Die Chroniken von Waldsee Trilogie Gesamtausgabe: Dämonenblut Nachtfeuer Perlmond (German Edition)
ihm noch so schwerfiel. Sie nur noch einmal in den Arm nehmen, ihre Wärme spüren ... ihr sagen, dass sie miteinander verbunden waren, auch wenn er fortging ...
Die Sehnsucht nach Arlyn und zugleich das aufsteigende Reisefieber ließen ihn nicht viel Schlaf finden.
»Möchtest du warten?«, fragte Olrig in seine Gedanken. »Die anderen schlafen alle noch. Wir können auch später losreiten, nachdem wir uns verabschiedet haben.«
»Nein, wir sollten los. Wir müssen so viel Tageslicht wie möglich nutzen.« Rowarn spülte den letzten Bissen mit Tee hinunter.
»Gut. Graum ist schon vorausgelaufen, wir werden ihn unterwegs einholen. Ich hole meine Sachen. Wir treffen uns drüben.«
Die Pferde waren fast fertig, als Rowarn kurz darauf in den Stall kam. Der Knecht war gerade dabei, Ausrüstung und Proviant am Sattel zu befestigen. Olrig hatte allerdings nicht vor, denselben Weg wie das letzte Mal zu nehmen und im Freien zu übernachten. Er hatte schon ausgerechnet, wie schnell sie sein mussten, um abends ein Gasthaus zu erreichen.
»Ich kann das nicht bezahlen«, hatte Rowarn zu bedenken gegeben. Er sah zwar prächtig ausgestattet aus, weil Arlyn ihm die Winterausrüstung samt neuem Schwert aufgezwungen hatte, aber er hatte nicht einmal eine Kupfermünze in der Tasche.
»Überlass das mir«, brummte der Kriegskönig.
Rowarn befestigte den Rückenköcher über dem Umhang und steckte die Fahne von Ardig Hall hinein. Jeder sollte sehen, wer hier unterwegs war. Rowarn wollte ein Zeichen setzen, egal für wen. Das Versteckspiel war vorbei.
Ohne sich noch einmal umzusehen, verließ er mit Olrig zusammen Farnheim Richtung Südosten.
Kapitel 41
Die Hoffnung wächst
Die Pferde liefen geschwind dahin. Die Luft war trocken und kalt, und die Sonne schien von einem wolkenlosen Himmel. Der Schnee lag nicht allzu hoch, sodass sie die befestigte Handelsstraße gut erkennen konnten. Olrig kannte sich hier bestens aus, da er öfter in Farnheim verweilt hatte und auf verschiedenen Wegen angereist war, und Rowarn verließ sich ganz und gar auf ihn.
Er hatte zum Glück kaum Zeit, der Sehnsucht nach Arlyn nachzuhängen, da Olrig viele Lieder und Geschichten wusste, mit denen er den jungen Mann ablenkte.
»Seid ihr früher auch so gereist, du und Noïrun?«, wollte Rowarn wissen.
Der Kriegskönig lachte. »O ja, landauf, landab, zum Schrecken vieler junger Draufgänger und ... hm ... Ehemänner. Aber erst, nachdem Noïrun sich lange genug bei uns Kúpir aufgehalten hatte, um seinen Hitzkopf abzukühlen.«
»Ich kann ihn mir gar nicht unbesonnen vorstellen.« Wobei das nicht ganz stimmte. Noïrun hatte durchaus schon die Fassung verloren. Das erste Mal in Madin hätte er Rayem wahrscheinlich einen Kopf kürzer gemacht, wäre Olrig nicht dazwischengegangen. Aber Rowarn konnte ihm das kaum zum Vorwurf machen, da er selbst sein Temperament nicht in der Gewalt hatte. Schon mehr als einmal war er in zerstörerische Raserei verfallen. Zum Glück bisher nur zum Schaden des Feindes.
»Du kanntest ihn früher auch nicht. Allerdings lenkten die zwergischen Frauen sein Temperament schnell in andere Bahnen.«
»Das kann ich mir denken, er bekommt schließlich heute noch leuchtende Augen, wenn die Rede auf eure Frauen kommt.«
Olrig kicherte. »Ich bedaure ja ein wenig, ihn erst so spät kennengelernt zu haben. Wir hätten viel früher Spaß haben können.«
»Hast du je erfahren, wie er sein Land verlor?« Diese Frage beschäftigte Rowarn schon lange. Und vermutlich nicht nur ihn.
»Ja, das habe ich – aber ich werde nichts sagen. Das musst du ihn selbst fragen.« Olrig hob die Hand. »Sein Fluch würde mich auf der Stelle treffen, wenn ich darüber reden würde. Wie ich schon einmal sagte: Bei dieser Sache versteht er überhaupt keinen Spaß.«
Mittags hielten sie in einem kleinen Wäldchen mitten in einem Flusstal an, entfachten ein Feuer und packten die Vorräte aus. Die kahlen Bäume waren in ein dickes Schneegewand gepackt, das im Sonnenlicht funkelte. Das Flüsschen war völlig zugefroren, und kleine Langschnäbler staksten mit langen dünnen Zehen darüber. Gleich darauf flatterten sie erschreckt auf und flogen zeternd davon. Auf weichen Ballen schlich Graum heran, ohne im Schnee zu versinken.
»Es ist alles ruhig«, berichtete der Schattenluchs. »Mit etwas Glück können wir gefahrlos reisen.«
Sie verzehrten eine kleine Mahlzeit und tranken dazu starken Süßwurzeltee mit eingerührtem Beerenmus. Rowarn genoss die
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