Die Chroniken von Waldsee Trilogie Gesamtausgabe: Dämonenblut Nachtfeuer Perlmond (German Edition)
schmerzten. Er glaubte, nun für den Abend gewappnet zu sein. Sein schwerster Gang stand ihm bevor.
Doch es wurde nichts daraus. Tamron und Angmor ließen sich entschuldigen, und Noïrun wollte die Runde noch ein wenig aufschieben, weil er auf Nachrichten wartete. Damit war Rowarns Plan fehlgeschlagen. Während des Abendessens dachte er darüber nach, ob er nicht Olrig und Noïrun beiseiteziehen und nur ihnen alles gestehen sollte, doch er fand einfach nicht den Mut. Eine Stimme in ihm forderte, endlich reinen Tisch zu machen, eine andere hielt ihn davon ab und behauptete, dass der geeignete Moment noch nicht gekommen sei.
Hin und hergerissen gab er ausweichende Antworten und kämpfte im Stillen mit sich. Noïrun sagte nichts, aber Olrig äußerte schließlich sein Erstaunen. »Was hast du, Junge? Heute früh warst du schon merkwürdig.«
»Mir ... mir ist schlecht«, stieß Rowarn hervor, und das entsprach der Wahrheit. Er war so aufgewühlt, dass sein Magen in gewohnter Weise revoltierte, obwohl er geglaubt hatte, das wäre endlich vorbei. »Tut mir leid«, keuchte er, dann sprang er auf und rannte nach draußen.
»Schade um das schöne Essen!«, rief der Zwerg ihm hinterher.
Rowarn lief ums Haus, in eine dunkle Ecke, wo hohe Farnbüsche standen, und übergab sich dort, bis sein Magen leer war. Er hasste sich selbst für seine Feigheit und Schwäche. In den Gastraum konnte er nicht mehr zurückkehren, nicht in dieser Verfassung. Dann musste er das Geständnis eben noch einen weiteren Tag aufschieben. So jedenfalls würde er nicht vor seine Freunde treten. Morgen! Ja, morgen, egal, wer dabei war, und wenn er nur Noïrun allein antraf. Da musste es raus, und er würde es auch nicht wieder auf den Abend verschieben. Noch so einen Tag konnte er nicht durchstehen.
Genau so würde er es machen, entschied er: Sobald er morgen früh den Fürsten erblickte, würde er ihn zum Gespräch bitten, noch vor dem Morgenmahl, damit er nicht wieder Gefahr lief, sich mittendrin übergeben zu müssen. Und dann ohne Umschweife zur Sache kommen und alles gestehen, und danach ... nun, das würde sich dann zeigen. Noïrun war der Heermeister, er würde entscheiden.
Rowarn brachte seine Kleidung in Ordnung, kehrte gefasst ins Gasthaus zurück und ging auf sein Zimmer. Heute hatte Landi ihm einen Korb voller Beeren hingestellt. Immer hatte sie eine kleine Aufmerksamkeit für ihn. Rowarn stand noch eine Weile am Fenster und starrte dumpf hinaus, bevor er sich schlafen legte.
Als er das Rasseln in der Dunkelheit hörte, begriff er sofort. Rowarn stieß einen Schrei aus.
»Nein! Nicht du!«
Er stemmte sich gegen die Ketten, die ihn stehend an die Wand fesselten. Die Mauer hinter ihm war aus Stein und eiskalt. Der quadratische, klein wirkende Raum lag im Halbdunkel, durch einen Schacht fiel dünnes, fahles Licht in einem gesammelten Strahl herein.
»Es ist nicht wahr«, keuchte er. »Das geschieht nicht wirklich.«
»Warum glaubst du das?«, antwortete ihm die nur zu wohlbekannte heisere, kalte Stimme.
»Weil ich in Farnheim bin«, stieß Rowarn hervor. »Ich habe mich ins Bett gelegt und bin eingeschlafen.«
»Ich habe dich herausgeholt. Das bereitet mir keine Mühe.«
»Nein ... du bist in meinen Geist eingedrungen. Ich lasse es nicht zu!«
Rowarn bäumte sich auf, stemmte sich gegen das, was so wirklich erschien. Er versuchte, den Raum aus seinem Kopf zu verdrängen, diese Bilder zu löschen. Er drehte das Gesicht weg, als der Graue aus den Schatten trat. Sein Name, er wollte nicht an seinen Namen denken. Lösch ihn aus! Es geschieht nicht wirklich. Du darfst nicht daran glauben! Er wird dich sonst töten.
»Natürlich werde ich dich nicht töten«, sagte Heriodon.
Nein! Kein Name! Da ist nichts und niemand!
Er war nun ganz nahe, Rowarn spürte seinen Atem im Gesicht und die Berührung seiner Hand an der Wange. »Ich habe dich sehr vermisst, mein Schüler ...«
»Ich bin nicht dein Schüler.« Rowarn brach der Schweiß aus, er konnte fühlen, wie es ihm kühl und klebrig die Schläfen hinabrann. Es ist nicht wirklich! , hämmerte es in ihm. Nichts von alledem kannst du spüren, denn es ist nur ein Traum. Ein Traum kann dir nichts anhaben ...
»Ich musste eine ganze Weile nach dir suchen, du hast dich gut verborgen. Doch die Welt ist zu klein, um mir für immer zu entkommen.« Heriodons Stimme klang sanft, dicht an seinem Ohr. »Du missverstehst da etwas, Rowarn. Es ist richtig, dass dein Körper noch in deinem Bett
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