euch fern von ihm, das ist ein Befehl.«
»Oh! Wirklich! Ein Bepheron!« Fashirh lachte dröhnend. »Was für eine Freude! Ich kann es kaum erwarten. Noïrun, es ist mir wie stets ein Vergnügen.« Er gab den anderen drei Dämonen einen Wink, und kurz darauf waren sie bereits unterwegs, mit schnellen, raumgreifenden Schritten. Fashirhs gewaltiger Körper war noch lange zu sehen.
Noïrun blickte Olrig an. »Ist der Herr geneigt, wieder mit mir zu reden?«
»Mhmm«, brummte der Zwerg finster.
»Das fasse ich als Ja auf.« Noïrun gestattete sich, seinen Schmerz zu zeigen. »Ich kann kaum mehr stehen, alter Freund. Ich glaube, mein Knöchel hat inzwischen den Umfang eines Hexenkessels und dampft und kocht auch so. Hilf mir doch, bitte, und ich würde auch sehr gern etwas von deinen Kräutern in Anspruch nehmen, und vielleicht einen kühlenden Verband ...«
»Hör schon auf!«, rief Olrig, legte sich den Arm des
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