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Die Chronolithen

Die Chronolithen

Titel: Die Chronolithen Kostenlos Bücher Online Lesen
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helfen.«
    Ich lehnte mich zurück. Wollte ich das wirklich? War das klug?
    »Weißt du«, sagte Hitch, »wenn ich an Kait denke, dann sehe ich sie so vor mir, wie sie damals in Chumphon war. Wie sie am Wasser entlang lief in diesem pinkroten Einteiler, den Janice ihr so gerne anzog, und diese winzigkleinen Fußabdrücke im Sand, wie von einem Vogel, Ferse-Zehen, Ferse-Zehen. Wir hätten besser auf sie aufpassen sollen, Scotty.«
    Er sagte wir und meinte mich.
     
    Hitch hielt sich nicht lange mit Erinnerungen auf und kam rasch zur Sache. Die Details hatte er bereits von Ramone Dudley, und ich steuerte, während wir die Speisekarte studierten, das wenige bei, das ich selbst in Erfahrung gebracht hatte.
    Er sagte: »Mexiko ist ein guter Tipp. Aber solange wir nicht mehr wissen, ergehen wir uns nur in Spekulationen.«
    Er schlug ein weiteres Gespräch mit Whit Delahunt vor. Ich war einverstanden, aber nur unter der Bedingung, Janice nicht unnötig zu ängstigen. »Und wir sollten auch mit Ashlee Mills reden. Wenn sie zu Hause ist, könnten wir sie mit zu Whit nehmen.«
    »Zu viele Mitwisser sind nicht gut«, gab Hitch zu bedenken.
    »Ashlee ist in derselben Lage wie ich. Sie war hilfreicher als die Polizei, aber wirklich.«
    »Du verbürgst dich für sie, Scotty?«
    »Ja.«
    »Okay.« Er musterte mich skeptisch. »Du hast wohl in der letzten Zeit zu wenig gefuttert und geschlafen, was?«
    »Sieht man das?«
    »Steak mit Spiegelei, wär das nichts?«
    »Ich hab keinen Hunger.«
    »Steak mit Spiegelei, Scotty. Kait zuliebe, na komm.«
    Ich wollte nicht, aber als die Kellnerin das Essen brachte, sah es ziemlich gut aus. Es fiel mir erstaunlich leicht, den Teller leerzuputzen.
    »Na, wie fühlst du dich?«, fragte Hitch anschließend.
    »Ich fühle, wie sich meine Arterien verhärten.«
    »Quatsch. Du brauchst die Proteine. Vor uns liegt viel Arbeit, und nicht bloß heute.«
    Ich hörte mich sagen: »Was meinst du? Ob wir sie finden?«
    »Wir finden sie. Verlass dich drauf.«
     
    Ashlee musste schlucken, als sie Hitch Paley zum ersten Mal sah, dann schleuderte sie mir einen Blick zu, der sagte: Solche Freunde haben Sie?
    Die Frage war verständlich. Hitch sah immer noch wie ein Gauner aus – man hätte ihn für einen Dealer à la Cheever Cox halten können oder einen von diesen bulligen Typen, die Schulden eintreiben. Ich skizzierte das eine oder andere aus unserer gemeinsamen Vergangenheit und wiederholte einiges von dem, was Hitch mir erzählt hatte. Ashlee nickte, schien aber den Verdacht nicht loszuwerden, Hitch sei mehr als nur Sue Chopras verdeckter Ermittler.
    Sie nahm mich beiseite und sagte: »Kann er uns helfen, Kait und Adam zu finden? Mehr will ich gar nicht wissen.«
    »Ich glaube schon.«
    »Gut«, sagte sie. »Fahren wir also zu diesem Whitman Delahunt.«
    Ich saß am Steuer. Es war Nachmittag, eine sanfte Brise wehte, hohe Wolken marmorierten den Himmel. Hitch war schweigsam. Ashlee summte eine Melodie, es war ein altes Lied von Lux Ebone, etwas Trauriges. Etwas aus der Zeit, als Lieder noch etwas galten, als alle dieselben Lieder kannten. In diesem Jahr hörten sich alle Popsongs wie Marschmusik an: Trommeln und Becken und Trompeten und alles ertrank im eigenen Echo. Vermutlich hat jede Dekade die Musik, die sie verdient.
    Hitch hatte die Nikotinverfärbung an Ashlees Fingern bemerkt. »Nun rauchen Sie schon«, sagte er. »Bin Schlimmeres gewöhnt.«
     
    Man konnte nicht gerade sagen, dass das Haus, in dem Whit und Janice lebten, mit Würde alt geworden war, so wenig wie das Viertel ringsherum, aber beides lag immer noch deutlich über dem amerikanischen Durchschnitt. Diese Leute konnten es sich leisten, den Müll trotz Streik abfahren zu lassen. Die Rasenflächen waren grün. Die rostgesprenkelten Landschaftsroboter, die hier und da zwischen den Hecken herumkrochen, erinnerten an träge Gürteltiere. Blinzelte man ein bisschen, sah es aus, als hätten die letzten zehn Jahre nicht stattgefunden.
    Whitman machte auf und prallte förmlich zurück, als er mich sah. Auch der Anblick von Hitch und Ashlee machte ihm keine Freude. Dann verbannte er jeden Ausdruck aus seinem Gesicht und sagte: »Janice ist oben, Scott. Soll ich sie rufen?«
    »Wir wollen dir nur ein paar Fragen stellen«, sagte ich. »Wir können Janice in Ruhe lassen.«
    Uns hereinzubitten, ging ihm deutlich gegen den Strich, doch seine Copperheadansichten vor eventuellen Passanten zu vertreten, schien ihm auch nicht ratsam. Also traten wir in

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