Die Chroniken von Waldsee Trilogie Gesamtausgabe: Dämonenblut Nachtfeuer Perlmond (German Edition)
es ist gleich vorüber.
Doch er brachte keinen Ton mehr über die trockenen Lippen. Da hörte er einen anderen Schrei, von einer jungen, hellen Stimme, über den Kampflärm hinweg, wie aus einer anderen Welt.
Lasst den Jungen nicht zu mir , dachte er müde. Das soll er nicht sehen .
Dann verlor er das Bewusstsein.
»Noïrun!«, schrie Rowarn außer sich. Er hatte den Fürsten fallen sehen und wollte hinausstürmen, aber Angmor rief: »Ragon, halt ihn! Das ist zu gefährlich!«
Ragon versuchte, den jungen König festzuhalten, aber das hatten nicht einmal vier Warinen in der Splitterkrone geschafft. Rowarn riss sich los, schüttelte ihn ab wie eine Fliege und raste mit gezücktem Schwert hinaus.
Ihm folgten Angmor, Graum und Tamron, die Olrig zu Hilfe eilten, und mit großem Getöse brach der riesige schwarzgraue Hengst aus dem Unterholz und galoppierte mit dem Schattenluchs um die Wette auf den Feind zu.
Rowarn rannte zu dem Fürsten, der reglos am Boden lag, halb unter einer Leiche begraben.
Der Visionenritter und der Unsterbliche erreichten den Kriegskönig, der bereits aus mehreren Wunden blutete, aber immer noch mit seiner Axt ein fürchterliches Blutgericht hielt. Ragon, Fashirh und die anderen trafen bald darauf ein und schnitten den Dubhani den Weg ab, die auf den Fürsten zuhielten. Aschteufel und Graum stürzten sich auf den fliehenden Menschen und den Zwerg.
Rowarn zerrte die Leiche weg, kniete neben dem Fürsten nieder und betete verzweifelt darum, dass er am Leben sein möge. Bei all dem Blut konnte er nicht erkennen, ob Noïrun noch atmete. Immerhin strömte es pulsend aus ihm, also musste ein Rest Leben in ihm sein.
Rowarn öffnete die Rüstung und schleuderte sie beiseite, riss das Hemd in Fetzen und band in fliegender Hast die Wunden ab. Dann wischte er über Noïruns blutverschmiertes Gesicht und brach in Tränen aus, als der Fürst mit einem Röcheln zu sich kam und die Augen öffnete.
»Halt still, du darfst dich nicht bewegen, du verlierst furchtbar viel Blut«, stammelte Rowarn.
»Rowarn, du ... musst gehen«, flüsterte der Fürst. »Du darfst nicht hierbleiben, du bist zu wichtig ...«
»Ich geh nicht weg, nicht ohne dich«, schluchzte der junge König. »Halt durch, ich bitte dich ...« Er umklammerte Noïruns Hand, als könne er so das Leben festhalten, das unablässig aus seinem Freund rann.
Der Fürst kämpfte ums Bewusstsein, sein Gesicht war schmerzverzerrt. Er konnte sich kaum bewegen.
Rowarn sah auf, als Arlyn in fliegender Hast eintraf. Sie hatte ihren Beutel dabei, riss die schmutzigen, durchgebluteten Fetzen herunter und legte neue Pressverbände an. »Gut gemacht«, lobte sie.
»In ... in der Schulter steckt immer noch der Pfeil«, sagte Rowarn stockend. »Der Schaft ist abgebrochen, als er stürzte ...«
»Das braucht uns jetzt nicht zu kümmern«, antwortete Arlyn. »Zuerst müssen wir die Blutungen aufhalten.«
Die Kämpfe um sie herum interessierten die beiden nicht, sie bekamen nicht einmal etwas davon mit. Es gab auch keinen Grund zur Wachsamkeit. Ihre Gefährten, rasend vor Wut, machten den Feind mit schrecklicher Gewalt und Grausamkeit nieder.
»Hast du große Schmerzen?«, fragte Arlyn den Fürsten.
»Ja«, stieß er zwischen den zusammengepressten Zähnen hervor.
»Gut.«
»Gut?«, flüsterte Rowarn.
Arlyn warf ihm einen kurzen Blick zu. »Er wird nicht sterben, solange er Schmerzen hat.«
Rowarn hielt immer noch Noïruns Hand. Er fühlte hilflosen Zorn, weil er nichts tun konnte. »Gib nicht auf, hörst du? Das ist ein königlicher Befehl, dem du dich nicht widersetzen darfst.«
»Nie...mals«, keuchte Noïrun und verlor erneut das Bewusstsein.
Inzwischen war der Kampf vorüber, und die anderen näherten sich vorsichtig, allen voran der hinkende Olrig. Die Axt ließ er nachschleifen. Sein Gesicht trug einen verbissenen Ausdruck.
»Wie geht es ihm, Arlyn?«, fragte er knapp.
Ragon zuckte zusammen, als er die furchtbaren Wunden sah. »Götter und Dämonen«, stieß er voller Grauen hervor. »Könnte ich es nur auf mich laden ...«
»Es sieht sehr schlecht aus«, verkündete Arlyn ohne Umschweife. »Die Verletzungen sind schwer, und ich kann die Blutungen bisher nicht stoppen. Angmor, kannst du den Pfeil durch die Schulter stoßen und dann herausziehen, solange Noïrun bewusstlos ist? Ich glaube, der Schaft ist noch lang genug. Und wir haben nur wenig Zeit. Hier draußen im Feld kann ich nicht viel für ihn tun.«
Der Visionenritter
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