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Die Chronolithen

Die Chronolithen

Titel: Die Chronolithen Kostenlos Bücher Online Lesen
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gemütlichen Mittagessen und abends vielleicht noch bei einem Film.
     
    Nach Jerusalem und Portillo waren die Messmethoden für niedrige Streustrahlung verfeinert worden. Sues Mitarbeiter konnten den Countdown diesmal viel genauer ausrichten. Doch wir konnten die Ankunft förmlich spüren, auch ohne Countdown.
    Hier nun die Lage, als ich aus dem Bunker kletterte, um ein letztes Mal frische Luft zu schöpfen, gut zwanzig Minuten, ehe der Reaktor aktiviert werden sollte.
    Weiter südlich am Highway hatte es noch mehr Scharmützel gegeben und sporadisch auch an verschiedenen Punkten des Hauptzauns. Bis jetzt hatten Orts- und Staatspolizei die Kuinisten im Zaum halten können – der Sturm auf das Parlamentsgebäude von Wyoming hatte die Kuinisten viel Sympathie gekostet, nicht zuletzt bei Verwaltung und Polizei. Ein Soldat der Vereinigten Streitkräfte war von einem Omega-Milizionär verletzt worden, der versucht hatte, den Zaun mit einem Geländewagen zu durchbrechen, und am frühen Nachmittag waren vier bewaffnete Kuinisten unbekannter Zugehörigkeit erschossen worden, die versucht hatten, den nördlichen Kontrollpunkt zu stürmen. Seitdem war es bei Drohgebärden und vereinzelten Festnahmen geblieben… obwohl die Menschenmenge immer noch wuchs.
    Sue hatte einem Trupp von Journalisten die Genehmigung erteilt, ein gutes Stück hinter dem Bunker ihre Aufnahmetechnik zu installieren, und ich konnte sie von meinem Standort aus sehen, eine Phalanx von Trucks und Stativen, die sich so lang wie ein Footballfeld Richtung Osten erstreckte. Es gab Dutzende von diesen Leuten, die meisten aus Cheyenne hierherbeordert, und sie repräsentierten alle größeren Newsprovider und nicht wenige von den seriöseren Unabhängigen. Aber so viele es auch waren, sie schienen sich in der braunen Weite des Landes zu verlieren. Ein zweites Kontingent aus unabhängigen Journalisten hatte sich über dem Felssturz aufgebaut, näher als Sue lieb war, aber unsere Kooperation mit den Medien nannte diese Leute »sehr engagiert und beharrlich« – was gleichbedeutend war mit penetrant und stur. Auch diese Kameras konnte ich sehen, die Felskante strotzte davon.
    Viele von unseren Maschinenführern und Bauarbeitern hatten den Schauplatz bereits verlassen. Die verbleibenden technischen und wissenschaftlichen Kräfte wurden jetzt entweder in den Bunker gepfercht oder hinter die Linien der Journalisten geschickt.
    Der Tau-Reaktor hing in seinem Stahlgerüst wie ein riesiges schwarzes Ei. Die Staubwolke auf der planierten Zugangsstraße stammte von Hitch Paley, der den letzten Laster des ursprünglichen Konvois heraufbrachte, um ihn beim Bunker abzustellen. Alle diese Fahrzeuge waren auf Kälteresistenz getrimmt.
    Nicht mehr zu leugnen war auch die Tau-Frische, jener herbe Vorbote in der Luft – aber auch im Boden, Fleisch und Blut und Knochen. Bis jetzt war die Temperatur erst um den Bruchteil eines Grades gefallen. Der Kälteschock kroch eben erst aus den Startlöchern und machte sich schon bemerkbar, als leises Prickeln auf der Haut.
    Ich nahm mein Handy heraus und versuchte erneut, Ashlee zu erreichen. Der Anruf kam nicht durch, so wie alle meine Anrufe seit fast einer Woche. Manchmal bekam ich eine allgemeine Fehlermeldung, dann wieder (wie jetzt) nur ein leeres Display und ein verzerrtes Raunen. Ich steckte das Handy wieder weg.
    Ich war überrascht, als Sue Chopra die Stahltür des Bunkers öffnete und hinter mir ins Freie stieg. Sie war blass und zitterte. Sie beschattete die Augen.
    Ich sagte: »Müsstest du nicht unten sein?«
    »Die Uhr ist aufgezogen«, sagte sie. »Sie läuft von selbst.«
    Sie stolperte über eine Mesquitwurzel, und ich schnappte sie beim Ellbogen. Sie fühlte sich kalt an.
    »Scotty«, sagte sie, als habe sie mich erst jetzt erkannt.
    »Tief durchatmen«, sagte ich. »Bist du okay?«
    »Nur müde. Und nichts gegessen.« Sie schüttelte verstört den Kopf. »Die Frage, die mir nicht aus dem Kopf geht – bin ich eine Marionette? Oder bin ich aus freien Stücken hier? Das ist das Merkwürdige bei der Tau-Turbulenz. Sie gibt uns eine Bestimmung. Aber eine Bestimmung ohne Gott. Eine Vorsehung, für die niemand verantwortlich zeichnet.«
    »Es sei denn Kuin.«
    Sie runzelte die Stirn. »O nein, Scotty, sag nicht so was.«
    »Es dauert nicht mehr lange. Wie sieht es unten aus?«
    »Wie ich sagte. Alles läuft von selbst. Gut, solide Zahlen. Du hast Recht, ich muss wieder runter… aber komm doch mit.«
    »Warum?«
    »Weil die

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