Die Chroniken von Waldsee Trilogie Gesamtausgabe: Dämonenblut Nachtfeuer Perlmond (German Edition)
Konzentriere dich auf mich und deine Qual. Sie ist deine Lehre, sie ist, was du werden wirst. Am Ende wirst du größer sein als ein Visionenritter. Ist das nicht erstrebenswert?«
»So bin ich nicht«, flüsterte Rowarn.
Und etwas wuchs in ihm heran, und er sah eine Feder, die mittenzwei geschnitten war, leuchtend weiß und rein in der Dunkelheit fallen, und während sie fiel, fügte sie sich wieder zusammen. »Wer ... wer keine Angst hat ... braucht anderen ... keine einzujagen«, stieß er abgehackt hervor. Seine Brust hob und senkte sich in schnellen Atemstößen.
Ja, es war wirklich. Er war hier, in Heriodons Fängen, es war kein Traum, es gab kein Erwachen, keinen Tod ... aber das bedeutete noch etwas anderes.
Er war ebenso bei Heriodon. Der Graue brauchte ihn, verlangte nach ihm, als ob er süchtig wäre. Konnte ohne ihn nicht leben, da er nicht von ihm lassen wollte. So wie Gaddo sich an Moneg verloren hatte. Heriodon wollte nur ihn, Rowarn. Und das würde der junge Ritter ihm nun geben. Sich, und zwar ganz. Sollte sein Foltermeister bekommen, wonach er verlangte.
» Du hast Angst«, sagte Heriodon. »Doch du jagst mir keine ein.«
Rowarn kicherte erneut. »Sicher?«
Sein Peiniger wirkte nun deutlich ungehalten, der Druck seiner Finger verstärkte sich. Bald würde er neue Qualen schenken, die alles andere übertreffen würden. »Deine Angst ist meine Nahrung, junger Narr. Sie ergötzt mich und schenkt mir Wonne.«
»Du sollst sie haben«, wisperte Rowarn. »Mein Fehler war, dass ich Angst vor meiner Angst hatte, dass ich sie vor mir versteckte. Doch nun weiß ich, wonach dich dürstet, und um frei zu sein, werde ich dich sättigen, bis du meiner überdrüssig wirst. Und es ist umso besser, dass ich nunmehr stofflich bin.«
Dann ließ er den Dämon in sich frei.
Im Gasthaus war es ruhig, viele Gäste waren abgereist. Arlyn setzte sich kurz zu dem Kriegskönig und dem Fürsten, die sich neben der Küche in einem kleinen Raum niedergelassen hatten.
»Ich werde Haus Farnheim ab morgen für eine Weile schließen und Reisende zum Markt schicken. Dort gibt es auch zwei gute Gasthäuser«, erklärte sie. »Ich denke, ich werde die Zimmer bald für andere Besucher benötigen, nicht wahr?«
»Ich wäre dir dankbar, wenn ich das Haus als Stützpunkt in Anspruch nehmen dürfte«, sagte der Fürst. »Ich habe tatsächlich vor, hier Kriegsrat zu halten.«
Arlyn nickte. »Selbstverständlich. Ich werde mich nicht heraushalten, wenn es um Femris geht. Die Kranken werden euch nicht stören, sie sind in ihren Häusern gut untergebracht und können auch dort versorgt werden. Es sind ohnehin nicht mehr viele da; zu dieser Jahreszeit ist das ganz normal.«
»Du bist eingeladen, an unseren Beratungen teilzunehmen«, sagte Olrig. »Dein Rat ist uns sehr willkommen.«
Noïrun nickte, als sie ihn fragend ansah.
Sie lächelte. »Achtundzwanzig Jahre sind eine lange Zeit für einen Menschen. Du bist nicht mehr so stürmisch.«
»Oh, ich lenke es nur in andere Bahnen«, meinte der Fürst. Er ergriff Arlyns Hand und führte sie kurz an seine Lippen. »Ich danke dir für alles.«
»Ich habe schon viel von deinen Verführungskünsten gehört«, schmunzelte sie, entzog ihm ihre Hand und wünschte ihnen noch einen guten Abend.
»Hast du damals um sie gefreit?«, fragte Olrig, kaum dass die Tür geschlossen war.
»Sicher. Ohne Erfolg, wie du dir denken kannst.« Der Fürst winkte Ragon und Tamron, die gerade hereinkamen, und zu seiner Überraschung fand sich auch Angmor in ihrem Gefolge. Bevor sich die Tür schloss, schlüpfte gerade noch Graum herein.
»Spät, doch wir sind hier«, sagte der Unsterbliche. »Aber wo ist denn nun Rowarn, der uns zusammengerufen hat?«
Olrig deutete mit dem Daumen nach oben. »Er ist schlafen gegangen, es ging ihm nicht gut. Irgendetwas Schlimmes quält ihn.«
»Vielleicht hängt es damit zusammen, was er uns heute Abend sagen wollte«, überlegte Tamron mit besorgter Miene. Er wandte sich an den Visionenritter. »Was könnte das sein, Angmor? Du warst zuletzt mit ihm zusammen.«
Bevor der Maskierte antworten konnte, wurden sie von einem mächtigen Poltern, schrillen Schreien, die nach Todesangst klangen, und dem Geräusch berstenden Holzes unterbrochen.
»Was ist das für ein Getöse da draußen?«, wunderte sich Olrig, und Noïrun drehte sich mit dem Becher, aus dem er gerade trinken wollte, und blickte hinter sich aus dem Fenster.
»Verdammt, das ist der Junge.« Der Fürst
Weitere Kostenlose Bücher