Die Clans des Alpha-Mondes: Roman
ganz plötzlich: »Sie sind gelandet. In Gandhitown. Sie sind bei Ignatz Ledebur.«
Howard Straw sagte aufgebracht: »Während wir hier sitzen und reden! Jetzt reicht’s mir aber! Wir vertun nur unsere Zeit! Radieren wir sie aus. Sie haben auf unserer Welt nichts zu suchen, meint ihr nicht auch?« Damit sprach er besonders Gabriel Baines an.
»Ich stimme zu«, sagte Baines und entfernte sich ein weiteres Stück vom Delegierten der Manis. »Woher wissen Sie davon?« fragte er Jacob Simion.
Der Heb kicherte. »Haben Sie sie denn nicht hier im Raum gesehen? Die Astralkörper? Ignatz war bei uns. – Sie erinnern sich nicht daran, er kam rein und nahm Omar Diamond mit, aber Sie haben es vergessen, weil es nie passiert ist. Die Invasoren haben es ungeschehen gemacht, weil sie die drei in einen und zwei geteilt haben.«
Der Dep starrte hoffnungslos zu Boden und sagte: »Es ist also schon zu spät; sie sind gelandet.«
Howard Straw stieß ein bellendes, kaltes Lachen aus. »Aber nur in Gandhitown. Wen kümmert das schon? Man hätte die Stadt sowieso hinwegfegen müssen. Ich persönlich würde mich freuen, wenn sie sie pulverisiert hätten – sie ist ein Schandfleck, und jeder, der dort lebt, ist eh nichts wert.«
Wie von einem Schlag getroffen sank Jacob Simion zurück und murmelte: »Wenigstens sind wir Hebs nicht grausam.« Er blinzelte hilflos seine Tränen beiseite, woraufhin Howard Straw ätzend grinste und Gabriel Baines anstupste.
»Haben Sie schwere Waffen in Da Vinci Heights?« fragte Gabriel Baines. Dann hatte er die dumpfe Vorahnung, daß die Manis wirklich bereit waren, Gandhitown abzuschreiben. Möglicherweise hatten sie überhaupt nicht die Absicht, Widerstand zu leisten, solange ihre eigene Siedlung nicht in Gefahr geriet. Sie würden den Erfindungsreichtum ihres hyperaktiven Geistes der allgemeinen Verteidigung gar nicht ausborgen.
Gabriel Baines’ uraltes Mißtrauen gegenüber Straw fand jetzt eine neue Rechtfertigung.
Anne Golding runzelte vor Besorgnis die Stirn und sagte: »Wir können Gandhitown doch nicht den Bach runtergehen lassen.«
»›Den Bach runtergehen lassen‹«, echote Straw. »Wie passend! Aber ja, genau das können wir. Hört zu: Wir haben die Waffen. Sie sind noch nie eingesetzt worden, aber sie können die Flotte der Invasoren ausradieren. Wir werden sie ausprobieren, wenn uns danach ist.« Er sah die anderen Delegierten über den Tisch hinweg an und erfreute sich an der Macht seiner Position und seiner Überlegenheit. Sie waren allesamt von ihm abhängig.
»Ich wußte, daß Sie sich so aufführen würden, sobald die Krise akut wird«, sagte Gabriel Baines verbittert. Gott, wie er die Manis haßte. Wie moralisch unzuverlässig sie waren; wie egozentrisch und hochnäsig. Sie konnten einfach nicht für das Allgemeinwohl tätig werden. Sein diesbezüglicher Gedanke führte dazu, daß er sich auf der Stelle ein Versprechen gab: Wenn sich ihm je die Gelegenheit bot, es Straw heimzuzahlen, er würde sie ergreifen. Hundertprozentig. Ihm wurde sogar klar, daß er es der ganzen Mani-Bande heimzahlen würde, wenn sich je die Gelegenheit dazu bieten sollte. Es war eine Hoffnung, für die zu leben sich lohnte. Momentan waren die Manis zwar im Vorteil, aber das würde nicht immer so bleiben.
Es wäre gewiß von Vorteil, dachte Gabriel Baines, zu den Invasoren zu gehen und mit ihnen im Namen von Adolfville einen Pakt zu schließen; die Invasoren und wir gegen Da Vinci Heights. Je länger er darüber nachdachte, desto besser gefiel ihm die Idee. Annette Golding sah ihn an und sagte: »Hast du irgendeinen Vorschlag für uns, Gabe? Du siehst so aus, als wäre dir gerade was Passendes eingefallen.« Wie alle Polys hatte sie zutreffende Wahrnehmungen; sie hatte den wechselnden Ausdruck auf seinem Gesicht korrekt interpretiert.
Gabe entschloß sich, zu lügen. »Ich glaube«, sagte er laut, »wir können Gandhitown opfern. Wir werden ihnen den Ort wohl überlassen müssen. Wir müssen sie das Gebiet kolonisieren lassen, oder was sie damit vorhaben, auch wenn es uns vielleicht nicht gefällt. Aber…« Er zuckte die Achseln. Was konnten sie sonst schon tun?
Jacob Simion stammelte elend: »W-wir s-sind euch doch nur deswegen egal, weil w-wir nicht so reinlich sind wie ihr. Ich ge he nach Gandhitown zurück und bleibe bei meinem Clan. Wenn er untergeht, gehe ich eben mit ihm unter.« Er stand auf und schob seinen Stuhl mit einem mißtönenden Kratzlaut zurück. »Betrüger«, fügte er hinzu,
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