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Die CIA und der 11.September

Die CIA und der 11.September

Titel: Die CIA und der 11.September Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas von Bülow
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Europas und der pazifischen Küste Asiens gelegenen Staaten erstehen. Wer Eurasien beherrscht, so der Lehrsatz der Geopolitik von Brzezinski, beherrscht die Öl- und Gasfelder des Nahen und Mittleren Ostens, des kaspischen Beckens – und er beherrscht zwangsläufig auch Afrika.
Geopolitik gegen Völkerrecht
    Die geopolitischen Überlegungen der Machteliten der USA knüpfen ganz offensichtlich an Fragestellungen an, die der britische Geograph Mackinder, der Gründer der London School of Economics, bereits um die Jahrhundertwende vor dem Ersten Weltkrieg entwickelt hatte. Sie kreisen um die Sorge, daß es einem Zusammenspiel von Landmächten unter bestimmten Bedingungen gelingen könnte, die Vorherrschaft Großbritanniens (inzwischen der USA ) als Seemacht abzulösen und die Insel in die nicht mehr entscheidende Rolle einer zweitrangigen Macht absinken zu lassen. Ausschlaggebend für das Kippen der Machtbalance zugunsten der Landmächte sei die Beherrschung einer etwa in der Mitte Eurasiens gelegenen Achse, die von Sibirien über den Kaukasus durch das kaspische Becken auf den Iran, den Persischen Golf und von dort in die Ölregion der arabischen Halbinsel ziele. Der Gedanke kann hier nicht vertieft werden. Er ist nur insofern von Bedeutung, als die geopolitischen Überlegungen eines Zbigniew Brzezinski in seinem Buch über die einzige Supermacht verhältnismäßig exakt diesen Vorstellungen folgen und eine Strategie der amerikanischen Politik entlang dieser Linie vorschlagen. 227
    Es ist wohl auch nicht verwunderlich, wenn angesichts des verschwundenen Hauptgegners Sowjetunion die einzig verbliebene Weltmacht sich daranmacht, die bisherigen völkerrechtlichen Fesseln, die sie von einem einseitigen Vorgehen abhielten, mit aller Rigorosität abzustreifen. Dabei wird vieles, was früher verdeckt blieb und auch Bündnispartnern gegenüber nicht deutlich ausgesprochen wurde, derzeit mit erschreckender Klarheit, ja Brutalität der Welt zur Kenntnis gegeben. Brzezinski ebenso wie sein Konkurrent im Geiste Kissinger sind Anhänger einer klaren und unverfälschten Machtpolitik. Sie bewundern die Staatsmänner in der Geschichte, die sich von Moral und Gesetz nicht haben hindern lassen, die Staatsraison durchzusetzen und dem nackten Interesse ihres jeweiligen Staates mit allen erlaubten und unerlaubten Mitteln, offen wie verdeckt, zum Durchbruch zu verhelfen. Das Ziel heiligt die Mittel, und wo gehobelt wird, da fallen Späne.
    Die Operationen der amerikanischen Regierung nach dem 11. 9. 2001 folgen exakt diesem Muster. Die Verhaltensweisen gegenüber den Bündnispartnern wie der internationalen Staatenwelt entsprechen dem. Die Sprache ist offen, unvermittelt und brutal. An der Machtfrage scheiden sich die Geister. Der Instinkt zwingt die Menschen zum schweigenden Zusehen dabei, wie ein Riese im vermeintlich gerechtfertigten Eigeninteresse die Kleinen der Welt züchtigt, die er wenige Jahre zuvor noch, wie den Irak des Saddam Hussein, in ihrer zweifelhaften Qualität als Bündnispartner aufgebaut und genutzt hatte.
Truppen der Weltmacht – heute Freiheitskämpfer, morgen Terroristen
    Es fällt auf, daß nicht erst seit dem 11. 9. 2001, sondern schon in dem ganzen Jahrzehnt davor die bis dahin für die CIA nützlichen Instrumente der achtziger Jahre im Kampf gegen die Sowjetunion nach deren Zusammenbruch nun zum Inbegriff des Bösen, Heimtückischen und Verwerflichen wurden. Wie die Schauspieltruppe eines Theaters in einem Stück bejubelte Heldenrollen und im nächsten den Part des Teufels einstudiert und spielt, so tritt nun Osama bin Laden mit seiner Truppe der 10 000 muslimischen Freiheitskämpfer nahezu über Nacht als Verkörperung des Bösen auf. Ähnliches gilt für die Taliban.
    Bis zum Rückzug der sowjetischen Truppen aus Afghanistan und zum Zusammenbruch der Sowjetunion waren Osama bin Laden und seine Organisation das Instrument, dessen sich die geheime amerikanische Außenpolitik im CIA -gelenkten Verbund der amerikanischen, saudischen und pakistanischen Geheimdienste bediente. Noch in den neunziger Jahren finden wir immer wieder »Afghanis«, ehemalige muslimische Kämpfer gegen die sowjetischen Interventionstruppen, an neuen Kriegs- und Bürgerkriegsschauplätzen, wo sie offenbar der verdeckten amerikanischen Außenpolitik zu Diensten sind. Das gilt für die Bildung neuer Staaten im Kaukasus, heute sicherlich noch in Tschetschenien, aber auch in den mörderischen Bürgerkriegen des ehemaligen

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