Die Chroniken von Waldsee Trilogie Gesamtausgabe: Dämonenblut Nachtfeuer Perlmond (German Edition)
Metallspitze hinaus. Der Hengst riss das Maul auf, Schaum spritzte heraus, und der erste Ton seines schrillen Schmerzensschreis erklang.
»...n ...«, vollendete Rowarn.
Das schmetternde Wiehern des Kupferhengstes übertönte die gelähmte Stille. Noch im Sturz, im Sterben versuchte er, seinen Herrn zu beschützen. Er wollte auf den Beinen landen, um den Reiter nicht zu gefährden. Doch die Wucht war zu stark, der Körper zu schwer. Er knickte ein, fiel um und begrub den Heermeister unter sich.
Dann geschah alles gleichzeitig.
Rowarn sah, wie Olrig zu dem gestürzten Pferd rannte, und er hörte Morwens gellenden Schrei: »Tod dem Bluttrinker!«
Ihr Schrei wurde schallend aufgenommen, und in Wut und Hass stürmten die Truppen Ardig Halls auf den Bepheron zu, schleuderten Speere und verschossen Pfeile und achteten nicht darauf, dass er alles mit gleichgültigen Gesten wegwischte, ebenso die Kämpfer, die ihm zu nahe kamen.
Morwen donnerte heran. »Rowarn!«, schrie sie. »Was stehst du hier herum, beschütze meinen Vater!«
»Ich ... ich kann nicht«, stieß er hervor. »Ich muss dir helfen, wenn du den Bepheron angreifst! Aber was du vorhast, ist Wahnsinn!«
»Du bist an deinen Eid gebunden!«, brüllte sie ihn an. Ihre Augen loderten wie unkontrollierte Brände, die langen, nassen Haare umpeitschten ihr Gesicht. »Geh, oder ich töte dich!« Sie hob das Schwert, und er sah ihr an, dass es ihr ernst war.
»Geh!«, sagte auch Tamron. »Vielleicht lebt Noïrun noch, dann bring ihn in Sicherheit! Er ist wichtiger als alles andere! Wichtiger selbst als der Splitter in diesem Moment, denn der ist uns jetzt ferner denn je! Rowarn, geh! Ich werde doppelt kämpfen, für uns beide, denn auch unser Bund gilt! Ich schwöre dir, noch bevor sich der Tag dem Ende zuneigt, ist der Bepheron vernichtet!«
»Wir töten ihn, Rowarn! Für meinen Vater, für dich, für uns alle!« Morwen hob ihr Schwert und schrie aus Leibeskräften. »Ardig Hall! Ardig Hall!«
Von allen Seiten strömten die Krieger auf sie zu, und die letzten Ritter schlossen sich zusammen und folgten ihr, wobei sie riefen: »Für Morwen! Für den Sieg! Für den Heermeister! Für Ardig Hall! Tod dem Bluttrinker!«
Rowarn sah, wie sie zu Rayem aufschlossen, der bereits auf den Bluttrinker zusteuerte. Der junge Ritter riss Windstürmer herum und galoppierte schluchzend zurück. Seine Tränen vermischten sich mit dem Regen, der soeben wieder strömend einsetzte.
Obwohl der Heermeister von Ardig Hall gefallen schien, verloren wohl eher die Truppen von Femris den Mut, denn die nunmehr zu allem entschlossenen, vor Rachedurst rasend gewordenen Soldaten Ardig Halls drängten sie mehr und mehr zurück. Rowarn hatte bald freien Durchlass zu dem toten Kupferhengst, der in einer riesigen Blutlache im Schlamm lag. Um ihn herum hatten Ritter und Soldaten einen schützenden Ring gebildet. Olrig lag im Schlamm, stützte sich mit den Armen ab und stemmte die Füße gegen den schweren Pferdeleib, um ihn wegzuschieben. Rowarn sprang von seinem Pferd, noch bevor es anhielt, und rannte zum Kriegskönig.
»Er lebt!«, schrie Olrig. »Aber er ist bewusstlos.«
Gemeinsam gelang es ihnen, den Kadaver ein Stück zu verschieben, und sie zogen den Fürsten darunter hervor. Olrig öffnete den Harnisch und tastete Noïrun hastig ab. »Ein Wunder«, keuchte er. »Der Schlamm hat nachgegeben, das hat die Wucht des Aufpralls gedämpft. Er hat nichts gebrochen, soweit ich jetzt feststellen kann.«
»Auf mein Pferd!«, sagte Rowarn. »Wir müssen schnell hinter die Grenze.«
Olrig hob den Fürsten auf und legte ihn mit Rowarns Hilfe auf Windstürmer. Dann hielten sie inne. Der Kampf gegen den Bepheron war in vollem Gange, und der Lärm übertönte alles. Das riesige Geschöpf hielt ein furchtbares Blutgericht, doch inzwischen blutete es selbst aus zahlreichen Wunden. Rowarn stockte der Atem, als er Morwen erkannte, die den Bepheron ansprang und ihm das Schwert bis zum Heft in die Seite trieb. Tamron und Rayem waren an ihrer Seite, stießen ebenfalls ihre Schwerter tief in den Schrecken der Alten Welt.
»Lugdurs Kraft sei mit ihnen«, stieß Olrig entsetzt hervor, als der Bepheron mit der Keule ausholte. Rowarn schloss die Augen, als er zuschlug. »Morwen ...«, hörte er Olrig heiser krächzen, mit tiefem Grauen in der Stimme. Rowarn schluckte den Aufschrei hinunter und drehte sich um, ohne einen Blick zurückzuwerfen, er wagte es nicht. Er schwang sich hinter den Fürsten auf
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