Die Chroniken von Waldsee Trilogie Gesamtausgabe: Dämonenblut Nachtfeuer Perlmond (German Edition)
nahm einen leidenschaftlichen Klang an, und er hob halb die behandschuhte Faust. »Er ist uns mit seinen Heerscharen dreifach, vielleicht sogar vierfach überlegen, und das Verhältnis wird sich nicht ändern, außer wenn ein Wunder geschieht. Wir haben nun hundertfünfzig von euch gewonnen, doch er hat in derselben Zeit wahrscheinlich vierhundert dazubekommen. Versteht ihr nun, wie wichtig das ist, was wir tun? Wie notwendig die Ernsthaftigkeit ist? Wie bedeutsam der Wille jedes Einzelnen ist, diese Übermacht durch den Einsatz aller persönlichen Kräfte auszugleichen und besser zu sein als drei von Femris’ Kriegern auf einmal?«
Darauf folgte angespanntes Schweigen. Niemand rührte sich mehr, alle starrten den Fürsten gebannt an.
Der riss den Arm ganz in die Höhe. »Und es kann uns gelingen, was aussichtslos scheint! Seit einem Jahr halten wir die Stellung und bieten einer gewaltigen Übermacht die Stirn! Femris ist es bis zum heutigen Tag nicht gelungen, mit dem Splitter zu entkommen, und ihr und ich, wir werden im nächsten Schritt dafür sorgen, dass er mindestens seine Beute verliert!«
Langsam ließ er den Arm sinken. Über einhundertsiebzig Augenpaare folgten ihm, als der Kupferfuchs sich in Bewegung setzte und seinen Herrn behutsam aus dem Kreis trug. Rowarn wurde erst nach einer Weile bewusst, dass er immer noch den Atem anhielt. Er war völlig aufgewühlt, und der Herzschlag dröhnte ihm in den Ohren.
»Also gut!«, erklang schließlich Olrigs kräftiger Bass. »Und hier sind eure Befehle ...«
Rowarn erwartete den Fürsten, der den Hengst auf ihn zulenkte. Er wagte es nicht, etwas zu sagen, obwohl ihm eine Menge auf der Zunge lag.
Verdutzt schaute er auf ein Halfter, das Noïrun ihm hinhielt. »Runter vom Pferd«, befahl er. »Leg ihm das an.«
»Aber das ist er nicht gewohnt ...«, wandte er verstört ein, stieg allerdings ab.
»Nun, dann wird er ebenfalls seine Ausbildung zum Kriegspferd beginnen«, versetzte der Fürst ungerührt. »Seine fröhlichen Tage sind gezählt, nun muss er lernen, Kampfgeschrei, Gedränge und Blutgeruch zu ertragen. Und er muss lernen, auf Befehl draufloszustürmen und alles niederzutrampeln, was sich ihm in den Weg stellt, ob es nun eine Waffe trägt oder nicht. Er darf weder zaudern noch scheuen. Gib ihn Olrig, der wird sich seiner annehmen.«
»Und ich?«, fragte Rowarn verblüfft und mit durchaus dümmlichem Gesichtsausdruck.
»Du brauchst ihn jetzt nicht. Nimm dein Gepäck und reihe dich beim übrigen Fußvolk ein.« Noïrun wies in die Ferne, Richtung Südosten. »Siehst du die beiden winzigen Punkte dort hinten, zwischen den Hügeln?«
»Ja, Herr«, antwortete Rowarn. »Dies sind Wegmarkierungen, denn dort verzweigen sich alle Handelsstraßen durch Inniu. Zwei Baumstämme ohne Äste und Blätter, mit zwei großen Öllampen auf der Spitze, die alle fünf Jahre entzündet werden, wenn die Händler aus Valia erwartet werden.«
»Das ist das Ziel unserer heutigen Tagesreise«, sagte Noïrun.
Rowarn wurde schreckensbleich. »Aber ... aber ... ich war zwar noch nie so weit fort, doch es heißt, dass sie annähernd zwei Tagesreisen entfernt sein sollen!«
»Dann solltest du dich besser beeilen, damit du den Anschluss morgen früh nicht verpasst«, meinte der Fürst gelassen. »In wenigen Tagen will ich im Gebirge sein. Wir haben genug Zeit vertrödelt.« Er wendete den Kupferfuchs und sah Olrig entgegen, der gerade herantrabte.
»Alles geregelt, Noïrun«, sagte der Kriegskönig. »Wir können los, wenn du willst.«
»Ausgezeichnet.« Ohne sich noch einmal umzublicken, trieb der Fürst seinen Hengst an, und bald war von den beiden Männern nur noch eine Staubwolke zu sehen, der bald der gesamte Rest der Schar folgte. Rowarn fing noch einen letzten boshaften Blick von Morwen auf, bevor auch sie davongaloppierte.
Das letzte Staubkörnchen war herniedergesunken, der letzte Hufschlag verklungen. Eine Lerche stieg jubilierend von der Wiese nebenan auf, und die kreisenden Häher zogen ab, als es nichts mehr von Bedeutung gab, um sich darüber aufzuregen, weil Stille eingekehrt war.
Gelähmte Stille.
Irgendwann regte sich jemand. »Das ... hat er das ernst gemeint?«
»Wonach sieht's denn aus, Flachkopf? Natürlich hat er das ernst gemeint!« Eine junge Frau fuhr sich durch die Haare und stemmte die Arme in die Seiten. »So also sieht das aus!«
»Besser, wenn wir loslaufen«, bemerkte ein hochgeschossener, magerer Jüngling mit Sommersprossen auf der
Weitere Kostenlose Bücher