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Die Chronolithen

Die Chronolithen

Titel: Die Chronolithen Kostenlos Bücher Online Lesen
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nächsten Tag konnte ich sie nicht erreichen. Was östlich der beiden Dakotastaaten lag, war wie abgeschnitten, obwohl es in den Netzen immer noch reichlich Redundanz gab. Ein ganzes Rudel von Knotenservern müsse abgeschmiert sein, erklärte Ray Mosely. Möglich, das es sich dabei um einen weiteren Sabotageakt der Kuinisten handle.
    Auf Grund des Kommunikationsproblems entschied der Medienguru des Verteidigungsministeriums, die Presse einen Tag früher als geplant zu informieren. In Cheyenne gab es zwar immer noch eine Menge Korrespondenten, die über die Unruhen berichteten, aber sie würden mindestens vierundzwanzig Stunden brauchen, um dahin zu kommen, wo sie gebraucht wurden – nach Modesty Creek.
    In der folgenden Nacht errichteten die Pioniere einen Kreis aus schmerzhaft grellen Schwefelpunktlampen. Wir arbeiteten, während die Luft kühl war und der Mond am Himmel stand, stachen eine Meile von der Landestelle einen Beobachtungsbunker aus dem trockenen Erdreich, verlegten Kabel unter die Erde und entrollten ungezählte Meter Maschendrahtzaun. Die Umzäunung sollte Touristen und Kuinisten fern halten, die auf uns aufmerksam wurden. Hitch meinte, der Zaun würde zwar Antilopen zurückhalten, aber keine Horden größerer Säugetiere. Aber wozu hatten wir Soldaten?
    Bei’Sonnenaufgang krabbelte ich mit blutigen Händen auf mein Feldbett.
    Wir waren bereit zum Angriff.

 
DREI +
ZWANZIG
     
     
    Bis jetzt hatten wir das Areal für uns gehabt. In Kürze würden wir es teilen müssen.
    Nicht bloß mit Presseleuten, sondern auch mit Kuinisten aller Schattierungen – obwohl wir davon ausgingen, dass es durch die Abgeschiedenheit der Gegend und die kurzfristige Bekanntgabe nicht zu einem massiven Hadsch kommen würde. (»Das ist unser Hadsch«, hatte Sue mehr als einmal gesagt. »Der gehört zu uns.«)
    Also bezog unser Teil der Vereinigten Streitkräfte Posten am Zaun und auf dem Felsen, und wir setzten die Highway-Patrol und die Behörden in Kenntnis, die uns zutiefst verübelten, dass wir unsere Arbeit publik machten, aber nicht die Autorität besaßen, uns daran zu hindern. Ray Mosely ging davon aus, dass uns höchstens noch zwölf Stunden blieben, bis uns die ersten Außenseiter auf die Pelle rückten. Über dem Betonfundament für den Tau-Reaktor hatten wir bereits einen kranartigen Aufbau errichtet; auch hatten wir bereits unser komplettes technisches Zubehör getestet und in Stellung gebracht. Aber fertig waren wir noch nicht.
    Sue wich nicht aus der Nähe des großen Tiefladers, auf dem sich der Reaktor befand, und machte den Pionieren das Leben schwer, bis Ray und ich sie zum Lunch überreden konnten. Wir hockten unter einer Zeltleinwand und würgten unsere Militärrationen hinunter, derweil Ray eine Checkliste mit uns durchging. Die Arbeit war dem Zeitplan voraus, was einige von Sues Befürchtungen zerstreute.
    Fürs Erste zumindest. Sue war, was die Ärzte »hochgradig erregt« nannten. Tatsächlich deutete alles darauf hin, dass sie am Rand eines Nervenzusammenbruchs stand. Sie bewegte sich rastlos und ziellos, trommelte mit den Fingern, blinzelte und gab zu, dass sie nicht schlafen konnte. Selbst wenn sie mitten in einer Unterhaltung war, wanderte ihr Blick immer wieder zu der Stelle hinüber, wo die glänzende Stahlrohrkonstruktion auf den Reaktor wartete.
    Sie redete unausgesetzt über das Projekt. Vor allem machte sie sich Sorgen, die Presse könne zu spät oder der Chronolith zu früh kommen. »Es kommt nicht so sehr darauf an, was wir hier tun«, sagte sie, »sondern was man uns tun sieht. Wir haben nur Erfolg, wenn die Welt sieht, dass wir Erfolg haben.«
    (Und ich musste darüber nachdenken, wie dünn dieser Strohhalm in Wirklichkeit war. Wir hatten lediglich Sues Zuversicht, die Zerstörung eines im Entstehen begriffenen Chronolithen könne diesen Schattenkrieg für uns entscheiden – könne die Feedbackschleife destabilisieren, auf die Kuin angeblich so angewiesen war. Doch wie viel war Kalkül und wie viel Wunschdenken? Kraft ihrer Position und ihres temperamentvollen Engagements hatte Sue uns die ganze Zeit bei der Stange halten können, auch dank der Autorität ihrer Mathematik und ihrer profunden Kenntnis der Tau-Turbulenz. Aber das hieß noch lange nicht, dass sie auch Recht hatte. Was, wenn sie verrückt war?)
    Nach dem Lunch sahen wir zu, wie eine Crew von Technikern zusammen mit einem Kranführer den Tau-Reaktor aus seiner Riesenkiste hob und ihn so behutsam an seinen Bestimmungsort

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