Die Chroniken von Waldsee Trilogie Gesamtausgabe: Dämonenblut Nachtfeuer Perlmond (German Edition)
Bestimmung des Tabernakels zu umgehen und aus seiner Macht zu schöpfen.
Wenn er mich allerdings in seine Hände bekommt, wird es sehr viel einfacher für ihn. Er wird versuchen, über mich an die Macht zu kommen.
Wenn überhaupt, kann ich das Tabernakel erst dann zusammensetzen, wenn Femris nicht mehr ist. Zumindest keine Bedrohung mehr darstellt. Aber wer wird dann nach der Macht trachten? In dieser langen Geschichte war der Unsterbliche schließlich nicht der Einzige, der einen Krieg deswegen angezettelt hat. Vielleicht ist es sogar Nachtfeuers Plan, Femris den Anspruch darauf streitig zu machen!
Also muss ich beide besiegen? Nachtfeuer und Femris, bevor ich überhaupt Hüter werden kann?
Nein. Diese Geschichte ist zu groß für mich. Ich verstehe nichts von Ishtrus Traum und den Plänen Seiner göttlich gewordenen Gedanken, die unser Schicksal bestimmen. Ich will auch nichts vom Ewigen Krieg wissen, der irgendwo dort oben zwischen Regenbogen und Finsternis tobt. Ich werde das nicht annehmen, das ist einfach lächerlich. Ich bin gerade mal zwanzig Jahre alt, habe noch kaum etwas von dieser Welt gesehen und ...
Und er hatte in kurzer Zeit Begegnungen gehabt, die kaum einem Angehörigen des Alten Volkes vergönnt waren.
Aufgezogen von Velerii, die man nur noch selten in diesen Landen sah.
Angegriffen von Grimwar, dem Mondwandler, dem wahrscheinlich Letzten eines sehr alten Volkes.
In einem Freien Haus hatte er Halrid Falkon getroffen, den Zauberer aus dem großen Volk der Annatai, die als Lehrmeister den Traum bereisten, zusammen mit seinem weißgoldenen Drachen Fylang, und weisen Rat erhalten.
Tamron, der Unsterbliche und legendäre Held vergangener Kriege um das Tabernakel, war sein väterlicher Freund.
Und der Heermeister von Ardig Hall und der Kriegskönig der Zwerge hatten ihn zum Ritter ausgebildet.
Nicht zu vergessen der Visionenritter …
An diesem Punkt seiner Überlegungen angelangt, entschied Rowarn, dass es genug sei. Er durfte sich nichts vormachen, das war ihm klar. Er war ein Auserwählter, dem andere aus verschiedenen Gründen auf den Weg halfen. Aber er fühlte sich noch nicht dazu berufen, er stand erst ganz am Anfang. Er wollte nicht, dass Erwartungen in ihn gesetzt wurden, die er nicht erfüllen konnte. Vielleicht in zehn Jahren. Möglicherweise auch schon in fünf. Aber keinesfalls jetzt.
Rowarn stand auf, ging zum Bach und sah nach den Pferden. Sie grasten ruhig oder dösten. Beneidenswert, weil sie sich keine Gedanken um das Morgen machen mussten.
Nah bei den Pferden kauerte er sich hin und schlang die Arme um sich. Er fror. Die Einsamkeit floss eiskalt durch seine Adern und machte ihm bewusst, dass er nie ein normales Leben führen würde. Im Augenblick schien alles noch einigermaßen einfach, solange der Krieg gegen Femris nicht beendet war. Aber was dann? Die anderen würden ihre Sachen packen und sich in alle Winde verstreuen. Heimgehen. Zu ihren Freunden und Familien. Schwert und Schild auf den Heuboden werfen, irgendwo unter ein undichtes Dach, und dort verrosten lassen, ohne je wieder einen Gedanken daran zu verschwenden. Sie würden zurückkehren zu ihren alten Leben und fortfahren, wo sie aufgehört hatten, nachdem alle Verpflichtungen erfüllt waren.
Tamron war zwar ein ewiger Wanderer, der aber gewiss an vielen Orten der Welt willkommen war und dort verweilen konnte, bevor es ihn weitertrieb.
Selbst Angmor und Graum würden irgendwohin gehen. Jeder hatte einen Ort, sogar diese beiden. Für den Visionenritter und seine treuen Begleiter gab es das Ordenshaus.
Aber was wurde aus Rowarn? Er konnte nicht einfach nach Inniu zurück und Schneemond und Schattenläufer eröffnen, dass er sie fortan bei der Pferdezucht unterstützen werde.
Weideling war Vergangenheit.
Und Ardig Hall war zerstört.
Rowarn war der Einzige von allen Beteiligten in diesem Krieg, der keine Heimat hatte. Es gab kein Ziel, das er anstreben konnte, wenn alles vorbei war. Er hatte keine Familie, und nach der Nutzung des Tabernakels vielleicht nicht einmal mehr Freunde. Möglicherweise war er dann sogar ein Gefangener, nicht mehr Herr seines eigenen Willens. Keine freie Entscheidung mehr.
Also warum sollte er das alles tun? Sollte er sich nicht besser einfach davonschleichen, gleich jetzt, in dieser Nacht, und den Krieg denjenigen Männern überlassen, die ihn schon seit Jahrzehnten oder Jahrhunderten führten?
Traurig dachte Rowarn an Rüstung und Schwert, Geschenke von Noïrun, die er in
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