Die Chroniken von Waldsee Trilogie Gesamtausgabe: Dämonenblut Nachtfeuer Perlmond (German Edition)
»Gestatte mir vorher noch eine Frage.«
Sein Vater verharrte und blickte ihn auffordernd an. »Sprich.«
»Hast du die Warinen erschaffen?«
Angmor lächelte finster.
»Bitte, ich muss es wissen!«, drängte Rowarn. »Du weichst mir immer aus, und ich frage ohnehin nur einen Bruchteil dessen, was ich erfahren möchte. Gib mir wenigstens diesmal eine Antwort.«
Der Dämon kniete noch einmal neben ihm nieder. »Ich habe die Warinen nicht erschaffen«, sagte er. »Ich hätte das niemals zugelassen. Aber der Dämonengott Waldsees, dessen Namen ich hier nicht aussprechen werde, entschied anders. Die Warinen verschafften ihm neue Gebiete und vergrößerten seine Macht.« Sein eisglühender Blick glitt kurz zum Himmel. »Ich vermag viel, mein Sohn, aber gegen göttliche Macht kann auch ich nicht bestehen. Ich musste mich fügen. Auch Sherkun, der neue Heermeister von Femris, hat sich nicht daran beteiligt, falls du das wissen willst. Die Essenz, welche die Zwerge durch göttlichen Segen erhielten, ist von geringer Güte, und sie stammt von Waldsee-Dämonen.«
»Schlimm genug«, murmelte Rowarn.
»Es hätte viel schlimmer kommen können«, erwiderte der Visionenritter. »Und diese Dämonen erfuhren nicht mehr, was aus ihrem Bund wurde.«
»Du hast sie …«
»Ich habe meine Pflicht als Herrscher getan.« Er strich sanft durch Rowarns nasse Haare und berührte kurz seine Wange. »Erhol dich jetzt. Wir sehen uns morgen.«
Rowarn sah ihm nach, bis sein breiter Rücken hinter dem Vorsprung verschwunden war. Dann gab er sich der Fürsorge des Heilers hin und war vor allem froh, als die Übelkeit endlich nachließ. Als er wieder aufrecht stehen konnte, ging er noch einmal zum See hinunter und tauchte lange durch das Wasser, fast bis ans andere Ende des Ufers.
Nach dem Bad fühlte Rowarn sich prächtig erholt und so gut wie schon lange nicht mehr, dass er schnurstracks in die Gaststube ging, aus der Lärm bis nach draußen klang. Die Aufräumarbeiten in Farnheim waren bereits abgeschlossen, und die Leute hatten sich von ihrem Schrecken erholt. Zum ersten Mal seit langem war die Gaststube geöffnet und voll. Reeb und Laradim ließen Rowarn nicht mehr weg, als sie ihn erblickten, und wollten alles ganz genau wissen. Danach sah Rowarn bei Olrig vorbei, dem für heute Bettruhe verordnet war, und brachte ihm etwas zu essen aufs Zimmer. Sie sprachen nicht viel, sondern genossen jeder still die Freundschaft des anderen und teilten ihr Glück über das Wunder, das sich ereignet hatte.
Die Zeit verging so schnell, dass Rowarn ein wenig erschrocken war, als es bereits nach Mitternacht und er einer der letzten war, die sich aufs Zimmer zurückzogen. Leise ging er hinauf, öffnete die Tür und nahm sofort Arlyns unverwechselbaren Duft wahr. Sie lag in seinem Bett, mit dem Rücken zu ihm. Ihr Atem ging ruhig und gleichmäßig. Rowarn zog sich aus und schlüpfte zu ihr unter die Decke, drückte sich an ihren Rücken und legte den Arm um sie. Voller Glück fühlte er ihre Wärme und spürte all das Leben, das ihn umgab. Dies war der eindrücklichste, wenn nicht beste Tag seines Lebens.
»Ist alles in Ordnung?«, wisperte sie nach einer Weile und schloss ihre schlanken Finger um seine Hand.
»Tut mir leid, dass es so spät wurde.« Er vergrub das Gesicht in ihren Haaren und schob nun auch den anderen Arm unter ihrer Halsbeuge hindurch um sie, umarmte sie fest. Er wollte sie so dicht wie möglich an sich spüren, sie in sich aufsaugen. Sie duftete so unglaublich gut, und ihre Haut fühlte sich wie Samt an. Seine Zunge tastete nach ihrem Ohr, dann kitzelnd den Hals entlang. Ihre Haut schmeckte süß wie ein Zimtpfirsich.
»Unsinn«, sagte sie weich. »Wir haben noch die Nacht vor uns, und die nächste ... das ganze Leben.«
Innig schmiegte er sich an sie. »Das Leben, für immer«, wisperte er zärtlich.
Es tat so gut, sie zu fühlen, gesund und lebendig zu sein. Er spürte, wie sein Verlangen erwachte und wuchs, während er anfing, sie zu liebkosen. »Wie geht es Noïrun?« Zum ersten Mal konnte er diese Frage ohne Angst stellen.
»Die Wunden heilen bereits, das Fieber wird spätestens morgen weg sein. Er wird wieder ganz gesund, und abgesehen von Narben wird ihm nichts bleiben. Ich glaube, es ist das erste Mal, dass ein Dämon so etwas getan hat, und dann ausgerechnet noch Angmor ... obwohl ich ihn schon so lange kenne, ist er mir immer noch ein Rätsel.«
»Er hat es für mich getan«, sagte Rowarn selig.
Sie bewegte
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