Die Chroniken von Waldsee Trilogie Gesamtausgabe: Dämonenblut Nachtfeuer Perlmond (German Edition)
um uns zu helfen ...«
»Sicherlich. Wie so viele bin auch ich an das Tabernakel gebunden. Ich habe nur leider lange bis hierher gebraucht, da ich mich in fernen Gefilden aufhielt. Ein Glück, dass ich nicht zu spät bin.« Tamron hielt Rowarn seine Hand hin, in der ein Paar neue Handschuhe lag. »Diese hier soll ich dir von Fürst Noïrun überbringen, wegen deiner verletzten Hand, und gleichzeitig soll ich dich tadeln, weil du keinen ausreichenden Schutz trägst.«
»Wie kann er denn ...« Rowarn brach ab. »Ich gewöhne mich nicht daran, dass er immer alles weiß.« Er nahm die Schafthandschuhe in Empfang und streifte sie über. Sie passten hervorragend, und tatsächlich konnte er mit der rechten Hand nun nahezu schmerzfrei greifen.
»Vielleicht kennt er dich einfach nur gut.« Der Unsterbliche lächelte breit. »Und wenn ich bitten darf, junger Ritter: Keine Förmlichkeiten. Genau genommen müsste ich mich vor dir verneigen, da ich nur den Rang eines freien Soldaten habe. Nicht mal den eines Söldners, denn ich lasse mich nicht bezahlen.«
»Einverstanden«, sagte Rowarn verdutzt. »Auch wenn es mir nicht leicht fällt.«
»Nun, dasselbe gilt für mich! Es kommt schließlich nicht alle Tage vor, dass ein Jüngling wie du zum Ritter geschlagen wird. Doch nach allem, was ich über dich hörte, wundert es mich nicht.« Tamron wies auf Windstürmer. »Ich habe euch außerdem beobachtet. Du und dein Pferd, ihr bildet eine Einheit. Ihr seid beide hochtalentiert und in der Kriegskunst weit gereift. Das findet man nicht oft. Noïrun muss sich glücklich schätzen, einen Helden wie dich gefunden zu haben.«
Rowarn war peinlich berührt. »So ist es ganz und gar nicht. Ich bin weit davon entfernt, ein Held zu sein«
»Höchstens einen halben Schritt.« Tamron musterte ihn neugierig. »Offen gestanden, könnte man dich für einen von uns halten«, meinte er. »Zu welchem Volk gehörst du?«
»Ich kenne meine Herkunft nicht«, murmelte Rowarn. »Ich wurde in Weideling aufgezogen, im fernen Inniu.«
Der Unsterbliche horchte auf. »Von den Velerii? Schneemond und Schattenläufer haben diese Gestade gar nicht verlassen, wie es heißt?«
Rowarn schüttelte den Kopf, unwillkürlich musste er grinsen. »Wie es scheint, befassen sich auch Unsterbliche mit Gerüchten. Meine Muhmen sind wohlauf und gedenken nicht, Weideling so schnell aufzugeben.«
»Darüber musst du mir unbedingt mehr erzählen, junger Rowarn, denn Geschichten von alten Gefährten zu hören interessiert mich natürlich sehr.«
»Ihr kennt euch?«
Tamron nickte. »Ja, aus fernen Tagen. Schon ... ah, gewiss über tausend Jahre. Doch fast ebenso lange haben wir uns auch aus den Augen verloren.«
Rowarn starrte ihn fasziniert an. Es war immer eine besondere Sache, Angehörige der Alten Völker zu treffen, und die Begegnung mit dem Annatai würde er sein Leben lang nicht vergessen. Aber ein Unsterblicher, das war im wahrsten Sinne des Wortes unbeschreiblich. Diese Ausstrahlung, das Licht in seinen Augen ... Es war deutlich zu spüren, dass er kein normaler Sterblicher war, aber auch keiner der Alten. Die Unsterblichkeit umgab ihn mit einer besonderen, einzigartigen Aura, die mit nichts zu vergleichen war. Tamron war zudem einer seiner Lieblingshelden der Kindheit, und Rowarn hätte niemals geglaubt, dass er ihm jemals leibhaftig begegnen würde. Und dann so ... unkonventionell, als wären sie Gleichgestellte.
»Wir sollten besser weitermachen«, sagte Tamron. »Der Heermeister ist ein strenger, fordernder Mann, und das zu Recht. Um gegen einen Feind wie Femris zu bestehen, müssen wir doppelt so gut sein wie er. Schwatzen können wir heute Abend.«
» Wir ?« Rowarn war überrascht, zugleich beschleunigte sich sein Puls.
Der Unsterbliche nickte lächelnd. »Noïrun hat mich gebeten, dich im Umgang mit dem Schwert zu unterstützen, und mir kann etwas Übung keinesfalls schaden.«
Und so bekam Rowarn einen neuen Lehrmeister, und er lernte viel in jenen Tagen, während seine Hand weiter heilte. Obwohl ihm oft alle Muskeln und Gelenke wehtaten, war er unermüdlich und voller Begeisterung dabei.
Tamron zeigte sich trickreich mit dem Schwert. Er kämpfte ganz anders als Noïrun, wobei Rowarn nicht hätte sagen können, wer von beiden besser war. Der junge Ritter lernte ganz neue Facetten des Kampfes zu Pferde, aber auch Mann gegen Mann kennen. Nicht ein einziges Mal gelang es ihm, dem Unsterblichen das Schwert aus der Hand zu schlagen, oder ihn auch nur zu
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