Die Chroniken von Waldsee Trilogie Gesamtausgabe: Dämonenblut Nachtfeuer Perlmond (German Edition)
konzentrierte sich auf einen Punkt. Er sah sie leuchten, sah sie geballt in der Hand des Mannes, der keine Gewalt mehr über ihn hatte.
Da hielt Noïrun inne und lachte. »Spare deine Kräfte, Heriodon. Deine Magie kann dir nicht nutzen.«
»Oh, aber du erinnerst dich doch gewiss noch an den Schmerz?«, erwiderte der Graue und ließ das Schwert sinken. Nun trat die zweite Phase des Kampfes ein. Noïrun kannte diese Taktik, so hatte Heriodon ihn früher oft aus der Fassung gebracht. Er wollte ihn wohl heute noch belehren, konnte nicht einsehen, dass Noïrun kein Schüler mehr war und dies kein Spiel oder eine Übung. Stets war es so abgelaufen: Angriff auf den Körper, dann Angriff auf den Geist, und schließlich der letzte Schlag. Aber damals war der Fürst noch ein junger, unerfahrener Heißsporn gewesen. Nun würde er den Spieß umdrehen.
Mit bösartigem Lächeln setzte Heriodon hinzu: »Ich weiß genau, wo du am empfindlichsten bist.« Ja, davor hatte Noïrun sich früher immer gefürchtet.
Aber heute zeigte der Fürst keinerlei Regung, nicht einmal ein Muskel zuckte. »Narr«, sagte er höhnisch. »Ich habe weitaus schlimmeren Schmerz erlebt als den, den du mir je zufügen könntest. Und es gibt nichts mehr, wovor ich mich fürchten muss, denn ich habe das Unbekannte schon lange kennengelernt, in all seiner Mannigfaltigkeit.«
Heriodon wirkte nun doch ein wenig verunsichert. »Das ist unmöglich.«
Ja , dachte er, ich habe dich. Dein Schwert sinkt tiefer, und du hast Angst. Doch du kannst sie nicht mehr weitergeben. Denn ich bin die Angst.
»Du bist ein Versager«, zischte Noïrun. »Du hast etwas Gutes bewirkt an mir, und ebenso an Rowarn. Arlyn wäre ohne dich niemals zu solcher Größe gelangt und hätte nicht diesen einzigartigen Ort der Heilung geschaffen. Der Kraft Angmors bist du nie habhaft geworden. Und nun wird dein Herr verlieren, weil der Widerstand erst durch deinen Versuch der eigenen Schöpfung und Formung möglich wurde. Ich bin frei von dir, und nachdem ich dich getötet habe, wird es auch Rowarn sein.«
Er schritt langsam um den Grauen, das Schwert halb gesenkt, und Heriodon musste sich mit ihm drehen.
»Und jetzt verrate ich dir etwas über ihn, das dir kaum gefallen wird«, fuhr er fort. Sein Gesicht war so hart wie ein Fels am ersten Morgen des Winters, und seine Augen waren düster wie Smaragde, die das Licht einfingen, aber nicht mehr zurückgaben. »Er ist nicht nur der König von Ardig Hall, alter Mann: Er ist zudem Angmors Sohn, und damit der Zwiegespaltene, der Herr des Tabernakels. Begreife, was du dir durch die Hände hast schlüpfen lassen!«
Heriodon wurde aschfahl. »Das ist nicht wahr ...«
Aber Noïrun lachte nur, kalt und freudlos, ganz ohne Triumph. Er bereitete sich auf den letzten Schlag vor, den er führen würde. »Dank dir hat er endlich aufgehört, an sich zu zweifeln, und er wird Valia den Frieden bringen! Und damit beende ich diese Sache.«
Heriodons Schwert fuhr hoch, aber Noïrun war bedeutend schneller.
Der erste Schlag traf Heriodons Oberschenkel, durchschnitt das Fleisch bis auf den Knochen und zertrümmerte diesen, und der graue Heermeister knickte ein. Bevor er einen Schmerzlaut von sich geben konnte, drang Noïruns Schwert bereits tief in seinen Bauch, und mit einem kraftvollen Fußtritt, wie man ihn nur für niedere Kreaturen übrig hatte, warf der Fürst ihn endgültig zu Boden.
Heriodons Schwert flog in hohem Bogen davon. Brüllend versuchte der General, die Bauchwunde mit Händen zu verschließen und die hervordrängenden Eingeweide aufzuhalten.
Fürst Noïrun, Heermeister von Ardig Hall, baute sich über ihm auf, dunkel wie ein Gott des Blutes.
»Normalerweise brauche ich nur einen Schlag«, stieß er hervor, »doch diese Genugtuung, ja, billige Rache, gestatte ich mir in diesem Moment, in Gedenken an all deine Opfer, lebend oder tot.«
Er sah, wie sein ehemaliger Lehrmeister litt. Panik flackerte in seinen Augen. Der Schmerz musste unerträglich sein.
»Tut es weh? Schön. Nimm diese Erfahrung mit auf deine letzte Reise.«
Heriodon begann: »No-«, doch da traf ihn die scharfe Klinge in den Hals und zerfetzte ihm die Kehle. Er röchelte nur noch kurz, dann brach sein Blick.
Der Fürst verharrte einen Augenblick reglos. Von dem gesenkten Schwert herab tropfte Blut und färbte die gelben Sonnensprenkel am Boden rot.
Dann wandte Noïrun sich langsam Heriodons Gefolge zu, das sichtlich zögerte. Der Schweiß lief ihm in Strömen
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