Die Clans des Alpha-Mondes: Roman
psychopathischen Siedler eine bestimmte Richtung einschlug. Er war fest entschlossen, bis zum bitteren Ende weiterzumachen und seinen ursprünglichen Plan in die Tat umzusetzen. Warum, wußte er nicht; schließlich brauchte er jetzt nicht mehr bei ihr zu sein und mit ihr zu leben… Warum war ihr Tod eigentlich so wichtig für ihn?
Es war schon komisch: Mary wäre, hätte man ihr die Chance gegeben, in sein Bewußtsein zu schauen, möglicherweise als einzige in der Lage gewesen, seine Motive zu entschlüsseln. Es war ihr Beruf.
Diese Ironie freute ihn. Und trotz der unmittelbaren Nähe der beiden scharfsinnigen CIA-Beamten – gar nicht zu reden von dem allgegenwärtigen gelben Schimmelschleim, der sie auf der anderen Seite des Korridors belauschte – fühlte er sich in keiner Weise schlecht. Für ihn galt es nun, zwei Fraktionen auszutricksen, die beide über beträchtliche Erfahrung verfügten: Der CIA und die Organisation Hentmans setzten sich zwar beide aus alten Profis zusammen, aber dennoch hatte Chuck das instinktive Gefühl, daß er am Ende das kriegen würde, was er wollte, und nicht das, was die anderen wollten.
Der Schimmelschleim bekam seine Gedanken natürlich mit. Chuck hoffte, daß er auch sie an Hentman weitergab; er wollte, daß Hentman sie kannte.
Sobald die beiden CIA-Männer gegangen waren, floß der Schimmelschleim unter der verschlossenen Tür in seine Wohnung und materialisierte auf der altmodischen Auslegeware. Er sprach in einem anklagenden Tonfall und mit einem Anflug rechtschaffener Empörung. »Mr. Rittersdorf, ich versichere Ihnen, daß ich keinen Kontakt zu Mr. Hentman hatte. Ich habe ihn zum ersten Mal an dem Abend gesehen, als er dieses Haus betrat und Sie Ihre Unterschrift unter den Arbeitsvertrag setzten.«
»Ihr Halunken«, sagte Chuck, während er sich in der Küche einen Kaffee machte. Es war jetzt vier Uhr in der Frühe, doch dank der illegalen Aufputschmittel, mit denen Lord Flieh-denGeiz ihn versorgt hatte, spürte er keine Erschöpfung. »Ewig hört ihr einen ab«, sagte er. »Führt ihr eigentlich kein eigenes Leben?«
»In einem Punkt stimme ich Ihnen zu«, sagte der Schimmelschleim. »Als Mr. Hentman das Drehbuch vorbereitete, muß er Ihre Absichten bezüglich Ihrer Frau gekannt haben – sonst wäre die Übereinstimmung zu groß, um glaubhaft zu sein. Vielleicht, Mr. Rittersdorf, ist hier außer mir noch ein Telepath im Spiel.«
Chuck sah ihn an.
»Es könnte einer Ihrer Kollegen vom CIA sein«, sagte der Schimmelschleim. »Vielleicht belauscht man Sie, wenn Sie das Mageboom-Simulacrum auf Alpha III M2 steuern. Vielleicht ist auch einer der dort ansässigen psychopathischen Siedler ein Telepath. Ich nehme an, es wird von nun an meine Aufgabe sein, Ihnen in jeder möglichen Hinsicht zu assistieren, um meine Aufrichtigkeit deutlich zu demonstrieren. Es liegt mir äußerst viel daran, meinen guten Namen in Ihren Augen wieder reinzuwaschen. Ich werde alles tun, was ich kann, um diesen Telepathen, der zu Hentman übergelaufen ist, zu finden, damit…«
»Könnte es Joan Trieste sein…?« unterbrach Chuck ihn plötzlich.
»Nein. Ihr Geist ist mir vertraut; er hat keine solchen Kräfte. Sie ist zwar ein Psi, wie Sie wissen, aber ihre Talente liegen auf dem Gebiet der Zeit.« Der Schimmelschleim dachte nach. »Es sei denn… Es gibt nämlich noch einen anderen Weg, auf dem Ihre Absichten bekanntgeworden sein könnten, Mr. Rittersdorf. Die psionische Kraft der Präkognition… des Hellsehens. Nehmen wir an, daß Ihr Tun eines Tages öffentlich bekannt wird. Ein Präkog, der in die Zukunft schaut, könnte es sehen. Dann verfügt er schon heute über dieses Wissen. Das ist ein Gedanke, den wir nicht außer acht lassen dürfen. Zumindest beweist er, daß der Faktor Telepathie nicht der einzige ist, der zu Hentmans Wissen über die Absichten beigetragen haben könnte, die sie bezüglich Ihrer Frau haben.«
Chuck mußte zugeben, daß die Logik des Schimmelschleims ihren Wert hatte.
»Tatsächlich«, sagte der Schimmelschleim und pulsierte sichtlich vor Erregung, »könnte es aber auch das unfreiwillige Funktionieren eines Präkog-Talents sein – durch jemanden, der Ihnen nahesteht und keine Ahnung hat, daß er diese Gabe besitzt. Etwa jemand aus der Hentman-Organisation. Sogar Mr. Hentman selbst.«
»Hmm«, sagte Chuck geistesabwesend, als er die Tasse mit heißem Kaffee füllte.
»Ihr zukünftiger Lebensweg«, sagte der Schimmelschleim, »ist erfüllt von der
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