Die Chroniken von Waldsee Trilogie Gesamtausgabe: Dämonenblut Nachtfeuer Perlmond (German Edition)
schließlich in die Dunkelheit hinausschlüpfte.
Rowarn war nun schon fast daran gewöhnt, seine ritterliche Kleidung zu tragen, und in seiner neuen Position war es auch von Bedeutung, dass er darauf achtete. Als er zu den Koppeln ging, wo er Windstürmer vermutete, überquerte er dabei zur Abkürzung ein Übungsviereck – und fand dort Moneg und Gaddo. Moneg fing gerade mühsam an, seinen zerschlagenen Körper zu bewegen, und Gaddo war natürlich wie stets an seiner Seite. Monegs Gesicht schillerte noch grünblau verschwollen, sein gebrochener Kiefer war eingebunden, und die zertrümmerte Nase sah aus wie eine Knollenwurzel.
Rowarn war sich der Blicke bewusst, die ihm rundum zugeworfen wurden. Es kam schließlich nicht alle Tage vor, dass ein namenloser junger Mann aus irgendeinem unbedeutenden Tal so schnell die Ritterwürde erhielt – und den Platz an der Seite des Heermeisters. Er zweifelte nicht daran, dass es sich wie ein Lauffeuer herumgesprochen hatte, und er wusste, dass er seinen Rang deutlich machen musste, damit er auch respektiert wurde. Dies musste sehr schnell und unmissverständlich geschehen. Daher kamen ihm diese beiden gerade recht.
Zielstrebig schritt er auf Moneg und Gaddo zu, obwohl ringsum genug Platz war, und fühlte Dutzende Augenpaare auf sich gerichtet. Die beiden hielten inne und musterten ihn misstrauisch, als er vor ihnen stehenblieb. »Geht mir aus dem Weg«, sagte er. Er legte die linke Hand lässig an den Knauf seines Schwertes. Über die aufkeimende Wut und den glühenden Hass in den Augen der beiden blickte er kühl hinweg und machte durch seine Haltung deutlich, dass er keinesfalls nachgeben würde. Viel Zeit würde er ihnen auch nicht mehr gewähren. Das machte er deutlich, indem er spielerisch mit der linken Hand ein wenig am Schwertgriff ruckelte.
Schweigend, die Augen zu Boden gerichtet, traten sie beiseite.
Rowarn setzte vergnügt den Weg fort.
Der Schmied nahm Windstürmer gerade in Augenschein und eröffnete Rowarn, dass er den Falben beschlagen würde. »In der Schlacht sind Eisen unerlässlich«, machte er auf Rowarns Protest hin deutlich.
»Aber das kennt er nicht ...«
»Er wird sich daran gewöhnen.«
Der Schmied kannte sich mit seiner Arbeit aus, und mit Pferden. Das musste Rowarn anerkennen, während er kritisch zusah.
Windstürmer war so verdutzt, was da mit ihm geschah, dass er brav alles mit sich machen ließ. Anschließend stakste er zuerst ein wenig unsicher und hob die Beine übertrieben an, aber bald hatte er sich daran gewöhnt, und Rowarn konnte mit den Übungen beginnen.
Und da begegnete er Tamron.
»Setz die Lanze höher an und nimm sie direkt vorn am Handschutz, sonst brichst du dir bei dem Stoß, den du vorhast, den Arm«, erklang eine Stimme hinter Rowarn. Der hielt Windstürmer augenblicklich an und drehte sich um. Die Stimme, die er gehört hatte, klang angenehm und weich, fast wie ein Gesang. Sie berührte ihn tief und ließ ihn an einen Zwielichttag im Wald denken, kurz vor der Sonnenwende, wenn die alten Mächte zwischen den Bäumen wandelten. Diese Stimme war alt und weise, voll gelassener Harmonie.
Ein Mann warf seinen Schatten auf den staubigen Boden des Areals, groß und schlank, schmal wie Rowarn selbst. Seine Haut war bleich und von nichtmenschlichem Glanz, die fast hüftlangen Haare silbrigweiß. Seine Augen leuchteten im Blau des Himmels kurz vor der Abenddämmerung, und das strahlende Licht Lúvenors lag in ihnen.
Rowarn beeilte sich, von seinem Pferd herunterzukommen, und er verneigte sich vor dem Mann, der ihn um einen halben Kopf überragte. »Ihr ... seid ein Unsterblicher, nicht wahr?«, flüsterte er.
Der Mann lächelte. »Ich bin Tamron«, stellte er sich vor. »Und gerade im rechten Moment eingetroffen, wie mir scheint.«
»Tamron!« Rowarns Gesicht zeigte Staunen. »Meine Muhmen erzählten mir von Euch. Ihr seid ein großer Held, doch galtet Ihr lange Zeit als verschwunden ...«
»Du schmeichelst mir, junger Ritter Rowarn«, wehrte der Unsterbliche ab. »Viele mächtige Helden gelten inzwischen als verschwunden, doch sind die meisten Gerüchte übertrieben, und man sollte nichts auf sie geben. Ich hätte daher gehofft, man würde mich nicht mehr an meinen vergangenen Taten messen, die so groß nicht gewesen sein können, wenn wir uns immer noch im Krieg befinden.«
Rowarn dachte an die Worte von Halrid Falkon im Freien Haus: Du hast viele mächtige Verbündete, mehr als du ahnst ...
»Und Ihr seid gekommen,
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