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Die Clans des Alpha-Mondes: Roman

Die Clans des Alpha-Mondes: Roman

Titel: Die Clans des Alpha-Mondes: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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unter dem unnormal hohen Druck der Intersystem-Kolonisation zusammengebrochen waren. Die Alphaner hatten den Satelliten – wenn man von ihren Kaufleuten absah – sich selbst überlassen.
    Was man über die momentanen Gegebenheiten auf dem Mond wußte, wußte man von den alphanischen Händlern. Laut ihren Aussagen hatte sich dort im Lauf der Jahrzehnte, während das Hospital von den terranischen Behörden abgeschnitten gewesen war, eine Art Kultur entwickelt, die sie jedoch nicht bewerten konnten, da ihr Wissen über die terranischen Standards nicht ausreichte. Jedenfalls stellte man auf diesem Mond eigene Waren her und betrieb Handel. Es gab also einheimische Industrien. Chuck fragte sich, wieso die terranische Regierung es für notwendig hielt, sich dort einzumischen. Er konnte sich Mary sehr gut dort vorstellen; sie war genau der Typ, den die internationale TERPLAN-Behörde brauchte. Menschen von Marys Art waren immer erfolgreich.
    Chuck ging an das uralte Bildfenster und blieb ziemlich lange dort stehen, um hinauszuschauen. Und dann spürte er insgeheim, wie ein vertrauter Drang in ihm hochstieg: Das Gefühl, daß es keinen Zweck mehr hatte, weiterzumachen. Selbstmord, was Kirche und Staat auch dagegen zu sagen hatten, war für ihn in diesem Moment die einzig wahre Antwort.
    Chuck fand ein kleineres Seitenfenster, das sich öffnen ließ. Er schob es hoch und lauschte dem Summen eines Jet-Gleiters, der am anderen Ende der Straße auf einem Dach landete. Die Geräusche erstarben. Er wartete, dann kletterte er auf die Fensterbank und beugte sich über den Straßenverkehr…
    Aus dem Inneren des Zimmers kam eine Stimme, die nicht die seine war, und sagte: »Bitte nennen Sie mir Ihren Namen. Ob sie nun die Absicht haben zu springen oder nicht.«
    Als Chuck sich umdrehte, sah er einen gelben ganymedischen Schimmelschleim, der lautlos unter der Wohnungstür hergeflossen war und sich nun zu einem Haufen kleiner Kügel chen zusammenraffte, die sein körperliches Dasein ausmachten.
    »Ich habe die Wohnung gegenüber gemietet«, erklärte der Schimmelschleim.
    »Bei uns Terranern ist es Brauch, daß man anklopft«, sagte Chuck. »Ich habe nichts, womit ich klopfen könnte. Und außerdem wollte ich bei Ihnen sein, bevor Sie… das Zeitliche segnen.«
    »Es geht nur mich etwas an, ob ich springe oder nicht.«
    »Kein Terraner ist eine Insel«, zitierte der Schimmelschleim mehr oder weniger. »Willkommen in einem Gebäude, das wir, die wir hier wohnen, humorigerweise ›Schrottplatz‹ getauft haben. Es leben noch einige andere hier, die Sie kennenlernen sollten. Ein paar Terraner wie Sie, und eine Anzahl von NichtT’s unterschiedlicher Physiognomie, von denen einige abstoßend und andere zweifellos anziehend auf Sie wirken werden. Ich wollte mir eigentlich ein Täßchen Joghurt-Kultur von Ihnen borgen, doch angesichts Ihres Vorhabens erscheint mir dies nun weniger wichtig.«
    »Meine Sachen sind noch nicht hier.« Chuck schwang die Beine wieder über das Fensterbrett, trat in den Raum zurück und entfernte sich vom Fenster. Er war nicht überrascht, einen ganymedischen Schimmelschleim zu sehen. Die Nicht-T’s lebten in einer Getto-Situation: So einflußreich und hochgestellt sie auch in ihrer eigenen Gesellschaft waren – auf der Erde waren sie dazu gezwungen, mit unterdurchschnittlichen Unterkünften wie dieser vorliebzunehmen.
    »Könnte ich Geschäftskarten bei mir tragen«, sagte der Schimmelschleim, »würde ich Ihnen jetzt eine geben. Ich bin Importeur für ungeschliffene Edelsteine, beschäftige mich mit dem An- und Verkauf von Gold und bin – wenn die Umstände danach sind – ein fanatischer Käufer von Briefmarkensammlungen. Um der Wahrheit die Ehre zu geben, ich habe im Moment sogar eine Auswahlkollektion früher amerikanischer Postwertzeichen in meiner Wohnung. Es sind hauptsächlich druckfrische Vierersätze mit Kolumbus drauf. Würden Sie…« Der Schimmelschleim brach ab. »Ich sehe, daß Sie nicht würden. Jedenfalls ist das Verlangen, sich zu entleiben, zumindest zeitweilig aus Ihrem Geist verschwunden. Das ist gut. Zusätzlich zu meinen bereits erwähnten kommerziellen…«
    »Verlangt das Gesetz eigentlich nicht, daß Sie Ihre telepathischen Fähigkeiten im Zaum halten, solange Sie auf der Erde sind?« fragte Chuck.
    »Ja, aber Ihre Lage schien mir eine besondere zu sein. Mr. Rittersdorf, ich kann Sie leider nicht persönlich einstellen, da ich keine propagandistischen Dienste benötige, aber ich habe

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