Die Chroniken von Waldsee Trilogie Gesamtausgabe: Dämonenblut Nachtfeuer Perlmond (German Edition)
gelungen.
Rowarn sah Rayem, der sich das Pferd eines Feindes geschnappt hatte und schwertschwingend an Morwens Seite kam, als sie in Bedrängnis durch einige Warinen und Menschen geriet. Bald war der Weg wieder frei.
»Die Dubhani schaffen es nicht!«, rief er. »Sie können uns nicht aufhalten! Wir haben das Heer bereits hinter uns gelassen! Diese wenigen hier können uns nicht abwehren, und die anderen kehren zu spät um!«
»Ja«, sagte Tamron grimmig. »Ja, mein junger Freund, diesmal haben wir sie. Und das verdanken wir nur einem Heermeister, wie Ardig Hall nie zuvor einen hatte! Vor achthundert Jahren hätten wir ihn gebraucht, als das Schloss zum ersten Mal gestürmt wurde, dann würde es immer noch stehen in stolzer Pracht und nicht versinken im Schmerz der Feuersglut.«
»Jetzt ist auch noch Zeit genug«, gab Rowarn zurück. »Wir können das Schloss wieder aufbauen, wenn die Zeit des Schreckens geendet hat!« Angestrengt hielt er Ausschau nach Femris. Dessen Befehlshaber waren völlig außer sich, verließen ihre Posten oder brüllten die Soldaten an, griffen gar zur Peitsche, um sie voranzutreiben. Die Anhöhe war fast leer, und doch ... Rowarn hatte das Gefühl, einen sich bewegenden Schatten zu sehen, schmal und groß, und ... das Aufblitzen eines Augenpaars, das ihn ähnlich zutiefst erschreckte wie der Blick der Eliaha. Nein, der noch tiefer ging, bis auf den Grund seiner Seele. In sie hineinblickte und die Hand ausstreckte, um in seine Seele zu greifen, herauszuholen, was ...
»Nein!«, schrie Rowarn auf.
Sein Schrei ging in einem donnernden Gebrüll unter, das alle, Verteidiger wie Angreifer, zutiefst erschauern ließ und für einen Augenblick den Kampf unterbrach. Selbst die Krieger im Kampf Mann gegen Mann fuhren auseinander und verharrten.
Windstürmer rammte die Hufe in den Boden, grub zwei tiefe Furchen und stoppte abrupt.
Geisterhafte Stille legte sich plötzlich über die Heere, die völlig erstarrt waren. Selbst der Regen schien für einen Moment innezuhalten.
Über die Anhöhe, mit wenigen Schritten hinab, kam ein riesiges Geschöpf, doppelt so groß wie Fashirh, wenn nicht mehr. Ein langer, in einem Dorn endender Peitschenschwanz schlug um starke Bocksfüße. Der haarlose Rumpf war einem menschlichen Mann ähnlich, ebenso die langen, mit gewaltigen Muskeln besetzten Arme, und die Hände, groß wie Fässer, mit handspannenlangen Krallen. Auf einem nackten menschlichen Hals saß der gewaltige Schädel eines Widders, mit mehreren Speerlängen großen, leicht gebogenen Bockshörnern. Aus den Nüstern schlugen Flammen, das zähnestarrende Maul war das eines Raubtiers, und die Augen mit der länglichen Ziegenpupille glühten erbarmungslos in wilder Mordlust. Speichel troff von den Lefzen herab, und seine Nase legte sich in Falten, als er seinen schrecklichen Blick über die Heere schweifen ließ.
»Was ...«, flüsterte Rowarn.
»Das«, erklärte Tamron, und selbst er war bleich geworden, »ist der Bepheron. Der Schrecken der Alten Welt.«
In seiner linken Hand trug der Heermeister von Dubhan, der Bluttrinker, eine goldglänzende, mit Stacheln besetzte Keule, die mehr als eine Pferdelänge maß. In der Rechten lag ein Speer.
»Lúvenor steh uns bei!«, stieß der Unsterbliche in panischem Schrecken hervor. »Das ist Noïruns Speer!«
Noch immer herrschten Stille und Reglosigkeit, als der Bepheron den vergleichsweise winzigen Speer in seiner Hand wog und dann warf, scheinbar ungezielt, denn seine glühenden Augen hatten keinen bestimmten Punkt fixiert. Unwillkürlich folgte jedermann dem Flug des Speeres.
Und für Rowarn versank alles um ihn herum. Er sah Tamron nicht mehr, nicht den Feind, sah nur noch einen einzigen Punkt in der Ferne, einen Mann auf einem Pferd, der gerade sein Schwert aus einem fallenden Gegner zog und dem die Stille jetzt erst aufzufallen schien (obwohl sie bisher ohnehin nicht länger als zehn Herzschläge andauern konnte). Dann blickte er nach oben. Genau zu dem Speer, der mit scharfer Spitze auf ihn zuflog.
Rowarn öffnete den Mund.
Alles hielt den Atem an.
Der Fürst blickte erstaunt, doch ohne Furcht, verharrte reglos.
Der Speer hatte den Bogen vollendet und senkte sich auf seinen ehemaligen Herrn herab, der ihn einst gegen Femris geführt hatte.
»N...«, fing Rowarn an.
Der Kupferhengst stieg, stieß sich mit den Hinterbeinen ab und flog dem Speer entgegen.
»...ei...«
Der Speer bohrte sich tief in die Brust des Pferdes, bis über die
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