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Die Chronolithen

Die Chronolithen

Titel: Die Chronolithen Kostenlos Bücher Online Lesen
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ionisierende Strahlung hier draußen ziemlich stark ist. Weil du alle zwanzig Minuten einen Kübel Röntgenstrahlung abkriegst.« Und dann lächelte sie. »Aber hauptsächlich, weil ich deine Gegenwart beruhigend finde.«
    Die Begründung hätte gereicht, um mit ihr zu gehen, doch im nächsten Augenblick spürten wir den dumpfen Schlag einer fernen Explosion. Gewehrfeuer flackerte auf, viel näher als es hätte sein dürfen.
    Sue ließ sich instinktiv auf die Knie fallen. Ich blieb idiotischerweise stehen. Das Schießen, das als stotterndes Stakkato begonnen hatte, ging spontan in ein nahezu lückenloses Dauerfeuer über. Der Hauptzaun und ein großes Tor lagen nur wenige Meter hinter uns. Ich blickte in diese Richtung und sah unsere Soldaten in Deckung gehen und die Gewehre heben, doch die Quelle des Beschusses war nicht sofort zu erkennen.
    Sue fixierte indessen den Felssturz. Ich folgte ihrem Blick.
    Aus dem Beobachtungsposten der Vereinigten Streitkräfte stiegen Rauchfetzen.
    »Die Journalisten«, zischte sie.
     
    Die keine waren. Es waren Kuinisten – eine Gruppe von Milizionären, die pfiffig genug gewesen waren, außerhalb von Modesty Creek einen Sendetruck zu kapern und bei unseren Medienbetreuern an der Schranke keinerlei Verdacht zu erregen. (Später fand man die fünf echten Medienleute erschlagen und erdrosselt im Hasenpinsel zwanzig Meilen die Straße hinunter.) Ein Dutzend weniger vorzeigbarer Kuinisten in neutralen Fahrzeugen gaben sich als Techniker aus; die Waffen lagen gut kaschiert inmitten einer Ladung aus Objektiven, Sendeapparaturen und Bildaufzeichnungsgeräten.
    Diese Leute hatten sich da eingenistet, wo sie einen unverstellten Blick auf den Tau-Reaktor hatten – oben auf dem Steilfelsen, ganz in der Nähe des VS-Beobachtungspostens. Als Hitch den letzten Laster zum Bunker gebracht hatte, hieß das für sie, dass der Chronolith dicht bevorstand. Sie setzten den Beobachtungsposten mit einer Sprengladung außer Gefecht, sorgten dafür, das es keine Überlebenden gab, und konzentrierten ihre Anstrengungen auf den Tau-Reaktor.
    Die Rauchstöße aus ihren Gewehren hoben sich kaum gegen den blauen Himmel ab. Die Saboteure waren zu weit entfernt, um zielgenau zu treffen, Funken stoben, wo die Kugeln das Stahlgerüst trafen. Die Soldaten am Tor hinter uns erwiderten das Feuer und forderten über Funk Verstärkung an. Leider war das Hauptkontingent am Südtor zusammengezogen worden, wo der kuinistische Mob ernsthaft zu schießen begonnen hatte.
    Reichlich spät duckte ich mich neben Sue an den Boden. »Der Reaktor ist ziemlich gut gepanzert…«
    »Der Reaktor ja, aber Kabel und Anschlüsse nicht – die Instrumente, Scotty!«
    Sie kam hoch und rannte auf den Bunker zu. Mir blieb nichts, als ihr zu folgen, doch erst wies ich Hitch mit ein paar Gesten ein – er war eben angekommen und musste das Sperrfeuer vom Steilfelsen mit dem Geplänkel weiter südlich verwechselt haben. Als er Sue Hals über Kopf losstürzen sah, fiel bei ihm der Groschen.
    Die Luft war plötzlich viel kälter, und ein Wind fegte in Böen über die verdorrte Prärie, Staubteufel marschierten wie Pilger in das Herz des Tau-Ereignisses.
     
    Während sich der thermische Schock aufbaute, wurde es im Bunker trotz Heizung und Betonfutter empfindlich kalt, kälter, als Sue erwartet hatte. Die Kälte kroch in die Glieder, kühlte das Blut herunter und verlieh einer Reihe schrecklicher Ereignisse eine seltsam zähflüssige Langsamkeit. Während Hitch die Tür hinter sich versiegelte, kämpften wir uns mit tauben Fingern in selbstregulierende Thermojacken und Kopfbedeckungen.
    Mit der Zuverlässigkeit eines Uhrwerks nahmen die Startvorbereitungen für den Tau-Reaktor ihren Lauf; der Prozess war inzwischen immun gegen menschliche Eingriffe. Techniker saßen mit geballten Fäusten an ihren Monitoren und konnten nur hoffen, dass keine verirrte Kugel den Datenstrom unterbrach.
    Ich hatte mir die Anschlüsse und Kabel am Reaktor angesehen, letztere waren mit Teflon isoliert und mit Kevlar armiert und so dick wie Feuerwehrschläuche. Entgegen Sues Befürchtungen konnte ich mir nicht vorstellen, dass ihnen herkömmliche, aus großer Entfernung abgefeuerte Gewehrkugeln viel anhaben konnten.
    Doch die Milizionäre hatten nicht nur Gewehre dabei.
    Die Countdown-Uhr passierte die Fünf-Minuten-Marke, als wir das Rumpeln einer entfernten Detonation hörten. Staub rieselte von den Deckenbolen und die Bunkerbeleuchtung blinzelte und

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