Die Chroniken von Waldsee Trilogie Gesamtausgabe: Dämonenblut Nachtfeuer Perlmond (German Edition)
schien das Gewicht an seinem Arm nicht einmal zu spüren.
Gaddo begegnete furchtsam Angmors blitzstrahlendem Blick aus den Sehschlitzen und zog es vor, zu schweigen.
Plötzlich schleuderte der Visionenritter Moneg zu Boden, der sich hustend und nach Luft ringend krümmte. Gaddo stürzte an die Seite des Freundes und versuchte, ihn aufzurichten.
»Armselige, feige Kreaturen«, dröhnte Angmor verachtungsvoll. »Der schnelle Tod ist zu gut für euch. Also lebt weiter und kriecht auf der Erde wie Würmer. Ihr seid von nun an und für alle Zeit geächtet. Wagt es nie mehr, ein Wappenhemd oder gar eine Waffe zu tragen, sonst wird es euch schlecht bekommen. Seid dankbar für die Gnade, die ich euch erweise. Damit steht ihr auf ewig in meiner Schuld.« Langsam zog er sein Schwert. »Sogar von deinen Fesseln werde ich dich befreien, Verräter, denn Rowarn hat sein Wort gegeben, und ich werde mich daran halten, weil ich ihm verpflichtet bin.«
Gaddo wich zurück, plötzlicher Schrecken irrlichterte in seinen Augen. Rowarn, der schlagartig begriff, wollte Angmor in den Arm fallen, doch da war es schon geschehen. Mit einem blitzschnellen Streich hatte der Visionenritter die Fesseln durchschnitten ... direkt durch Monegs rechtes Handgelenk. Blut spritzte in Fontänen hervor, und der verstümmelte Mann brüllte mit sich überschlagender Stimme. Neben ihm im Staub, für immer von seinem Körper getrennt, lag zuckend die rechte Hand, die nie mehr ein Schwert führen würde.
Während Gaddo verzweifelt versuchte, den hervorstürzenden Blutstrom aufzuhalten, ging Angmor ungerührt zur Feuerstelle und hielt sein Schwert in die glimmende Kohle, bis es rot glühte. Dann kehrte er zurück. »Haltet ihn fest, alle beide«, befahl er Gaddo und Rowarn, und dann brannte er die Wunde aus und verödete die Adern am Stumpf. Es zischte und stank nach verbranntem Fleisch. Der Blutstrom versiegte, genauso wie Monegs Schreie, der diesen neuerlichen furchtbaren Schmerz nicht mehr ertragen konnte und endlich in gnädige Ohnmacht fiel.
Als es vorüber war, stand Rowarn auf, besudelt mit Blut und Staub. Er brachte kein Wort mehr heraus.
Gaddo bettete den Kopf des bewusstlosen Freundes in seinen Schoß und weinte still.
»Nun gehört er dir«, sagte Angmor zu ihm. »Du hast endlich erreicht, was du wolltest. Wenn du geduldig bist, wird er möglicherweise sogar eines Tages aufhören, dich zu hassen, und lernen, dich zu lieben. Sei glücklich und dankbar, dass deine Träume, wofür du alles aufgegeben hast, in Erfüllung gegangen sind. Doch denk auch darüber nach, ob der Preis der Selbstachtung, den ihr beide dafür zahlen musstet, es wert war.«
Er wischte das Schwert an Gaddos Umhang ab, steckte es ein und ging zu Aschteufel. Ohne sich noch einmal umzudrehen, stieg er auf und ritt los.
Rowarn hatte keine Wahl. In aller Hast räumte er die Sachen zusammen, spritzte sich schnell eine Handvoll Wasser ins Gesicht, sattelte Windstürmer und befestigte Tamrons Bahre an dem Lastpferd und band dessen Zügel an seinen Sattelknauf. Dann schwang er sich auf den Falben und trieb ihn an. Mit einem Ruck kam Bewegung in Tamrons Bahre, als das Lastpferd antrat, doch der Unsterbliche beschwerte sich nicht. Rowarn hatte Gaddo die ganze Zeit nicht angesehen und blickte auch jetzt nicht zurück. Er behielt nur ein Schwert, die anderen ließ er zusammen mit dem überzähligen Pferd entgegen Angmors Verbot zurück. All das wollte er schnell hinter sich lassen und sich keine Gedanken mehr darum machen.
Graum folgte ihm auf lautlosen Samtpfoten. Als sie Angmor, der auf einer kleinen Kuppe wartete, eingeholt hatten, beschleunigte der Visionenritter zu langsamem Trab. So kamen sie etwas schneller voran, ohne dass die Trage zu sehr durchgeschüttelt wurde.
Erst eine stille Wegstunde später fragte Rowarn leise: »War das notwendig?«
»Ich sage dies nur einmal«, antwortete Angmor ruhig. »Es gibt unumstößliche Regeln und Gesetze für Soldaten, und auf Hochverrat steht der Tod, genauso wie auf Fahnenflucht. Ich habe den beiden mehr als nur Gnade erwiesen, und es ist besser, wenn du dem Heermeister gegenüber diesbezüglich schweigst, denn er wird keineswegs so nachsichtig sein wie ich. Ich möchte dir jedoch nicht raten, noch einmal in dieser Weise an mich zu appellieren.«
Rowarn schluckte. »Ja, Herr.« Es war besser, nichts weiter zu sagen. Aufgewühlt blickte er zu Graum hinunter, der schwungvoll an Windstürmers Seite lief. Der Schattenluchs bemerkte
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