Die Chroniken von Waldsee Trilogie Gesamtausgabe: Dämonenblut Nachtfeuer Perlmond (German Edition)
noch etwas?«
Noïrun schüttelte den Kopf. »Nichts. Ich will nur allein sein. Bitte .«
Olrig ging voraus. Als Rowarn von außen die Zeltbahnen schloss, sah er Noïrun über den Tisch gebeugt sitzen, das Gesicht in den Händen vergraben, und mit zuckenden Schultern leise schluchzen.
»Was habe ich getan ...«, flüsterte Rowarn. Die Tränen liefen ihm über die Wangen.
»Das Richtige«, wiederholte Olrig. Seine blauen Augen schwammen ebenfalls. Er klopfte Rowarn auf die Schulter, wollte noch etwas sagen, wandte sich dann jedoch schweigend ab und steuerte sein Zelt an.
Rowarn hastete zu seinem eigenen Zelt, wo er fast mit Jelim zusammenstieß, die dort auf ihn gewartet hatte. »Jelim ...«, stieß er hervor. »Ach, Jelim ...«
Schluchzend warf sie sich an seine Brust, und lange Zeit standen sie da, sich gegenseitig umklammernd, verloren in Schmerz und Trauer. Und während draußen der Regen aufhörte und die Heiler all die vielen Verwundeten versorgten, und Knechte die Toten holten, und die Überlebenden der Schlacht verloren beieinandersaßen und dem Ende des Tages entgegendämmerten, hielten sich Rowarn und Jelim gegenseitig fest im Arm, jeder Trost suchend in der Wärme des anderen.
Kapitel 17
Der Waldlöwe
Am Morgen war es trocken, wenngleich immer noch bewölkt, und ein frischer Wind wehte von Osten.
Im Lager wurde verbreitet, dass der Heermeister eine Ansprache halten würde. Fast das gesamte Heer hatte nur wenig später Aufstellung genommen, in einem großen Kreis, mit den Rufern dazwischen, die Fürst Noïruns Worte weitergeben würden, bis zum letzten Mann.
Auch die Garde stand bereit, als er erschien, flankiert von Olrig an seiner linken und Rowarn an seiner rechten Seite.
Rowarn empfand unerwartet Trost, als er Noïrun so stark, ruhig und ausgeglichen wie immer sah. Der Fürst hatte seine volle Rüstung angelegt, mit Umhang und Schwert; nur den Helm trug er unter dem Arm. Der Wind fächelte seine leicht ergrauenden blonden Haare und wehte durch seinen Umhang, als Noïrun in die Mitte des Kreises trat, mit dem Rücken zur Garde. In der ersten Reihe standen die befehlshabenden Offiziere, und so ging es in der Rangfolge immer weiter nach hinten. Fashirh und die anderen Dämonen hielten sich abseits.
Es war sehr still, nicht einmal ein Räuspern war zu hören.
Fürst Noïrun, Heermeister von Ardig Hall, hatte den Kopf erhoben und ließ seinen Blick in die Runde schweifen, von Reihe zu Reihe. Dann begann er mit klarer, fester, dennoch feierlicher Stimme zu sprechen:
»Wir haben verloren.
Tamron den Unsterblichen, einen großen Mann, Meister des Schwertes, dessen Name in vielen Liedern genannt wird. Eine Legende, die sich entschieden hat, für unsere Seite einzustehen.
Morwen, meine Tochter, Beste aller Fährtenleser, eine gute Soldatin und Ritterin, und eine noch bessere Befehlshaberin ihrer hundertköpfigen Einheit, mit der sie das Leben vieler gerettet hat, sonst wären die Verluste noch höher gewesen.
Rayem aus Madin, ein einfacher Wirtssohn, der sich für unsere Sache begeisterte und sich aus ganzem Herzen dafür einsetzte, mit Ehrgeiz und großer Ausdauer, und Morwen bis zuletzt treu zur Seite stand, auch als sie schon wussten, dass es keine Rückkehr für sie gab.
Diese drei stehen für die unersetzlichen Verluste, die wir in jeder Schlacht erleiden, wenn wir wieder und wieder gegen einen unüberwindlich scheinenden Feind anrennen.
Diese drei stehen aber vor allem für die Verluste, die wir gestern erlitten haben, während eines langen blutigen Tages.
Jedes Opfer, das wir beklagen müssen, ist zu hoch.
Und doch ist jedes Opfer auch gering, wenn wir bedenken, wofür wir kämpfen.
Tamron, Morwen und Rayem haben ihr Leben für Ardig Hall eingesetzt, für den kommenden Frieden, der einstmals länger andauern soll als der Ewige Krieg.
Ihr gemeinsames Opfer steht für den Stolz, die Tapferkeit und die Treue, mit der sie den Regenbogen verteidigt haben, und für einen unbeugsamen Willen, niemals zu verzagen und alles zu geben, wenn dafür etwas Besseres gewonnen wird.«
Er machte eine Pause. Rowarn sah, wie einige die Gelegenheit nutzten, um verstohlen Tränen abzuwischen. Er hatte selbst nasse Wangen, aber er rührte sich nicht, sondern hielt die Augen starr nach vorn gerichtet. Pflicht und Ehre, wenn es sonst schon nichts zu tun gab für ihn. Er würde ein Vorbild geben an des Fürsten Seite, niemals zu wanken und zu weichen, niemals aufzugeben und sich ohne zu zögern für eine
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