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Die Clans des Alpha-Mondes: Roman

Die Clans des Alpha-Mondes: Roman

Titel: Die Clans des Alpha-Mondes: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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Rittersdorf gerade erst anfing. Ledeburs Gebräu konnte nichts dafür, daß es ihn nicht auf diese Weise angetörnt hatte. Gabriel Baines und das Gebräu des Heb-Heiligen hatten in Dr. Mary Rittersdorf lediglich etwas zum Vorschein gebracht, das schon in ihr vorhanden gewesen war. Und er konnte sich glücklich schätzen, wenn sich die Kombination nicht – wie es sein Eindruck war – als totaler Todestrank, sondern als sogenannter Liebestrank entpuppte.
    Zu keiner Zeit verlor er völlig die Besinnung. Deswegen war er sich auch viel später der Tatsache bewußt, daß die Aktivität, die ihn gefangenhielt, schrittweise abnahm. Der künstlich erzeugte Wirbelwind flaute ab, und dann gab es endlich wieder Frieden. Und dann wurde er – von einer Kraft, die er nicht zu Gesicht bekam – körperlich von seinem Platz auf dem Kabinenboden Dr. Mary Rittersdorfs entfernt und an einen völlig anderen Ort gebracht.
    Am liebsten wäre ich tot, dachte er. Er hatte fraglos seine letzte Chance verspielt. Das terranische Ultimatum war abgelaufen, ohne daß es ihm gelungen war, den Lauf der Ereignisse aufzuhalten. Wo war er überhaupt? Baines öffnete vorsichtig die Augen.
    Es war dunkel. Er lag draußen, unter den Sternen, und um ihn herum erhoben sich die Müllberge, aus denen die Heb-Siedlung namens Gandhitown bestand. In keiner Richtung – er schaute sich aufgeregt um – konnte er die Umrisse des terranischen Schiffes ausmachen. Also hatte es offenbar abgehoben. Um in Da Vinci Heights zu landen.
    Zitternd setzte er sich hin. Wo im Namen all dessen, was seiner Spezies heilig war, waren seine Kleider? Waren sie diesen Leuten zu unwichtig gewesen, um sie ihm zurückzugeben? Das hätten sie doch wenigstens tun können. Er legte sich wieder hin, schloß die Augen und fluchte mit weinerlicher Stimme vor sich hin… Nicht zuletzt verfluchte er sich, den Para-Delegierten des Hohen Rates. Das ist zuviel, dachte er verbittert.
    Ein Geräusch, das von rechts kam, lenkte ihn ab. Baines öffnete erneut die Augen und sah sich verstohlen um. Ein antikes Fahrzeug längst überholter Art knatterte auf ihn zu. Jetzt erkannte er Gebüsche. Ja, jetzt erkannte er es. Sie hatten ihn auch noch ins Buschwerk geworfen, wohl deswegen, damit ihn die Dornen piekten. Mary Rittersdorf hatte ihn auf den Status einer Ex-und-Hopp-Flasche reduziert. Dafür haßte er sie – ohne daß die Angst, die er vor ihr hatte und die viel größer war als sein Haß, geringer wurde. Das Fahrzeug, das auf ihn zukam, war nichts anderes als ein typischer Heb-Wagen mit Verbrennungsmotor. Er konnte die gelben Scheinwerfer erkennen.
    Baines rappelte sich auf und brachte den Wagen winkend zum stehen. Er stand mitten auf einem nur schwach erkennbaren Kuhpfad am Rande Gandhitowns.
    »Was ist denn?« fragte der Heb-Fahrer mit einer schleppenden, dünnen Stimme; er war so verdummt, daß er völlig sorglos war.
    Baines ging zur Wagentür und sagte: »Ich bin… überfallen worden.«
    »Ja? Wie schlimm. Ihre Sachen sind auch weg? Steigen Sie ein.« Der Heb ballerte gegen die Tür hinter sich, bis sie aufsprang. »Ich fahre Sie zu mir. Geb Ihnen was zum Anziehen.«
    Baines sagte grimmig: »Es wäre mir lieber, Sie fahren mich zu Ignatz Ledeburs Hütte. Ich möchte mit ihm reden.« Aber konnte er es dem Heb-Heiligen verübeln, wenn alles in der Frau dringesteckt war? Niemand hätte es voraussagen können. Ledebur hätte ihm bestimmt abgeraten, wenn das Zeug die Frauen allgemein so verrückt machte.
    »Wer ist das?« fragte der Heb-Fahrer, als er den Wagen wieder anließ.
    In Gandhitown pflegte man wenig Kontakt miteinander; es war symptomatisch, wurde Blaines klar, daß Mary Rittersdorfs Feststellungen in Bezug auf sie sich ewig bestätigten. Doch er riß sich zusammen und beschrieb den Platz, an dem Ledeburs Hütte stand, so gut er es konnte.
    »Oh, yeah«, sagte der Fahrer. »Das ist der mit den vielen Katzen. Ich hab vor kurzem eine überfahren.« Er kicherte. Baines schloß stöhnend die Augen.
    Schließlich hielten sie vor der matt beleuchteten Hütte des Heb-Heiligen. Der Fahrer drosch die Wagentür auf. Baines kletterte steifbeinig hinaus. Ihm taten alle Knochen weh, und er litt noch immer unerträglich an den zig Millionen Bissen, die Mary Rittersdorf ihm in ihrer Leidenschaft beigebracht hatte. Schritt für Schritt legte er den Weg durch den müllbedeckten Hof zurück, der vom ungleichmäßigen Licht der Autoscheinwerfer erhellt wurde. Er fand die Hüttentür, verjagte ein

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