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Die Clans des Alpha-Mondes: Roman

Die Clans des Alpha-Mondes: Roman

Titel: Die Clans des Alpha-Mondes: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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verführte. Sie hatte das Gefühl, er war schiefgegangen. Doch für Gabe konnte es trotzdem recht spaßig gewesen sein. Vielleicht war es noch in diesem Moment spaßig für ihn.
    Natürlich war jetzt alles vorbei, weil Mr. Rittersdorf angekommen war.
    »Wie haben Sie geheißen«, fragte sie, »als sie zum ersten Mal hier waren?«
    Chuck Rittersdorf sah sie an. »Glauben Sie, ich hätte meinen Namen geän…«
    »Sie waren ein anderer.« So mußte es gewesen sein; sonst hätte sie sich an ihn erinnert. Hätte ihn wiedererkannt.
    Rittersdorf sagte nach einer Pause: »Sagen wir’s so… Ich war hier, habe Sie kennengelernt, bin zur Erde zurückgekehrt und bin jetzt wieder da.« Er warf ihr einen Blick zu, als sei es ihre Schuld. Nachdem er die letzte Kugel eingegraben hatte, packte er nachdenklich den leeren Karton und die kleine Schaufel und ging auf das Schiff zu.
    Annette folgte ihm und sagte: »Werden die Schimmelschleime jetzt unseren Mond übernehmen?« Ihr kam der Gedanke, daß dies vielleicht ein Teil des terranischen Eroberungsplans war. Doch die Vorstellung hatte nicht den richtigen Klang. Dieser Mann sah so aus, als arbeite er allein. Die Idee war für jemanden wie sie viel zu paratypisch.
    »Es könnte euch viel schlimmer ergehen«, sagte Rittersdorf lakonisch. Er verschwand im Schiff. Annette zögerte einen Moment, dann ging sie hinter ihm her und blinzelte in das helle Licht, das von der Decke kam.
    Auf einem Tresen lag ihre Bleimantelgeschoßpistole. Sie hatte sie dort hingelegt, als sie damit beschäftigt gewesen war, den Behälter mit Wasser zu füllen.
    Rittersdorf nahm die Pistole in die Hand und untersuchte sie, dann drehte er sich mit einem eigentümlichen Ausdruck zu ihr um. Auf seinem Gesicht tauchte so etwas wie ein Grinsen auf. »Gehört sie Ihnen?«
    »J-ja«, sagte sie verlegen. Sie streckte die Hand in der Hoffnung aus, daß er sie ihr zurückgab. Aber das tat er nicht. »Ach, bitte«, sagte sie. »Sie gehört mir, und ich habe sie dort hingelegt, weil ich Ihnen helfen wollte. Das wissen Sie doch.«
    Er musterte sie eine ziemliche Weile. Dann gab er ihr die Pistole zurück.
    »Vielen Dank.« Sie empfand Dankbarkeit. »Ich werde es Ihnen nicht vergessen.«
    »Wollten Sie den Mond damit verteidigen?« Rittersdorf lächelte nun. Ihr fiel auf, daß er nicht übel aussah, wenn man außer acht ließ, daß sein Gesicht einen hektischen, von Kummer zerfressenen Ausdruck und zu viele Falten zeigte. Aber seine Augen waren von einem netten Hellblau. Sie nahm an, daß er Mitte Dreißig war. Das war kein Alter, auch wenn er etwas älter war als sie. Sein Lächeln wirkte irgendwie schmerzlich. Es war gar nicht gekünstelt, aber… Sie dachte nach. Es kam ihr irgendwie unnatürlich vor; als sei es schwierig für ihn, sich glücklich zu fühlen, und sei es auch nur für eine kleine Welt. Vielleicht war er so wie Dino Watters – von Natur aus finster eingestellt. Wenn er so war, tat er ihr leid. Es war schrecklich, an so etwas zu leiden. Viel schlimmer als manches andere.
    »Ich glaube nicht, daß wir den Mond retten können«, sagte sie. »Ich wollte mich nur persönlich schützen. Sie kennen die hiesige Situation, nicht wahr? Wir…«
    Urplötzlich ertönte in ihrem Kopf eine krächzende, rudimentäre Stimme, die »Mr. Rittersdorf…« quäkte und dann verblaßte. Dann war sie wieder da, wie das schwache Gesäusel eines Röhrenradios. »… klug gedacht. Ich sehe, daß Joan…« Dann verstummte die Stimme erneut.
    »Was in Gottes Namen war das?« fragte Annette erschreckt.
    »Der Schimmelschleim. Einer von ihnen. Ich weiß nicht, welcher.« Chuck Rittersdorf schien vor Erleichterung wie gebannt zu sein und sagte laut: »Er hat den Anschluß gefunden!« Er schrie so laut, als sei Annette kilometerweit entfernt. »Er ist wieder da! Was sagen Sie dazu, Miss Golding? Sagen Sie doch was!« Er faßte blitzschnell ihre Hände und wirbelte sie mit fast kindlicher Freude im Kreis herum. »Sagen Sie doch was, Miss Golding!«
    »Ich freue mich«, sagte Annette pflichtbewußt, »daß Sie so glücklich sind. Sie sollten sich so oft wie möglich freuen. Ich weiß zwar nicht, was passiert ist, aber…« Sie löste ihre Hände von den seinen. »… ich weiß, daß es Ihnen zusteht, was immer es auch sein mag.«
    Hinter ihr bewegte sich etwas. Sie drehte sich um und sah im Eingang des Schiffes einen gelben Klumpen, der schleppend näher kam, sich über die Schwelle wälzte und eintrat. Also so sehen sie aus, dachte sie,

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