Die Clans des Alpha-Mondes: Roman
spektakulären Gewalt des Mordes an der Frau, die Sie fürchten und hassen. Dieses gewaltige Spektakel hat vielleicht das latente Präkog-Talent Mr. Hentmans geweckt, und ohne zu ahnen, woher seine ›lnspiration‹ stammt, kam ihm die Idee für das Drehbuch… Psionische Talente funktionieren oft auf diese Weise. Je länger ich darüber nachdenke, desto überzeugter bin ich, daß es so gewesen sein muß. Ich würde sagen, die Theorie Ihrer CIA-Kollegen ist keinen Schuß Pulver wert. Hentman und sein alphanischer Partner planen nicht im geringsten, Sie mit der sogenannten ›Evidenz‹ Ihrer Absichten zu konfrontieren… Sie tun einfach das, was sie sagen: Sie versuchen, ein brauchbares Drehbuch zu entwickeln.«
»Und was ist mit der Behauptung des CIA, daß die Alphaner Interesse daran haben, sich Alpha III M2 anzueignen?« fragte Chuck.
»Dieser Teil entspricht möglicherweise der Wahrheit«, räumte der Schimmelschleim ein. »Es wäre typisch für die Alphaner, nicht aufzugeben und die Hoffnung zu bewahren… Immerhin liegt der Mond in ihrem System. Aber offen gesagt – darf ich so reden? – erscheint mir die CIA-Theorie wie ein armseliges Gerüchtebündel aus dritter Hand. Der CIA hat ein paar Einzelfakten in ein verschlungenes Gewebe aus Ad-hoc-Theorien zusammengefaßt, in denen jedem Beteiligten ein gewaltiges Intrigenpotential zugeschrieben wird. Mit gesundem Menschenverstand kann man eine viel einfachere Sichtweise erzielen. Als CIA-Angestellter müßte Ihnen klar sein, daß dieser Verein, ebenso wie alle anderen Geheimdienste, noch nie auf der Grundlage gesunden Menschenverstandes gearbeitet hat.«
Chuck zuckte die Achseln.
»Tatsächlich«, sagte der Schimmelschleim, »sind Ihre auffallenden Rachegelüste bezüglich Ihrer Frau, wenn ich so sagen darf, teilweise eine Folge Ihres jahrelangen Zusammenseins mit Leuten, die zum Geheimdienstapparat gehören.«
»Aber eins werden Sie doch wohl zugeben«, sagte Chuck. »Es ist ein verdammtes Pech für mich, daß Hentman und seine Autoren gerade diese Idee für ihr TV-Skript entwickelt haben.«
»Es ist Pech, aber auch ziemlich erheiternd, wenn man sich vorstellt, daß ausgerechnet Sie sich gleich hinsetzen und die Dialoge dafür schreiben werden.« Der Schimmelschleim kicherte. »Vielleicht können Sie dem Manuskript ein bißchen Authentizität verleihen. Hentman wird sich freuen, wenn er merkt, wie gut Sie Siggi Trotzens Motive artikulieren.«
»Woher wissen Sie, daß der Charakter Siggi Trotz heißen soll?« Sofort war Chucks Mißtrauen wieder da.
»Es steht in Ihrem Geist.«
»Dann muß in meinem Geist auch stehen, daß ich es gern sähe, wenn Sie jetzt gingen, weil ich allein sein möchte.« Er fühlte sich allerdings nicht schläfrig; ihm war danach, sich hinzusetzen und ein TV-Drehbuch anzufangen.
»Kein Problem.« Der Schimmelschleim floß zurück, und dann war Chuck plötzlich allein in seiner Wohnung. Das einzige Geräusch kam vom spärlichen Verkehr auf der Straße unter ihm. Er stand eine Weile am Fenster, trank seinen Kaffee, setzte sich an die Schreibmaschine und drückte den Knopf, der ein neues Blatt Papier über die Walze zog.
Siggi Trotz, dachte er mit Widerwillen. Herrgott, was für ein Name! Wie sah ein Mensch mit einem solchen Namen aus? Wie ein Schwachkopf; wie einer der Typen, die Didi Hallervorden früher dargestellt hatte. Siggi Trotz, dachte er ätzend, sieht aus wie ein Mensch, der bescheuert genug ist, sich an der Vorstellung zu weiden, seine Frau umzubringen…
Mit professioneller Gelassenheit fing er an, eine Anfangsszene zu entwerfen. Darin würde Siggi natürlich zu Hause sein und den friedfertigen Versuch unternehmen, irgendeiner harmlosen Tätigkeit nachzugehen. Vielleicht las er gerade die Abendzeitung. Dann stürmte seine Alte wie eine Furie herein und gab es ihm. Ja, dachte Chuck, dieser Szene kann ich Realismus verleihen; ich kann von Jahren der Erfahrung zehren. Er fing an zu tippen.
Er schrieb mehrere Stunden lang und wunderte sich über die Wirksamkeit der illegalen Hexo-Amphetamin-Stimulanzien. Er verspürte keinerlei Erschöpfung – tatsächlich schuftete er schneller, als es in der Vergangenheit seine Art gewesen war. Um halb acht, als die ersten goldenen Sonnenstrahlen in die unter ihm liegende Straße fielen, erhob er sich auf steifen Beinen, ging in die Küche und machte sich ein Frühstück. Und jetzt zu meinem anderen Job, dachte er. Um halb neun im CIAGebäude in San Francisco. Zu Daniel Mageboom.
Er
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