Die Chroniken von Waldsee Trilogie Gesamtausgabe: Dämonenblut Nachtfeuer Perlmond (German Edition)
Karrenweg Richtung Fûr Garí, dem Kalten Gebirge, führte.
Auf einem kahlen Feld wartete die Schar – und viele Rekruten. Die meisten waren zu Fuß, aber einige hatten wie Rowarn ein Pferd dabei. Am Rande des Trupps entdeckte Rowarn Rayem, auf einem plumpen Karrengaul. Der Wirtssohn war kein besonders guter Reiter, ihm fehlte die Übung. Aber vermutlich war er auf diese Weise immer noch besser unterwegs als zu Fuß.
»Wie viele sind es?«, fragte Rowarn staunend.
»Einhundertfünfzig«, antwortete Olrig stolz. »Kein schlechtes Ergebnis, was? Etwa zwanzig davon sind Frauen, talentiert im Bogenschießen, mit den Messern oder als Späher.«
»Mal sehen, wie viele am Ende übrig bleiben«, brummte der Fürst.
»Gib ihnen ein wenig Zeit«, meinte der Kriegskönig. »Ich glaube, sie werden sich alle gut entwickeln, aber das geht nicht von heute auf morgen.«
»Wir haben keine Zeit, mein Freund, und das weißt du genau«, erwiderte Noïrun. Er warf einen prüfenden Blick zum Himmel. »Sonniges, klares Wetter, frische Luft, ein gut befestigter Weg. Das ist leicht genug für den Beginn. Außerdem werden die Tage schon länger, wir können noch gut acht Stunden unterwegs sein. Eine ordentliche Tagesstrecke ist da zu schaffen.«
Rowarn verspürte Mitleid mit den Rekruten, die kein Pferd hatten. Sie würden wahrscheinlich bald jeden Fluch ausstoßen, den sie kannten.
Sie erreichten die Schar, und Rowarn fing einen Blick von Morwen auf, der spöttisch und mitleidig zugleich wirkte. Verunsichert zog er die Schultern hoch. Was hatte das zu bedeuten?
Fürst Noïrun lenkte den Kupferfuchs in die Mitte des Rekrutenhaufens und richtete sich leicht auf. »Könnt ihr mich alle gut verstehen?«, fragte er in die Runde, und allgemeine Zustimmung folgte. Rowarn stellte sich auf Windstürmer so nahe wie möglich an den Rand. Rayem hatte Mühe, seinen Gaul stillzuhalten, der ständig auf die Wiese nebenan laufen wollte, um dort zu fressen.
»Dann hört mir jetzt zu, denn ich sage dies nur einmal!«, fuhr der Fürst mit weit tragender Stimme fort. Eine derartige Ansprache hielt er nicht zum ersten Mal.
»Ich danke euch, dass ihr euch freiwillig und so zahlreich gemeldet habt«, begann er seine Rede. »Ihr habt euch einer großen Sache verpflichtet, die nicht nur über das Schicksal von Valia, sondern über ganz Waldsee entscheiden wird. Deshalb möchte ich jeden warnen, der sich nur aus Abenteuerlust angeschlossen hat, ohne richtig nachzudenken. Es wird meine einzige Warnung bleiben.«
Der Fürst ließ seine Blicke schweifen, bevor er mit strenger Stimme fortfuhr: »Dies ist kein Spiel oder Spaß und auch keine Gelegenheit, der elterlichen Zucht oder einer unliebsamen Heirat zu entkommen! Mit diesem Schritt lasst ihr eure Vergangenheit hinter euch. Wer von euch wegen eines Vergehens auf der Flucht ist, dem sei hiermit verziehen. Er ist frei von Schuld, solange er unserer Sache treu und aufrichtig dient, Befehle willig befolgt und sich ganz in den Dienst Ardig Halls stellt. Ihr seid von jetzt an Soldaten und zur Treue verpflichtet.
Wer seine Entscheidung ohne den nötigen, heiligen Ernst getroffen hat, sollte dies besser hier und jetzt noch einmal überdenken und in Frieden den Kreis verlassen. Wenn wir aufgebrochen sind, wird jedes Verlassen der Einheit ohne besondere Erlaubnis als Fahnenflucht geahndet und mit dem Tode bestraft. Wer bleibt, hat keine Wahl mehr. Er marschiert, wohin es ihm befohlen wird, und er wird erst anhalten, wenn man es ihm sagt.
Ich dulde kein irgendwie geartetes Verhältnis, mit Ausnahme der soldatischen Kameradschaft. Das bedeutet, sollte sich hier bereits ein Liebespaar befinden, das sich gemeinsam ins große Abenteuer stürzen will, wird es sich damit abfinden müssen, ab sofort getrennt voneinander zu schlafen und zu essen. Geteilt wird nichts außer Kampf und Leid. Ihr verpflichtet euch, füreinander da zu sein, aber ihr werdet euch nicht für einen anderen aus Edelmut aufgeben, denn wenn ihr beide sterbt, wäre das Verschwendung kostbaren Materials. Habt ihr mich bis hierher verstanden?«
Schweigen folgte.
»Der Fürst hat euch nicht gehört!«, brüllte Olrig so laut, dass die meisten erschrocken zusammenzuckten und hastig ein »Ja!« murmelten.
Aber dem Kriegskönig genügte das noch lange nicht. »Ihr verlotterter Sauhaufen!«, schrie er wütend. »Ihr habt überhaupt nichts kapiert! Hier spricht Fürst Noïrun zu euch, euer Befehlshaber – also was ?«
»Ja, Herr!«, entfuhr es
Weitere Kostenlose Bücher