Die Chroniken von Waldsee Trilogie Gesamtausgabe: Dämonenblut Nachtfeuer Perlmond (German Edition)
dem Fürsten noch nach, als sich die Tür längst hinter ihm geschlossen hatte.
Rowarn war kaum allein in seinem Zimmer, wieder von Zweifeln geplagt, als Arlyn zu ihm kam.
»Willst du darüber reden?«, fragte sie, denn er konnte seine Ruhelosigkeit natürlich nicht vor ihr verbergen.
»Nein«, antwortete er einsilbig.
»Gut«, wisperte sie, legte die Arme um seinen Nacken und näherte ihr Gesicht dem seinen. »Dann schiebe die düsteren Gedanken beiseite und liebe mich, mein Perlmond.«
Nur allzu gern.
Erst am Morgen, als sie sich voneinander lösten, fand Rowarn zur Ernsthaftigkeit zurück. Bevor Arlyn aus dem Zimmer schlüpfte, sagte er: »Ich habe eine Bitte an dich.«
»Äußere sie«, sagte sie sanft. Ihre Augen strahlten noch von der vergangenen Nacht.
»Heute Mittag sollen sich alle zum Essen versammeln, einschließlich Graum und dir. Ich habe etwas mitzuteilen.«
Sie wirkte erstaunt und besorgt. »Wird mir gefallen, was du verkünden wirst?«
»Ja und nein«, gab er sich rätselhaft und war nicht bereit, auch nur ein Wort mehr verlautbaren zu lassen.
Rowarn hatte befürchtet, nervös zu sein. Doch seit er seine Entscheidung gefällt hatte, war jede Unruhe von ihm abgefallen, er fühlte sich sogar erleichtert. Nur eines gab ihm einen kleinen Stich: dass Tamron in diesem Kreis fehlte. Noch immer war der junge König über den Verrat nicht hinweggekommen. Doch er durfte sich davon jetzt nicht beeinflussen lassen.
Er wartete, bis das Essen aufgetragen und keine Störung mehr zu erwarten war, dann stand er auf und blickte in die Runde.
»Ich werde zum Heerlager nach Eisenwacht reiten«, eröffnete er mit klarer, fester Stimme. »Die Soldaten sollen sehen, dass ihr Wohlergehen dem König von Ardig Hall nicht gleichgültig ist. Ich werde mit ihnen sprechen, damit sie sich mit noch mehr Eifer auf den Frühling vorbereiten, wenn wir gegen Dubhan ziehen. Außerdem möchte ich dort sein, wenn die Pferde meiner Muhmen eintreffen, oder falls das schon geschehen ist, sie zumindest in Augenschein nehmen.«
»Jetzt, wo der Winter voll ausgebrochen ist!«, sagte Arlyn kopfschüttelnd. Ihr war deutlich anzusehen, dass sie sein Vorhaben missbilligte.
»Es ist nicht so weit von hier, nur drei oder vier Tagesreisen«, beschwichtigte er. »Und ich werde mich in guter Begleitung befinden.« Er sah zuerst Olrig, dann Graum an.
»Wird mir ein Vergnügen und eine Ehre sein«, brummte der Kriegskönig.
Der Schattenluchs nickte. »Wenn mein Herr es gestattet ...«
»... er gestattet es ...«, sprach Angmor dazwischen.
»... dann sehr gern, o König«, vollendete Graum.
»Was ist mit uns?«, wollte Laradim wissen, und Reeb nickte eifrig.
»Ihr beide bleibt zum Schutz des Heermeisters hier und werdet ihm dabei helfen, dass er wieder ein Schwert in der Hand halten kann«, bestimmte Rowarn.
Die beiden machten enttäuschte Gesichter, und Noïrun lächelte leise. »Ich werde dafür sorgen, dass euch nicht langweilig wird«, versprach er. »Es wird Zeit, dass ich wieder Bewegung bekomme und meine Muskeln aufbaue, bevor das viele Essen sich als Fett niederschlägt.«
»Und ich?«, warf Arlyn ein.
Rowarn erwiderte gefasst ihren Blick. »Du wirst hier gebraucht, Arlyn. Genauso wie mein Vater. Farnheim muss geschützt sein. Gegen Femris werden wir wieder gemeinsam ziehen, aber das hier ... betrifft nur die Soldaten. Ich werde ja nicht lange weg sein.« Er setzte sich wieder und griff nach der Platte, um seinen Teller zu beladen. Dann blickte er verwundert in die stille Runde. »Kein Widerspruch?«
»Du bist der König«, erwiderte der Fürst gelassen, als ob die Auseinandersetzung des letzten Abends nie gewesen wäre, und schnitt sich eine Scheibe Braten ab.
»Wann ... wirst du wiederkommen?«, fragte Arlyn langsam. Ihr Gesicht war beherrscht.
»Bis zur Schneeschmelze bin ich wieder hier – spätestens. Und dann werde ich mich auf die Suche nach den Hütern machen, während Noïrun den Sturm auf Dubhan vorbereitet.« Rowarn schmeckte das Essen nicht mehr, als er den Ausdruck in Arlyns Augen sah.
»Weißt du denn inzwischen, wo du mit der Suche beginnst?«, setzte sie leise fort.
»Nein, ich habe immer noch nicht die geringste Vorstellung«, gab er zu. »Aber ich dachte ... ich hoffte ... als Tochter eines Visionenritters ... hättest du vielleicht eine Idee ... denn sicher wissen auch die Hüter inzwischen von mir ...« Und die Herrin von Farnheim würde einen Weg zu ihnen wissen, dessen war sich Rowarn sicher. Sie
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