Die Chroniken von Waldsee Trilogie Gesamtausgabe: Dämonenblut Nachtfeuer Perlmond (German Edition)
schickte den gefährlichsten Angreifern gezielt tödliche Pfeile entgegen. Als der Köcher leer war, holte Rowarn sich von einem Gefallenen ein zweites Schwert und stürmte in die feindlichen Reihen hinein.
Obwohl er sich zuvor einen Überblick verschaffen wollte, oder wenigstens eine kurze Absprache mit dem Fürsten halten, konnte Rowarn sich nicht bremsen. Die Raserei trieb ihn an. Er schlug eine Bresche in die Reihen der Warinen und nahm erst nach einer Weile wahr, dass Tamron neben ihm auftauchte.
»Mir nach!«, schrie der Unsterbliche. »Der Weg ist fast frei, jetzt stürmen wir den Hügel!«
Von Hügel zu sprechen, war ein wenig übertrieben. Es war nicht mehr als eine Anhöhe, auf der die Befehlshaber der Dubhani standen. Trotzdem war genau das ihr Ziel, denn irgendwo dort musste sich auch Femris befinden. Fashirh war bereits ganz nahe, er und die drei Söldner-Dämonen schlugen eine gewaltige Schlacht gegen die Dubhani-Dämonen. War Nachtfeuer unter ihnen? Für Rowarn sahen sie alle gleich riesig und unbesiegbar aus.
»Was ist mit ...«, begann Rowarn, aber Tamron winkte ab.
»Der Heermeister hat uns den Befehl erteilt, und wir müssen ihn befolgen! Komm schon, wir schaffen es, du und ich!«
Ja, das glaubte Rowarn auch. Obwohl Tamron nicht in Raserei geriet, kämpfte er nicht weniger schnell und mächtig wie der junge Ritter. Sie hatten eine lebende Mauer von mindestens vierhundert Warinen, Bestien und Menschen vor sich. Von »der Weg ist fast frei« zu sprechen, war daher äußerst kühn. Doch irgendwie gab es keinen Zweifel, dass sie genau jetzt, in diesem heiligen Moment, den Durchbruch schaffen würden. Sie waren eine Einheit, jeder wusste genau, was der andere im nächsten Moment tun würde.
Auch die Pferde bewegten sich im selben Takt. Der Regen wusch Schweiß und Schaumflocken ab, und sie liefen unvermindert kraftvoll. Kopf an Kopf brachen sie sich ihre Bahn durch die Feinde, Tamron schlug nach links, Rowarn nach rechts.
»Bereite dich darauf vor, die Lanze im rechten Moment einzusetzen!«, brüllte Tamron. »Unmittelbar wirst du nicht an ihn herankommen. Ich werde dir Deckung geben!«
»Aber wie erkenne ich ihn?«, rief Rowarn zurück.
»Du wirst es wissen! Andernfalls zeige ich ihn dir.«
Die Anhöhe rückte immer näher. Auch Fashirh stand kurz vor dem Durchbruch. Und da, genau wie von Noïrun geplant, kam Morwen mit ihren Rittern angaloppiert, während der Rest der Einheit ihr Deckung gab.
»Wir ... wir schaffen es ...«, stammelte Rowarn. Dann brüllte er: »Wir schaffen es! Wir brechen durch! Wir werden es beenden, hier und jetzt!«
Dass er vor Nässe triefte, dass nicht einmal mehr seine Füße trocken waren, dass der Regen ihm ins Gesicht peitschte, weil er mit dem geschlossenen Visier nicht mehr genug sehen und atmen konnte, dass Windstürmer schon bis zu den Fesseln im Schlamm versank und sich mühsam die normalerweise leichte Steigung hinaufkämpfen musste – all das nahm er nicht mehr wahr. Seine Augen brannten, er sah nur noch das Ziel vor sich, während er um sich schlug. Kein Feind konnte ihm auch nur annähernd nahe genug kommen, um gefährlich zu werden. Rowarns Arm- und Beinschienen, auch der Harnisch hatten ihn bisher vor Verletzungen bewahrt. An der Wange hatte er einen Kratzer von einem vorbeisausenden Pfeil erhalten, aber ansonsten war er unversehrt, was an sich schon ein Wunder darstellte.
Er grinste Tamron zu, fletschte dabei mehr die Zähne, als dass er wirklich lächelte, und erhielt eine ähnliche Grimasse als Antwort.
Noïrun hatte gewusst, wovon er sprach. Er hatte genau dies vorausgesehen. Der Unsterbliche und der Nauraka waren nicht aufzuhalten. Rowarn befand sich im Rausch, sein Körper handelte schon, noch bevor es ihm bewusst wurde.
Nun waren sie fast vereint, Morwen befand sich bereits in Rufweite. Fashirh hatte einen Dämon zu Boden geschlagen und riss ihm soeben die Brust auf, aus der grell leuchtend die Lebensessenz hervorströmte, funkensprühend aufstieg und schließlich zerbarst. Der Leib des Toten wurde schwarz und sank in sich zusammen.
Die Dubhani befanden sich nahezu in Auflösung. Die einen versuchten, sich zum Heermeister von Ardig Hall durchzuschlagen. Die anderen wandten sich der Anhöhe zu, um sie zu verteidigen, doch zu spät, wie es schien. Obwohl sie gerüstet gewesen waren und in Ruhe den Angriff abgewartet hatten, hatten sie mit diesem Vorstoß nicht gerechnet. Zumindest diese Überraschung war den Getreuen von Ardig Hall
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