Die Chronolithen
den kühlen Schatten des Hauses. Ich stellte ihm Hitch und Ashlee vor, ohne näher darauf einzugehen, warum ich sie mitgebracht hatte. Als wir weit genug von der Haustür entfernt waren, ergriff Hitch die Initiative und sagte: »Scotty hat mir von Ihrem Club erzählt, Mr. Delahunt. Was wir jetzt brauchen, ist eine Liste aller erwachsenen Mitglieder.«
»Die habe ich bereits der Polizei gegeben.«
»Schon klar, aber wir brauchten auch eine.«
»Sie haben kein Recht…«
»Richtig«, schnitt Hitch ihm das Wort ab, »und Sie sind auch nicht verpflichtet, uns diese Liste zu geben; aber sie würde uns helfen, Kaitlin zu finden.«
»Das möchte ich bezweifeln.« Whit nahm mich aufs Korn. »Ich hätte die Polizei vor dir warnen können, Scott. Schade, dass ich es nicht getan habe.«
»Da war ich schon«, sagte ich. »Die Polizei ist gewarnt.«
»Und du wirst dich da wiederfinden, wenn du nicht aufhörst…«
»Ihre Tochter zu suchen?«, fiel Hitch ihm ins Wort. »Ihre Tochter aus dem Schlamassel zu retten, in den sie sich selbst hineinmanövriert hat?«
Whit sah aus, als wolle er mit dem Fuß aufstampfen. »Ich weiß ja nicht einmal, wer Sie überhaupt sind! Was haben Sie mit Kaitlin zu tun?«
Hitch lächelte müde. »Früher hatte sie eine Narbe unter dem linken Knie, sie war in eine kaputte Flasche draußen vor dem Haat Thai gefallen. Hat sie die Narbe immer noch, Mr. Delahunt?«
Whit öffnete den Mund, um zu antworten, wurde aber unterbrochen…
»Ja.«
Janice. Sie hatte zugehört und kam jetzt die restlichen Stufen herunter, voller Anmut in ihrem Kummer. »Ja, sie hat sie immer noch. Aber sie ist kaum noch zu sehen. Hi, Hitch.«
Diesmal lächelte Hitch wirklich. »Janice«, sagte er.
»Du hilfst Scott bei der Suche nach Kaitlin?«
Hitch bejahte.
»Das ist gut. Whit, würdest du diesen Leuten die Informationen geben, die sie brauchen.«
»Das ist absurd. Die können doch nicht einfach herkommen und eine solche Forderung stellen.«
»Es hörte sich eher wie eine Bitte an. Vielleicht können sie Kait ja helfen, was willst du mehr?«
Whit schluckte einen Protest hinunter. In ihrer Stimme lag eine verhaltene Heftigkeit, ein alter und unbändiger Zorn. Mag sein, dass Hitch und Ashlee ihn nicht hörten, aber ich hörte ihn. Und Whit auch.
Es dauerte ein bisschen, aber dann gab er uns eine leidlich lesbare, handgeschriebene Liste mit Namen, Adressen und Terminalnummern.
»Haltet aber bitte meinen Namen aus der Sache heraus«, sagte er mürrisch.
Hitch nahm Janice in die Arme und Janice Hitch. Sie hatte nie viel um Hitch gegeben, aus gutem Grund vermutlich, doch die Tatsache, dass er hier war und sich an der Suche nach Kaitlin beteiligte, musste ihn in ihren Augen rehabilitiert haben. Sie nahm meine Hand zum Abschied und sagte: »Danke, Scott. Und ich meine das ernst. Was ich vor ein paar Tagen gesagt habe, tut mir Leid.«
»Dir muss nichts Leid tun.«
»Die Polizei sagt dauernd, Kait sei noch in der Stadt. Aber das stimmt nicht, oder?«
»Wahrscheinlich nicht.«
»Mein Gott, Scott, es ist einfach so…« Sie fand nicht das passende Wort. Sie legte die Hand auf den Mund. »Sei vorsichtig«, sagte sie. »Ich meine, finde Kait, aber gib Acht auf dich.«
Ich versprach es ihr.
Als wir wieder draußen waren, sagte Hitch: »Weiß Janice, dass sie mit einem Arschloch verheiratet ist.«
»Sie schöpft allmählich Verdacht«, sagte ich.
Ashlee lud uns zum Abendbrot ein.
Ich half ihr in der Küche, während Hitch mit seinem Smartphone ein paar Anrufe tätigte. Ashlee bereitete ein Gericht aus Reis und Hühnerfleisch zu, das sie »Pilau für Arme« nannte. [xxviii] Sie schnitt das rohe Fleisch mit einem einfachen Stahlmesser fein säuberlich in kleine Würfel und fragte, wie lange ich denn mit Janice verheiratet gewesen sei.
»Gut fünf Jahre«, sagte ich. »Wir waren noch jung. Sehr jung.«
»Dann seid ihr schon lange geschieden.«
»Manchmal kommt es mir nicht so vor.«
»Sie scheint zu wissen, was sie will.«
»Das ja, aber sehr belastbar ist sie nicht. Die Sache nimmt sie ziemlich mit.«
»Sie hat großes Glück, dass sie so ein Leben führen kann. Dafür sollte sie dankbar sein.«
»Ich glaube, momentan ist sie nicht sehr glücklich.«
»Nein, ich meine…«
»Schon verstanden, Ashlee.«
»Schon wieder voll ins Fettnäpfchen.« Sie blies sich das Haar aus den Augen.
»Soll ich schon die Möhren kleinschneiden?«
Sie schmeckte ab und würzte nach.
Wir ließen den Pilau braten und
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