Die Chroniken von Waldsee Trilogie Gesamtausgabe: Dämonenblut Nachtfeuer Perlmond (German Edition)
besah sich die Verletzung und nickte. Er gab Fashirh einen Wink, der daraufhin den Oberkörper des Fürsten anhob, damit Angmor den Pfeil erreichte. Der Dämon umklammerte den Mann fest, der völlig schlaff in seinen Armen hing.
»Vorsichtig«, flüsterte Rowarn und biss sich auf die Unterlippe.
»Das müsste er doch gewohnt sein.« Angmor nahm Maß. Dann schlug er zu und trieb den Pfeil durch die Schulter, bis die blutige Spitze auf der anderen Seite austrat. Schnell umfasste Angmor das herausgetretene Ende und zog den Pfeil mit einem scharfen Ruck heraus.
Noïrun bäumte sich auf und kam schreiend wieder zu sich, die Augen weit aufgerissen. Fashirh hielt ihn fest und redete erstaunlich behutsam auf ihn ein. Arlyn drückte sofort Kräuter und ein Tuch auf die frische Wunde.
Rowarn sah in Ragons blasses Gesicht, neben ihm standen die vier Ritter, nicht minder erschüttert und verzweifelt. »Er wird es schaffen!«, stieß er heiser vor Angst hervor.
Damit beruhigte er aber niemanden, am wenigsten sich selbst.
Fashirh legte Noïrun vorsichtig wie ein rohes Ei ab. Langsam beruhigte sich der Verletzte, sein Verstand klärte sich.
»Was macht ihr hier alle um mich?«, keuchte der Fürst. »Wo ist der Feind?«
»Erledigt«, antwortete Angmor.
»Femris hat einen ziemlich hohen Verschleiß an Heermeistern«, bemerkte Fashirh.
»Mit unserem wär’s diesmal auch beinah vorbei gewesen«, brummte Olrig sorgenvoll. »Noïrun, nun halt doch endlich mal still, Arlyn kann ja gar keinen neuen Pressverband anlegen. Kannst du nicht einmal loslassen und die Verantwortung anderen anvertrauen?«
»Ich kann ... Rowarn nicht allein lassen«, stieß Noïrun zähneknirschend hervor, bevor er wieder ohnmächtig wurde.
»Und ich kann nicht ohne dich weiterziehen«, bemerkte Olrig und schaute Rowarn an. »Tut mir leid, Junge.« Er tippte leicht an sein blutendes Bein, in dem eine tiefe Wunde klaffte. »Aber in dieser Verfassung bin ich euch ohnehin kaum von Nutzen. Ich werde Noïrun nach Farnheim zurückbringen, denn nur dort hat er überhaupt Hoffnung zu überleben.«
»Ich wollte dich gerade darum bitten«, gestand Rowarn. »Und bitte, Olrig ...«
»Mach dir keine Gedanken um Noïrun, der schafft das«, unterbrach Olrig knurrig. »Hat schon ganz andere Dinge überstanden. Ist ’n harter Knochen.« Er blickte zu Angmor. »Uns ist keiner entwischt, nicht wahr? Es wäre eine Katastrophe, wenn das jetzt bekannt würde.«
»Ich bin alles abgelaufen«, antwortete Graum anstelle seines Herrn. »Wir haben sie alle getötet. Keine Fluchtspur weit und breit. Aschteufel hat auch nichts gemeldet.«
»Möchtest du umkehren?«, fragte Angmor seinen Sohn.
Rowarn lachte trocken. »Natürlich nicht!«
»Wir würden keine Zeit verlieren oder eine günstige Gelegenheit verstreichen lassen. Femris wird sicher noch eine Weile brauchen, bis er sich gänzlich erholt hat. Wir könnten uns eine neue Strategie überlegen«, gab Angmor zu bedenken.
Rowarn sah die anderen der Reihe nach an; sie wollten sich alle nicht äußern. Diese Entscheidung musste er allein treffen. Für einen Augenblick war er versucht, Arlyn um Rat zu fragen, aber er sah ihr an, dass sie ihm nicht helfen würde. Allerdings, auch das konnte er spüren, wäre sie mit allem einverstanden.
»Was glaubst du, was er mit mir machen würde«, murmelte er. »Du hast ihn doch vorhin erlebt, oder? Noïrun ist immer noch mein Heermeister, und ich bin sein Ritter. Mein Eid gilt ebenso wie seiner, und er hat den Befehl nicht aufgehoben. Wir gehen weiter.« Obwohl es ihn innerlich zerriss, denn er wollte Noïrun nicht verlassen. Er war auch immer noch an den Eid gebunden, den er Morwen einst geleistet hatte: Den Fürsten niemals im Stich zu lassen. Doch Olrig war bei ihm, und Rowarn musste jetzt als König handeln.
Arlyn nickte ihm zu und lächelte leicht. »Ich glaube auch, dass er es bis Farnheim schaffen wird. Ein Wunder hat er schon vollbracht, indem er überhaupt noch am Leben ist. Ich kann ihn verbinden und mit Mitteln versorgen, die ihn in tiefen Schlaf legen und den Herzschlag verlangsamen. So kann er bis Farnheim durchhalten, und dort wird man ihm umgehend helfen können. Das ist der einzige Weg, Rowarn. Mehr als Olrig könntest du auch nicht tun. Du musst nun in seinem Sinne weitermachen. Glaub fest daran.«
Die Tränen schossen ihm wieder in den Augen. »Ich habe ja wohl keine Wahl, oder? Aber du ...«
Sie hob hastig die Hand, bevor er weitersprechen konnte. »Nein,
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