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Die Clans des Alpha-Mondes: Roman

Die Clans des Alpha-Mondes: Roman

Titel: Die Clans des Alpha-Mondes: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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stand mit einer Scheibe Toast in der Hand vor der Schreibmaschine und überflog die Seiten, die er vollgeschrieben hatte. Sie sahen gut aus – und Dialoge, die gesprochen werden mußten, waren seit Jahren seine Spezialität. Er brauchte sie Hentman nur noch per Luft-Express nach New York zu schicken, dann hatte der Komiker sie in einer Stunde in der Hand.
    Um zwanzig Minuten nach acht, als er sich gerade im Bad rasierte, hörte er das Bildfon klingeln. Es war der erste Anruf, seit er das Gerät hatte installieren lassen.
    Chuck ging hinaus und schaltete ein. »Hallo.«
    Auf dem winzigen Bildschirm erschien das Gesicht eines Mädchens mit atemberaubend schönen Gesichtszügen. Chuck blinzelte.
    »Mr. Rittersdorf? Ich bin Patricia Weaver; ich habe gerade erfahren, daß Bunny Hentman mich für eine Rolle braucht, an der Sie gerade arbeiten. Ich würde gern wissen, ob ich ein Exemplar des Drehbuches haben kann. Ich bin ganz wild darauf, es zu lesen. Seit Jahren habe ich gebetet, mal eine Chance zu kriegen, mit Bunny zusammen aufzutreten. Ich bewundere ihn wahnsinnig.«
    Natürlich hatte Chuck ein Thermofax-Kopiergerät; er konnte so viele Manuskriptkopien machen, wie er wollte. »Ich schicke Ihnen das, was schon fertig ist. Aber es ist noch nicht korrigiert, und Bunny hat noch nicht sein Okay gegeben. Ich weiß nicht, wieviel er davon übernehmen möchte. Vielleicht gar nichts.«
    »Nach dem, was Bunny mir von Ihnen erzählt hat«, sagte Patricia Weaver, »bin ich sicher, daß er alles verwenden wird. Könnten Sie’s machen? Ich gebe Ihnen meine Adresse. Ich wohne gar nicht weit weg von Ihnen. Sie sind in Nordkalifomien, und ich bin unten in Los Angeles, in Santa Monica. Wir könnten uns treffen. Was halten Sie davon? Sie könnten mich abhören, wenn ich meinen Teil des Skripts lese.«
    Ihren Teil. Guter Gott, wurde ihm klar, er hatte überhaupt noch keinen Dialog für sie – die schicke, brustlastige Geheimagentin mit den knackigen Nippeln – geschrieben. Er hatte nur die Szenen zu Papier gebracht, die sich zwischen Siggi und seinem xanthippenhaften Weib abspielten.
    Es gab nur eine Lösung. Er mußte sich beim CIA einen halben Tag freinehmen, in seinem Silo bleiben und noch ein paar Dialoge schreiben.
    »Wissen Sie was?« sagte er. »Ich werde Ihnen ein Exemplar bringen. Geben Sie mir Zeit bis heute abend.« Er fand einen Bleistift und Papier. »Geben Sie mir Ihre Adresse.« Zum Teufel mit dem Mageboom-Simulacrum; Patty war ein viel netterer Anblick. Er hatte noch nie im Leben eine so attraktive Frau gesehen. Urplötzlich war alles andere zweitrangig geworden, alles nahm wieder die richtige Perspektive an.
    Chuck bekam ihre Adresse und schaltete zitternd das Bildfon aus. Dann raffte er die Seiten des Manuskripts für Bunny Hentman zusammen. Auf dem Weg nach San Francisco warf er den Umschlag in die Raketen-Express-Post, und damit war der Fall erledigt. Wenn er im CIA-Gebäude arbeitete, konnte er sich wahrscheinlich Dialoge für Miss Weaver ausdenken; zum Abendessen konnte er sie dann zu Papier bringen, und um zwanzig Uhr hatte er dann etwas, das er ihr zeigen konnte. Die Lage, fand er, war doch nicht so übel. Dies war gewiß eine große Weiterentwicklung – nach seinem alptraumhaften Zusammenleben mit Mary.
    Er erreichte das CIA-Gebäude auf der Sansome Street in San Francisco und wollte gerade durch das breite, altvertraute Tor gehen, als eine Stimme sagte: »Rittersdorf, bitte kommen Sie in mein Büro.« Es war Roger London. Er maß ihn mit einem grimmig-mürrischen Blick, der wenig Erfreuliches enthielt.
    Noch mehr Gelaber? fragte Chuck sich, als er London zu seinem Büro folgte.
    »Mr. Rittersdorf«, sagte London, sobald die Tür geschlossen war, »wir haben Ihre Wohnung gestern nacht mit einer Wanze versehen. Wir wissen, was Sie gemacht haben, nachdem wir weg waren.«
    »Was habe ich denn gemacht?« Chuck konnte sich ums Verrecken nicht vorstellen, etwas getan zu haben, das den CIA gegen ihn aufbrachte… Es sei denn, er hatte bei seinem Gespräch mit dem Schimmelschleim zuviel gesagt. Die Gedanken des Ganymeders hatte die Wanze natürlich nicht auffangen können. Er erinnerte sich nur daran, die Bemerkung gemacht zu haben, daß es Pech sei, daß das TV-Skript, nach dem Hentman verlangte, etwas mit jemandem zu tun hatte, der seine Frau mit Hilfe eines CIA-Simulacrums umbringen wollte. Natürlich konnte das…
    »Sie sind die ganze Nacht über auf gewesen«, sagte London. »Sie haben gearbeitet. So etwas

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