Die Chroniken von Waldsee Trilogie Gesamtausgabe: Dämonenblut Nachtfeuer Perlmond (German Edition)
aber wir genauso. Und jetzt sind wir ebenso geschwächt wie er. Wir haben wie immer ein Patt erreicht.«
Rowarn gab endlich nach. Es hatte keinen Sinn, sich gegen alle stemmen zu wollen. Sie hatten mehr Erfahrung als er, und da sie einhellig dagegen waren, musste irgendetwas dran sein. Er glaubte auch nicht, dass sein Vater ihn anlog. »Also schön, ich folge eurem Ratschlag.«
»Eine kluge Entscheidung«, brummte sein Vater. »Um sich mit einem Mächtigen anzulegen, bedarf es mehr als nur Mut und Talent. Selbst Noïrun weiß das, und wenigstens auf seinen Rat solltest du hören.«
»Das tue ich in diesem Moment.«
»Aber ganz überzeugt bist du nicht.«
»Nein. Aber ich habe eine andere Frage.« Angmor hatte ihm ein Stichwort für etwas anderes gegeben, das Rowarn schon einige Zeit beschäftigte. »Du sagst, Femris ist ein Mächtiger. Du bist einer, meine Mutter war eine Mächtige, Arlyn ist es ebenfalls ... Was ich nicht verstehe: Warum bin ich es nicht? Weshalb verfüge ich nicht über magische Kräfte?«
»Du bist ein Zwielichtgänger.«
»Man sollte annehmen, bei zwei so mächtigen Eltern sollte ich doch einiges mehr in mir tragen.«
Angmor dachte nach. »Ich nehme an, dass es mit dem zusammenhängt, was auch deine Übelkeit auslöst. Die beiden Essenzen können sich nicht miteinander vermischen. Daher können sich deine Kräfte nicht verstärken, sondern ...«
»Sie heben sich gegenseitig auf.«
»Ja, ich denke schon. Vergiss nicht, dass deine dämonische Seite männlich ist und damit mehr Beschränkungen unterworfen, als es bei der weiblichen Seite der Fall wäre. Du verfügst ja durchaus über außergewöhnliche Fähigkeiten – bedingt durch dein naurakisches Erbe bist du ein besserer Zwielichtgänger als ich. Deine Kraft vervielfacht sich im Kampf, wenn du es willst. Und es steckt noch sehr viel mehr in dir, das erst noch erweckt werden muss. Man muss nicht unbedingt ein Zauberer sein, um gegen Mächtige zu bestehen.«
»Ich habe nur darüber nachgedacht, Vater«, verteidigte sich Rowarn. »Ich strebe nicht nach Beherrschung der Magie, obwohl es vieles einfacher machen würde.«
Angmor lachte kurz und tief. »Nein. Komplizierter. Die Magie nimmt uns gefangen, sie macht uns nicht frei.«
Etwas Ähnliches hatte auch Halrid Falkon damals im Freien Haus gesagt. Rowarn nahm es zögerlich an.
»Nun gut.« Angmor ging zur Tür. »Kann ich davon ausgehen, dass du wirklich zur Vernunft gekommen bist?«
»Mhmm«, machte Rowarn. »Ich werde nicht gegen Dubhan ziehen, ich verspreche es. Ich schleiche mich auch nicht heimlich fort.«
Der Visionenritter nickte zufrieden, doch bevor er gehen konnte, kam Rowarn auf das zurück, was seit Anbeginn zwischen ihnen stand.
»Hat meine Mutter gewusst, wer du bist?«
Angmor drehte sich ihm zu. »Das Eine oder Andere«, antwortete er. »Es wäre besser gewesen, sie hätte weniger gewusst.«
»Sie hat dich trotzdem geliebt.«
»Rowarn …« Angmor unterbrach sich für einen Moment. »Du bist noch nicht soweit«, fuhr er schließlich fort. »Ich lebe schon sehr lange, und ich habe meine … Spur ins Träumende Universum geprägt. All das habe ich hinter mir gelassen, als ich beschloss, deiner Mutter zu dienen. Aber ich verspreche dir hier und jetzt, eines fernen Tages werde ich dir erzählen, was du wissen willst. Wenn alles abgeschlossen ist und nur noch wir beide da sind, und unsere Erinnerungen.«
»Wenn es mich dann noch interessiert.« Rowarn seufzte. »Also schön, mehr kann ich wohl nicht von dir erwarten.«
Angmor ging ohne ein weiteres Wort.
Beim gemeinsamen Abendessen sprachen sie nicht mehr über die Angelegenheit. Noïrun, der trotz Arlyns Widerstand heruntergekommen war, war deutlich munterer, jetzt wo er sich nicht mehr durch Schnee und Kälte kämpfen musste, und es wurde ein fröhlicher Tagesausklang.
Kurz bevor er ging, sagte Noïrun leise zu Rowarn: »Die Prinzessin der Blauen Rose ... was wurde aus ihr?«
»Erzähl du es mir«, gab Rowarn zurück, genau wie es einst sein Muhme getan hatte.
Der Fürst lächelte. »Eines Tages ...«, wisperte er. »In deinem Schloss in Ardig Hall, wenn ich alt bin und deine Enkel auf den Knien wiege.«
Seltsamerweise hatte Rowarn das Gefühl, dass Noïrun dies nicht einfach so sagte, sondern in diesem Moment sehr deutlich ein solches Bild von der Zukunft sah, und das tröstete ihn. Das hieße, dass alles gut ausgehen würde. Oder war dieses Gefühl nur der Ausdruck eines sehnlichen Wunsches gewesen? Er sah
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